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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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durch eine bewußte Anstrengung unterdrücken.
    »Hallo, Erde«, sagte er nochmals in sein Mikrophon. Sie flogen mit Unterlichtgeschwindigkeit, so daß die Funksignale dem Schiff weit vorauseilten. »Hallo, Erde, hören Sie mich? Hier spricht Raumschiff I. Wir befinden uns im Anflug auf die Erde.«
    Lewis knurrte etwas, das heißen sollte: (Vielleicht sind sie inzwischen nicht mehr auf Funkverbindungen angewiesen. In all diesen Monaten ...)
    Corinth schüttelte den Kopf. »Ich bin davon überzeugt, daß sie wenigstens eine Art Horchdienst eingerichtet haben.« Er sprach wieder in das Mikrophon: »Hallo, Erde, bitte melden. Hallo, Erde, hören Sie mich?«
    »Wenn irgendein Funkamateur – vielleicht ein Fünfjähriger in Rußland, Indien oder Afrika – unser Signal auffängt, muß er sich erst mit einer Funkstation in Verbindung setzen, die uns erreichen kann«, sagte Lewis. »Das braucht aber seine Zeit. Immer mit der Ruhe, Pete!«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte Corinth und drehte sich in seinem Sessel um. »Außerdem landen wir ohnehin in ein paar Stunden. Aber ich wollte erreichen, daß wir richtig begrüßt werden!«
    »Ein Dutzend Limfjordaustern in der Schale und mit viel Zitronensaft«, murmelte Lewis verträumt vor sich hin. »Dazu natürlich Rheinwein – sagen wir Jahrgang siebenunddreißig. Krabben in Mayonnaise auf Weißbrot mit frischer Landbutter. Räucherlachs auf Toast und ...«
    Corinth grinste unwillkürlich, obwohl er eben besorgt an Sheila dachte; er stellte sich vor, wie er mit ihr irgendwohin fahren würde, wo sie einige Wochen ganz für sich allein hatten. Vorläufig mußte er noch damit zufrieden sein, lange belanglose Unterhaltungen mit Lewis zu führen, die aus kaum mehr als einigen Worten, Handbewegungen und Veränderungen des Gesichtsausdrucks bestanden. Auf dem langen Flug nach Hause zurück hatten sie alle Möglichkeiten ihres eigenen Geistes erforscht; aber das war nur ein Notbehelf gewesen, um das eisige Schweigen des Alls nicht in das Innere des Raumschiffes vordringen zu lassen. Jetzt hatten sie endlich wieder die Heimat vor Augen – und in wenigen Stunden ...
    »Hallo, Raumschiff I.«
    Sie drehten sich fast erschrocken nach dem Lautsprecher um. Die Stimme klang verzerrt und leise, aber sie gehörte unzweifelhaft einem Menschen.
    »Großer Gott«, murmelte Lewis verblüfft, »der Kerl hat sogar einen Brooklyn-Akzent.«
    »Hallo, Raumschiff I, hier spricht New York. Hören Sie mich?«
    »Ja«, sagte Corinth und schluckte trocken. Dann wartete er darauf, daß seine Stimme die Millionen Kilometer überwand, die sie noch von der Erde entfernt waren.
    »Die Verbindung war nicht leicht herzustellen«, fuhr die Stimme nach einiger Zeit im Gesprächston fort. »Wir mußten den Dopplereffekt berücksichtigen – ihr rast wie die Verrückten auf die Erde zu. Was ist denn los? Brennt das Schiff oder was?« Er erwähnte die technische Großleistung nicht mehr, durch die eine Verbindung mit dem Raumschiff überhaupt erst möglich geworden war; dergleichen Dinge waren jetzt alltäglich. »Trotzdem herzliche Glückwünsche! An Bord alles in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete Lewis. »Wir haben einige Schwierigkeiten gehabt, kommen aber jetzt heil zurück und möchten dementsprechend empfangen werden.« Er zögerte und fragte dann: »Wie sieht es auf der Erde aus?«
    »Besser als vorher. Ich möchte allerdings wetten, daß Sie vieles nicht mehr wiedererkennen. Alles verändert sich so rasch, daß es wirklich schön ist, endlich wieder einmal Englisch sprechen zu können. Vielleicht habe ich nie wieder Gelegenheit dazu. Was war eigentlich mit euch los?«
    »Das erklären wir später«, warf Corinth ein. »Wie geht es unseren ... Mitarbeitern?«
    »Gut, nehme ich an. Ich bin nur ein kleiner Techniker in Brookhaven, müssen Sie wissen. Deshalb kenne ich die Leute nicht näher. Aber ich benachrichtige sie natürlich. Sie landen doch hier?«
    »Ja, in etwa ...« Corinth rechnete blitzschnell. »In sechs Stunden.«
    »Okay, dann ...« Die Stimme wurde unhörbar. Sie verstanden noch das Wort ›Band‹, aber dann herrschte wieder Stille.
    »Hallo, New York, die Verbindung ist unterbrochen«, sagte Corinth.
    »Komm, lassen wir das«, warf Lewis ein. »Warum stellst du den Quatschkasten nicht einfach ab?«
    »Aber ...«
    »Wir warten schon so lange, daß wir auch noch sechs Stunden länger warten können. Die ganze Mühe lohnt sich wirklich nicht.«
    »Hmmm, nun ...« Corinth gab seufzend nach.

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