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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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    Moricadia, 1849
    Als das Streichquartett aufhörte zu spielen, erkannte Comte Cloutier, dass dieser Moment genau richtig war, um die Aufmerksamkeit aller Gäste in Hörweite auf sich zu ziehen. »Lady Lettice, habt Ihr von dem Geist gehört, der nachts hier durch die Gegend reitet?«
    Auf jeden Fall zog er die Aufmerksamkeit des Engländers Michael Durant auf sich, dem Erben des Duke of Nevitt. Auf Lord und Lady Thibaults exklusivem Ball hatte bisher nur wenig seine Aufmerksamkeit zu fesseln vermocht. Diese Veranstaltung war das Ebenbild aller englischen Bälle, an denen er bisher teilgenommen hatte, und ebenso ähnelte er frappierend den preußischen Bällen, den französischen Bällen, den venezianischen Bällen … Er war durch ganz Europa gereist und hatte unterwegs beobachtet, dass die Reichen einander so lange gegenseitig imitierten, bis einer langweiliger wirkte als der andere.
    Auch an diesem Abend spielten die Musiker, die Gäste tanzten, und das Essen war vorzüglich. Das Spielzimmer war gut besucht. Fürst Sandre und seine Schergen verliehen der Veranstaltung einen fürstlichen Hauch.
    Aber bisher hatte Michael nichts belauscht, das für ihn von Bedeutung war. Bis jetzt. Und er wusste, das lag daran, dass Cloutier noch nicht realisiert hatte, wie schwerwiegend sein Fehltritt tatsächlich war. Er ahnte nicht, dass er schon morgen fort wäre. Man würde ihn aus Moricadia herauswerfen und nach Frankreich zurückschicken, spätestens dann würde er seinen Hang zur Schwatzhaftigkeit verfluchen.
    Sichtlich interessiert näherte Michael sich der Gruppe Verehrer, die sich um Lady Lettice Surtees drängten.
    »Ein Geist?« Lady Lettice stieß einen kleinen, schrillen Schrei aus, der eher zu einem jungen Mädchen passte. »Nein! Bitte sagt mir, was es mit diesem Geist auf sich hat.« Ehe Cloutier antworten konnte, drehte sie sich zu ihrer Gesellschafterin um, einer etwa zwanzig Jahre jungen Frau. »Mach dich nützlich, Mädchen!«, schnappte sie. »Fächle mir Luft zu! Mit so vielen Bewunderern zu tanzen ist schrecklich ermüdend.«
    Das Mädchen – ein armes, unterdrücktes Ding mit einer Spitzenhaube auf dem stumpfen braunen Haar – nickte stumm. Aus dem großen Retikül, das sie an der Taille trug, zog sie einen elfenbeinfarbenen Fächer mit zarter Spitze, nahm hinter Lady Lettices rechter Schulter Aufstellung und begann, ihrer plötzlich erröteten und erhitzten Herrin frische Luft zuzufächeln.
    Lady Lettice beklagte sich: »Es ist hier drin einfach zu warm. Findet Ihr nicht auch, dass es zu warm ist, Lord Escobar?«
    Escobar wich nicht von ihrer linken Seite. »In der Tat, Senorita, es ist ungewöhnlich warm für einen Sommerabend in diesen Breiten.«
    Es war eine ziemlich plumpe Schmeichelei, Lady Lettice als »Senorita« zu bezeichnen. Sie war eine Witwe in den frühen Vierzigern, ihre Wangen wurden bereits leicht schlaff – im Alter würde das ihr größter Makel sein. Aber ihr Busen war beeindruckend und wurde durch das ungehörig tief ausgeschnittene, gerüschte Mieder des Kleids noch betont. Ihre Taille wurde vom Korsett heftig eingeschnürt, weshalb sie vermutlich nur schwer Luft bekam und es kaum verwunderte, dass das Tanzen sie ermüdete.
    Keine dieser Äußerlichkeiten war besonders wichtig. Denn Lady Lettice war wohlhabend, und das halbe Dutzend Männer, das sich um sie drängte, wusste davon. Sie rangelten um den besten Platz neben ihrem vergoldeten Stuhl, boten ihr Kelche mit gekühltem Champagner an, grinsten breit und musterten hinter ihrem Rücken prüfend die hübschen Debütantinnen, die an den Wänden des Ballsaals standen. Mädchen, die allemal hübscher und viel jünger waren, die aber ohne das nötige Vermögen daherkamen, das für eine gute Partie so wichtig war.
    »Nun erzählt mir von diesem Geist, Cloutier.« Lady Lettice zog ein weißes Baumwolltaschentuch zwischen ihren Brüsten hervor und betupfte ihre verschwitzte Oberlippe.
    »Dieser Geist … Sie nennen ihn den Schnitter. Er reitet in der Nacht in aller Stille. Eine riesige weiße Gestalt in zerfledderten Lumpen auf dem Rücken eines weißen Pferds. Seine Haut ist totenbleich, seine Kleider sind kaum mehr als Fetzen, und wo seine Augen sein sollten, sind nur schwarze Löcher. Eine Furcht einflößende Erscheinung, dennoch flüstern die Bauern seinen Namen voller Ehrfurcht und behaupten, er sei der Geist von Reynaldo, der seit zweihundert Jahren tot ist und der letzte König moricadischer Abstammung war.«
    »Bauern«,

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