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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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leistete. Diese Tage werden zur Legende werden!«
    Jubel ertönte, größtenteils von Novizinnen und Soldaten, da die Aes Sedai selbst viel zu reserviert für diese Art von Benehmen waren. Größtenteils jedenfalls. Ein paar der jüngeren stimmten ein, gefangen vom Augenblick. Glücklicherweise kam dieser Jubel von beiden Seiten. Egwene ließ sie einen Augenblick lang schreien, dann hob sie die Arme und brachte sie zum Schweigen.
    »Es soll sich im ganzen Land verbreiten!«, rief sie. »Davon soll gesprochen werden, man soll sich darauf verlassen können, man soll sich daran erinnern. Die Weiße Burg steht vereint. Und niemand, weder Mann, Frau noch Schöpfung des Schattens, wird uns je wieder entzweit sehen!«
    Dieses Mal war der Jubel beinahe ohrenbetäubend, und überraschenderweise stimmten mehr Aes Sedai darin ein. Egwene senkte die Hände.
    Sie hoffte, dass sie auch noch in den kommenden Monaten jubelten. Denn vor ihnen lag viel Arbeit.

KAPITEL 22
    Den er verlor
    R and kehrte nicht sofort in seine Gemächer zurück. Das gescheiterte Treffen mit den Grenzländern hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Nicht wegen ihres geschickten Versuchs, ihn nach Far Madding zu locken - das war enttäuschend, aber kam nicht gerade unerwartet. Andere versuchten ständig, ihn zu kontrollieren und zu manipulieren. Die Grenzländer machten da keine Ausnahme.
    Nein, es war etwas anderes, das ihm zu schaffen machte, etwas, das er nicht genau definieren konnte. Und so pirschte er durch den Stein von Tear, zwei Töchter der Aiel im Schlepptau, und seine Gegenwart überraschte Diener und beunruhigte Verteidiger.
    Die Korridore wanden sich. Die Wände hatten die Farbe von nassem Sand, wo keine Wandteppiche hingen, aber sie waren viel stärker als jeder Felsen, der Rand bekannt war. Sie waren fremdartig und seltsam, jeder glatte Torbogen war eine Erinnerung, dass dieser Ort nicht natürlich war.
    Rand fühlte sich ebenso. Er hatte die äußere Gestalt eines Menschen. Tatsächlich hatte er auch das Benehmen und die Geschichte eines Menschen. Aber er war ein Ding, das kein Mensch - nicht einmal er selbst - verstehen konnte. Die Gestalt aus einer Legende, eine Schöpfung der Einen Macht, so unnatürlich wie ein Ter’angreal oder ein Fragment Cuendillar. Man kleidete ihn wie einen König, so wie man diese Korridore mit goldenen und roten Teppichen schmückte. So wie man Wandteppiche an diese Wände hängte, von denen jeder einzelne einen berühmten tairenischen General zeigte. Das Dekor sollte für Schönheit sorgen, aber es sollte auch verschleiern. Die nackte Wand dazwischen unterstrich nur, wie fremdartig dieser Ort war. Teppiche und Wandbehänge ließen ihn sich … menschlicher anfühlen. Indem man Rand mit einer Krone und einem hübschen Mantel ausstaffierte, erlaubte ihnen das, ihn zu akzeptieren. Von Königen erwartete man, dass sie anders waren. Und so spielte seine von der Krone verborgene viel fremdartigere Natur keine Rolle mehr. Es spielte keine Rolle mehr, dass sein Herz das Herz eines Toten war, dass seine Schultern dazu geschaffen worden waren, die Last der Prophezeiungen zu tragen, dass seine Seele von den Bedürfnissen, Wünschen und Hoffnungen von Millionen Menschen zermalmt wurde.
    Zwei Hände. Eine, um zu zerstören, die andere, um zu retten. Welche hatte er verloren?
    Es fiel leicht, sich im Stein zu verlaufen. Die gewundenen Korridore aus braunem Felsen waren schon lange vor der Zersetzung des Musters schwierig gewesen. Sie sollten Angreifer verwirren. Kreuzungen kamen unerwartet; es gab nur wenig markante Stellen, und die inneren Gänge der Festung wiesen keine Fenster auf. Die Aiel hatte es sehr beeindruckt, dass die Eroberung des Steins so schwer gewesen war. Aber nicht die Verteidiger hatten sie beeindruckt, sondern das schiere Ausmaß und der Grundriss des monströsen Gebäudes.
    Glücklicherweise hatte Rand kein besonderes Ziel im Sinn. Er wollte einfach nur gehen.
    Er hatte akzeptiert, was er sein musste. Warum machte ihm dann das so zu schaffen? Tief in seinem Inneren - nicht in seinem Verstand, sondern in seinem Herzen - hatte eine Stimme angefangen, sich gegen seine Taten auszusprechen. Sie war nicht so laut oder brachial wie Lews Therin; sie flüsterte bloß, war wie ein Jucken. Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte nicht…
    Nein!, dachte er. Ich muss stark sein. Ich bin endlich zu dem geworden, was ich sein muss!
    Unvermittelt blieb er stehen. In der Manteltasche trug er den Zugangsschlüssel. Er

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