Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
darunter waren viele Klipper, die größte Klasse der Meervolkschiffe. Etliche davon waren umgebaute seanchanische Schiffe, die vermutlich bei dem Massenausbruch aus Ebou Dar vor kurzem erobert worden waren.
    Auf dem Kai wimmelte es von Leuten, die ungeduldig auf Getreide warteten. Die Menge drängte sich und brüllte und wirkte nicht im Mindesten, als sorgte sie sich wegen des »Gifts«, das Quillin erwähnt hatte. Natürlich verdrängte Hunger viele Befürchtungen. Hafenarbeiter kontrollierten die Menge; unter ihnen befanden sich auch Aiel im braunen Cadin’sor, die ihre Speere hielten und so finster dreinschauten, wie es nur Aiel konnten. Anscheinend war auch eine ordentliche Zahl an Kaufleuten vertreten, die vermutlich hofften, sich einige der Zuteilungen zu sichern, um sie dann später verkaufen zu können.
    Eigentlich sah es auf den Docks wie an jedem Tag seit al’Thors Ankunft aus. Was hatte sie innehalten lassen? Da war ein Kribbeln in ihrem Rücken, als würde …
    Sie drehte sich um und entdeckte eine Prozession, die die schlammige Straße entlanggeritten kam. Al’Thor saß stolz auf seinem schwarzen Pferd; seine Kleidung passte im Farbton und wies nur dezente rote Stickereien auf. Wie gewöhnlich war er von einem Haufen Soldaten, Berater und einer wachsenden Zahl domanischer Speichellecker umgeben.
    Cadsuane hatte den Eindruck, dass sie ihm immer häufiger auf den Straßen begegnete. Mühsam zwang sie sich, dort stehen zu bleiben und nicht in eine Gasse zu huschen, aber sie zog die Kapuze ein Stück tiefer, damit ihr Gesicht im Schatten lag. Al’Thor ließ sich nicht anmerken, ob er sie erkannt hatte, als er direkt an ihr vorbeiritt. Wie so oft schien er völlig in seine Gedanken versunken zu sein. Cadsuane wollte ihm zurufen, er solle schneller handeln, sich die Krone von Arad Doman sichern und Weiterreisen, aber sie hielt den Mund. Sie würde ihr beinahe dreihundert fahre währendes Leben nicht durch die Hinrichtung durch den Wiedergeborenen Drachen beenden lassen!
    Sein Gefolge zog vorbei. Als sie sich abwandte, glaubte sie wie zuvor im Augenwinkel eine Dunkelheit um ihn herum zu sehen, als würden die Wolken am Himmel zu viel Schatten spenden. Sah sie ihn direkt an, verschwand sie - tatsächlich konnte sie sie nicht erkennen, wenn sie bewusst danach Ausschau hielt. Sie erschien immer nur dann, wenn sie ihn indirekt wahrnahm, und dann auch nur zufällig.
    In ihren vielen fahren hatte Cadsuane noch nie zuvor so etwas gehört oder davon gelesen. Es bei dem Wiedergeborenen Drachen zu sehen machte ihr Angst. Diese Angelegenheit war größer als ihr Stolz geworden, auch viel größer als ihr Scheitern. Nein. Diese Angelegenheit war immer größer als sie selbst gewesen. Al’Thor zu führen hatte nie Ähnlichkeit damit gehabt, ein galoppierendes Pferd zu lenken, es war wie der Versuch, einen Sturm auf dem Ozean zu lenken!
    Cadsuane würde es nie schaffen, seinen Kurs zu ändern. Er vertraute den Aes Sedai nicht, und das aus gutem Grund. Er schien niemandem zu vertrauen, ausgenommen vielleicht Min - aber Min hatte jedem ihrer Versuche widerstanden, sie mit einzubeziehen. Das Mädchen war beinahe genauso schlimm wie al’Thor.
    Ein Besuch der Docks war sinnlos. Die Unterhaltung mit ihren Informanten war sinnlos. Wenn sie nicht bald etwas unternahm, waren sie alle zum Untergang verurteilt. Aber was? Sie lehnte sich gegen das Gebäude; über ihr flatterten dreieckige Banner und zeigten nach Norden. Zur Fäule und al’Thors Schicksal.
    Da kam ihr eine Idee. Sie ergriff sie wie eine Ertrinkende in stürmischer See. Sie konnte nicht sagen, was damit alles verbunden sein mochte, aber es war ihre einzige Hoffnung.
    Cadsuane fuhr auf dem Absatz herum und eilte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war. Den Kopf hielt sie gesenkt und wagte es kaum, an ihren Plan zu denken. Er konnte so leicht scheitern. Falls al’Thor tatsächlich so sehr von seiner Wut dominiert wurde, wie sie befürchtete, dann würde ihm auch das nicht helfen.
    Aber wenn er wirklich schon so weit war, dann würde ihm gar nichts mehr helfen. Das bedeutete, dass sie nichts zu verlieren hatte. Nichts als die Welt selbst.
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Massen und lief gelegentlich über die schlammige Straße, um sie zu umgehen, und schließlich erreichte sie das Herrenhaus. Aiel hatten das Lager von Dobraines Waffenmännern übernommen. Allerdings kampierten sie überall, auf dem Gelände oder in einem Flügel des Gebäudes, andere

Weitere Kostenlose Bücher