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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickinson
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Kopilot?«
    »Graham Ravenscroft.«
    »Übernachtung?«
    »Nein. Es geht hin und gleich wieder zurück. Ach, und du machst dich am besten sofort auf den Weg zum Flugsteig zweiundvierzig. Wir mussten heute schon drei Flüge wegen Personalmangel streichen.«
    »Bin schon unterwegs«, verkündete Tina. Dann blieb sie noch einmal stehen, weil sie auf Ross’ Gesicht einen besorgten Ausdruck wahrnahm.
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«, fragte er. »Du wirkst so   … ich weiß auch nicht   … gestresst oder etwas in der Art.«
    »Nein, mit mir ist alles in Ordnung«, erwiderte Tina, konnte aber nicht verbergen, dass ihr die Stimme einbrach. Hawker händigte ihr das Dossier aus, das den Wetterbericht und die Flugroute für Moskau enthielt.
    »Einen guten Flug!«

97
    Nordwand des Mount Everest, Nepal
    Vorsichtig schob Kuni das Funkgerät wieder in ihre Tasche und brachte sich in eine Position, in der sie nach oben sehen konnte, bis zur Öffnung der Gletscherspalte. Der Rand der Spalte schien weit weg   – vielleicht zehn oder noch mehr Meter über ihr –, und die Wände waren aus purem, bläulichem Eis von der Art, die den Spitzen ihres Eispickels und ihrer Steigeisen keinen ordentlichen Halt bot.
    Mit jähem Entsetzen wurde ihr klar, dass sie den Eispickel nicht mehr hatte. Ohne ihn war sie verloren. Kuni wusste, dass sie den Pickel in der Hand gehalten hatte, als die Lawine sich an dem Hang gelöst hatte, und dass die kurze Sicherungsschlaufe um ihr Handgelenk gewickelt gewesen war. Irgendwie musste sich im Verlauf des wirbelnden Albtraums diese Schlinge gelöst haben, und Kuni konnte nur vermuten, dass ihr Eispickel irgendwo in dem Geröll begraben lag, das sie umgab. Auch ihr Rucksack musste dort irgendwo sein, dachte sie, aber ihn zu finden, war weniger wichtig.
    Noch immer lag sie auf der Seite, um nicht zu viel Gewicht auf das verletzte Bein zu legen. Sie schob sich ein paar Zentimeter vorwärts und begann, an einem der unzähligen Eisblöcke zu kratzen. Diese Tätigkeit ließ warmes Blut zurück in ihre starr gefrorenen Fingerspitzen fließen und bereitete ihr höllische Schmerzen. Sie biss die Zähne zusammen. Sie wusste, dass sie das Gefühl in ihren Fingern brauchen würde, wenn sie irgendeine Chance haben wollte, hier herauszukommen.
    Sie konzentrierte sich auf die Umgebung der Stelle, auf der sie aufgeprallt war, schob die Trümmer der Eisblöcke einen nach dem anderen beiseite, bis ihre Finger in den Handschuhen sich endlich um ein Stück Metall schlossen. Sie zog den Eispickel heraus, und ein winziger Anflug von Befriedigung verschaffte ihr einen Moment lang etwas Optimismus.
    Jetzt konnte sie wenigstens steigen!
    Konnte sie wirklich? Es war höchste Zeit, die Verletzung an ihrem Bein zu untersuchen.

98
    Terminal eins, Flughafen Heathrow
    Calder befand sich im Erste-Hilfe-Zimmer von Terminal eins, wo eine Krankenschwester ihm die Augen ausspülte. Die Prozedur war nicht gerade angenehm: Seine Ober- und Unterlider wurden weit auseinandergezogen, sodass ein dünner Schlauch eingezogen werden konnte. Durch diesen wurde mit einigem Druck eine sterile Augenwaschlösung hindurchgeleitet. Während die Flüssigkeit über seine Augen spritzte, warf Calder einen blinzelnden Blick auf die Uhr an der Wand, die er mit seiner getrübten Sicht gerade so erkennen konnte.
    »Ich muss jetzt wirklich gehen«, sagte er zu der Polizeibeamtin. »Mein Flug wird gleich zum Einstieg aufgerufen.«
    »Wir brauchen Ihre Aussage, Sir. Ohne sie können wir keinen Strafantrag stellen. Auf welchen Flug sind Sie denn gebucht?«
    »British Airways nach Moskau. Heute Mittag.«
    »Bitte geben Sie mir Ihr Ticket. Ich gehe und frage, ob es noch einen späteren Flug nach Moskau gibt«, sagte die Polizeibeamtin zu ihm.
    »Aber ich habe heute Nachmittag Termine dort«, protestierte Calder. »Ich möchte diese Leute wirklich nicht im Stich lassen.«
    »Das glaube ich Ihnen gerne, Sir, aber Sie sind das Opfer eines schwerwiegenden Angriffs geworden. Ich bin sicher, Sie möchten nicht, dass dieser Gentleman ohne Anklage auf freien Fuß gesetzt wird, oder?«
    Calder lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Gentleman, dachte er, und die Verwendung des Begriffs verblüffte ihn. Nur die Briten waren in der Lage, einen heimtückischen Kriminellen als ›Gentleman‹ zu bezeichnen. »Also gut. Aber Sie müssen mir einen Platz in der nächsten Maschine besorgen.«
    Die ärztliche Behandlung wurde fortgesetzt, und ein paar Minuten später kam die

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