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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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könnte Euch jemand eine entgegenschleudern, nur um zu sehen, wie Ihr reagiert.«
    »Danke«, sagte Egwene kalt. »Aber diese Ermahnung ist wirklich unnötig.«
    »Tatsächlich? Klingt irgendwie wie etwas, das Elaida sagen würde.«
    »Das ist ungerecht!«
    »Beweist es«, sagte Siuan süffisant.
    Egwene zwang sich zur Ruhe. Siuan hatte recht. Es war besser, einen Rat anzunehmen - vor allem, wenn es ein guter Rat war -, als sich zu beschweren. »Natürlich habt Ihr recht«, sagte Egwene und strich das Kleid über den Knien glatt, während sie gleichzeitig den Unmut aus ihrer Miene strich. »Erzählt mir mehr über Gawyns Ankunft.«
    »Viel mehr weiß ich auch nicht«, gestand Siuan ein. »Ich hätte es wirklich schon gestern erwähnen sollen, aber unser Treffen wurde ja abgekürzt.« Sie trafen sich nun viel öfter - in jeder Nacht von Egwenes Kerkerhaft -, aber am Vortag hatte jemand Siuan geweckt, bevor sie mit ihrem Gespräch fertig gewesen war. Eine Blase des Bösen im Rebellenlager, bei der Zelte zum Leben erwacht waren und versucht hatten, Menschen zu erdrosseln. Es hatte drei Todesfälle gegeben, darunter eine Aes Sedai.
    »Aber Gawyn hat auch nicht viel gesagt, das ich mitbekommen hätte«, fuhr Siuan fort. »Ich glaube, er ist da, weil er von Eurer Gefangennahme gehört hat. Er hatte einen spektakulären Auftritt, aber jetzt bleibt er in Brynes Kommandoposten und besucht regelmäßig die Aes Sedai. Irgendetwas beschäftigt ihn; er spricht ständig mit Romanda und Lelaine.«
    »Das ist beunruhigend.«
    »Nun, sie sind es, die im Lager offensichtlich etwas zu sagen haben. Solange Sheriam und die anderen es nicht schaffen, ihnen einen Teil der Autorität zu entringen. Ohne Euch läuft es nicht gut; das Lager braucht Führung. Tatsächlich verzehren wir uns danach, so wie ein verhungernder Fischer sich nach einem Fang verzehrt. Ich schätze, Aes Sedai sind Menschen, die Ordnung brauchen. Ich …«
    Sie verstummte. Vermutlich hatte sie Egwene schon wieder drängen wollen, eine Rettung zu akzeptieren. Sie sah Egwene an, dann sprach sie weiter. »Nun, es wird uns guttun, wenn Ihr zurückkehrt, Mutter, fe länger Ihr fortbleibt, desto unversöhnlicher werden die Fraktionen. Man kann die Linien, die durch die Mitte des Lagers gehen, fast schon sehen. Romanda auf der einen Seite, Lelaine auf der anderen, und ein stetig schrumpfender Teil, der sich nicht für eine Seite entscheiden will.«
    »Wir können uns keine weitere Spaltung leisten«, sagte Egwene. »Gerade wir nicht; wir müssen uns stärker als Elaida erweisen.«
    »Wenigstens verlaufen unsere Gräben nicht an den Grenzen der Ajahs«, meinte Siuan defensiv.
    »Fraktion und Spaltungen«, sagte Egwene und stand auf. »Zank und Rangeleien. Wir sind besser als das, Siuan. Sag dem Saal, dass ich mich mit ihm treffen will. Vielleicht in zwei Tagen. Wir beide sollten uns morgen wieder treffen.«
    Siuan nickte zögernd. »Also gut.«
    Egwene sah sie an. »Haltet Ihr das für unklug?«
    »Nein«, erwiderte Siuan. »Ich mache mir Sorgen darüber, wie sehr Ihr Euch antreibt. Die Amyrlin muss lernen, ihre Kräfte einzuteilen; einige in Eurer Stellung sind nicht deshalb gescheitert, weil ihnen die Fähigkeit zur Größe fehlte, sondern weil sie sich verzettelt haben, weil sie gerannt sind, als sie hätten gehen sollen.«
    Egwene verzichtete auf den Hinweis, dass Siuan selbst einen großen Teil ihrer Herrschaft als Amyrlin in halsbrecherischem Tempo verbracht hatte. In der Tat hätte man durchaus argumentieren können, dass sich Siuan verzettelt hatte und darum gestürzt war. Wer könnte besser über die Gefahren solcher Aktivitäten sprechen als jemand, der von ihnen so sehr verbrannt worden war?
    »Ich weiß diesen Rat zu schätzen, Tochter«, sagte Egwene. »Aber es gibt hier wirklich wenig, worüber man sich Sorgen machen sollte. Meine Tage verbringe ich in Einsamkeit, und die gelegentlichen Prügel sorgen für Würze. Diese nächtlichen Treffen helfen mir, zu überleben.« Sie erschauderte und lenkte den Blick von Siuan durch das Fenster auf die schmutzige, verlassene Straße.
    »Ist es sehr schwer zu ertragen?«, fragte Siuan leise.
    »Die Zelle ist schmal genug, dass ich beide Seiten gleichzeitig berühren kann«, sagte Egwene. »Sie ist auch nicht besonders lang. Wenn ich mich hinlege, muss ich die Beine anziehen, damit das geht. Ich kann nicht stehen, da die Decke so niedrig ist, dass ich mich nicht aufrichten kann, und ich kann nicht ohne Schmerzen sitzen, da man

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