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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sie noch jünger und mädchenhafter erscheinen.
    »Pete«, sagte sie.
    Er beugte sich über sie und küßte sie vorsichtig. Sie reagierte kaum darauf. Als ihre Hand seine berührte, fiel ihm auf, daß sie keinen Ehering mehr trug.
    »Du lebst noch.« Ihre Stimme klang erstaunt. »Du bist zurückgekommen.«
    »Zu dir, Sheila«, sagte er und setzte sich auf die Bettkante.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, antwortete sie.
    »Ich liebe dich«, sagte er in seiner Hilflosigkeit.
    »Ich habe dich auch geliebt.« Ihre Stimme war sehr ruhig und sehr weit fort. Er sah den verträumten Ausdruck in ihren Augen. »Deshalb war ich so verzweifelt.«
    Er beherrschte sich mühsam. Sein Kopf dröhnte, dann schien sich das Zimmer um ihn zu drehen.
    »Ich erinnere mich nicht mehr allzu gut an dich, weißt du«, fuhr Sheila fort. »Wahrscheinlich hat mein Gedächtnis gelitten. Alles scheint schon Jahre zurückzuliegen, und du bist wie eine Traumgestalt, die ich einmal geliebt habe.« Sie lächelte. »Wie mager du geworden bist, Pete. Und irgendwie hart. Alle sind jetzt so hart.«
    »Nein«, widersprach er. »Alle machen sich deinetwegen Sorgen.«
    »Aber nicht wie früher. Alle haben sich verändert. Und du bist nicht mehr Pete.« Sie setzte sich auf und sprach etwas lauter. »Pete ist während der Veränderung gestorben. Ich habe ihn dabei beobachtet. Du bist ein netter Mann, der mich an jemand aus meinem früheren Leben erinnert – aber du bist nicht Pete.«
    »Nicht aufregen, Liebling.«
    »Ich habe erkannt, daß ich dir nicht folgen konnte«, sagte Sheila, »und ich wollte weder dich noch mich damit belasten. Deshalb habe ich den Weg zurück gewählt. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie wunderbar jetzt alles ist. Hier ist es so ruhig und friedlich.«
    »Ich brauche dich noch immer«, sagte er.
    »Nein. Du sollst nicht lügen. Siehst du nicht, daß das ganz überflüssig ist?« Sheila lächelte wie aus weiter Ferne. »Du sitzt hier mit unbeweglichem Gesicht – du bist gar nicht Pete. Aber ich wünsche dir trotzdem alles Gute und viel Glück.«
    Er konnte sich nicht länger beherrschen. Er kniete neben ihrem Bett und weinte, und sie tröstete ihn, so gut sie es vermochte.

20. Kapitel
    Im Pazifik gibt es eine kleine Insel nicht weit vom Äquator entfernt, die am Ende der Welt zu liegen scheint. Die alten Schiffahrtsrouten und später auch die Flugrouten verliefen weit hinter dem Horizont, und das Atoll gehörte nur der Sonne, dem Wind und dem Geschrei der Möwen.
    In einer kurzen Zeitspanne seiner Geschichte hatte es auch Menschen gesehen. Die Korallen hatten die Insel aus dem Meer entstehen lassen, die Tage und Nächte hatten die Oberfläche in fruchtbaren Boden verwandelt, und die Samen der Pflanzen, die jetzt auf diesem Boden gediehen, waren vom Wind über das Meer getragen worden. Als die Brandung einige Kokosnüsse anschwemmte, wuchsen bald darauf Palmen auf der Insel. Sie standen bereits seit Jahrhunderten, als das erste Kanu am Horizont erschien.
    Die Boote waren mit Polynesiern besetzt – großgewachsene braune Männer auf der langen Suche nach Hawaiki, der Schönen. Die Männer waren tapfer und fürchteten sich nicht vor der unendlichen Einsamkeit des Meeres, denn sie hatten die Sterne und die Strömungen, nach denen sie ihren Kurs richteten, und ihre starken Arme, um damit zu paddeln. Nachdem sie ihre Boote ans Ufer gezogen und dem Haifischgott Nan ein Opfer dargebracht hatten, flochten sie sich Hibiskusblüten in das lange Haar und tanzten am Strand, denn sie hatten die Insel gesehen und sie gut gefunden.
    Dann fuhren sie wieder fort, aber im nächsten Jahr – oder im übernächsten oder dem Jahr danach, denn das Meer ist groß und die Zeit kennt keine Grenzen – kamen sie gemeinsam mit anderen zurück, brachten Frauen, Kinder und Haustiere mit und besiedelten die Insel. Wenig später erhoben sich die ersten Strohhütten am Strand unter den Palmen, und nackte braune Kinder tollten in der Brandung, und die Fischer fuhren in die Lagune hinaus. So verstrichen hundert oder zweihundert Jahre, bevor die weißen Männer kamen.
    Ihre großen Kanus mit den weißen Schwingen liefen die friedliche Insel nur wenige Male an, weil sie nicht allzu bedeutend war; aber sie brachten trotzdem wie überall ihre Ladung aus Windpocken, Masern und Tuberkulose an Land, so daß die braune Bevölkerung erheblich dezimiert zurückblieb. Später entwickelte sich eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen diese Krankheiten, so daß es jetzt

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