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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Dickson
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Tag war schon fast zu Ende, die höheren Spitzen warfen ihre Schatten über die kleineren Gipfel des Himalaya, und die Gletscher und Täler von Nepal waren jetzt so dunkel, dass sie in ihrer Tiefe keine Einzelheiten mehr erkennen konnte. Noch mehr Sorge bereitete ihr eine dichte Wand aus übel aussehenden Wolken, die sich im Süden zusammengeballt hatte.
    In der Brusttasche ihres Windschutzanzugs gab ihr Funkgerät krächzende Geräusche von sich. »Kuni? Wir bekommen noch immer keine Verbindung zu deinem Vater in Großbritannien. Wir haben es ununterbrochen versucht, aber du musst jetzt wirklich hinunter zum Hauptlager gehen.«
    Kuni warf noch einen letzten Blick über den Gipfel und sog die eisige Luft in ihre Lungen   – sie verspürte ein intensives Gefühl beinahe spiritueller Befriedigung, weil sie ihr Ziel erreicht hatte.
    Aber dieses Hochgefühl wurde niedergemacht von den Kommunikationsproblemen, die ihr die Möglichkeit geraubt hatten, in diesem wichtigsten aller Augenblicke mit ihrem Vater zu sprechen. Sie fühlte sich betrogen, als wäre ihr etwas äußerst Wertvolles, sehr Persönliches gestohlen worden.
    Ein heftiger Schauder schoss durch Kunis Körper, als ein rascher Windstoß über den Gipfel jagte. Genauso schnell durchfuhr sie ein Gefühl, das sie sogar noch heftiger schaudern ließ   – eine Art von sechstem Sinn, von dem viele Bergsteiger sprachen, ließ tief in ihrem Unterbewusstsein eine Alarmglocke läuten.
    Sie blickte hinunter auf den Abhang zu ihren Füßen, das Eisfeld mit einem Gefälle von sechzig Grad, das ihren einzigen Ausweg hinunter auf den Grat darstellte. Sie spannte die Muskeln in ihren Armen und Beinen an und versuchte, sich mit ein paar Dehnübungen aufzuwärmen. Dann drückte sie die Übertragungstaste.
    »Hier spricht Kuni. In Ordnung, ich warte nicht länger. Da hinten ziehen ein paar hässliche Wolken auf. Ich verlasse den Gipfel jetzt.«

64
    Sauncy Wood, Wiltshire, Vereinigtes Königreich
    Bumm! Bei dem Knall fuhr Will zusammen, dann betrachtete er voll Befriedigung den Schaden, den der Schuss an dem Baum angerichtet hatte. Kleine Brocken zersplitterter Baumrinde rieselten auf die beiden Jungen nieder, und in dem alten Stamm prangte ein erfreulich großes Loch zerfetzten weißen Holzes.
    »Da siehst du’s«, sagte Jamie zu ihm. »Ich habe dir ja gesagt, das sind keine Platzpatronen. Du hast dieses Schild einfach verfehlt. Und wenn du das verdammte Ding danach wirklich auf mich abgefeuert hättest, hättest du mir das Bein abgeschossen.«
    »Schon gut, du Klugscheißer.« Will musste sich eingestehen, dass sein Freund recht hatte. Der heftige Streit zwischen ihnen an der Straße hatte um ein Haar zu einer Katastrophe geführt, und Will schauderte, wenn er daran dachte, wie nahe er daran gewesen war, tatsächlich den Abzug der auf seinen Freund gerichteten Waffe zu ziehen.
    Glücklicherweise hatte Jamie ihn überredet, in den Wald zurückzulaufen und seine Platzpatronen-Theorie stattdessen an einem Baum auszuprobieren.
    Jamie warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich gehe jetzt nach Hause. Wo geht’s zu unseren Fahrrädern?«
    Will sandte ihm einen bedauernden Blick. »Sag bloß, du weißt es nicht?«
    Jamie sah sich um. Er musste zugeben, dass er komplett die Orientierung verloren hatte. Er zuckte die Achseln, Will dagegen lächelte.
    »Ich sag dir was. Ich führe dich zu den Fahrrädern, wenn du mir hilfst, diesen Hirsch mitzunehmen.«
    »Was hast du denn jetzt schon wieder vor?«
    »Wir brauchen schließlich eine Trophäe. Wir gehen und holen uns diesen toten Hirsch, den wir vorhin gesehen haben, nehmen ihn mit nach Hause und ziehen ihm die Haut ab, sodass wir den anderen das Geweih zeigen können.«
    »Aber wir haben ihn doch gar nicht erschossen.«
    »Das wissen die doch nicht. Und wir werden es ihnen nicht auf die Nase binden, oder?«
    »Ich will einfach nur gehen und mein Fahrrad holen.«
    »Na dann geh doch.« Mit einem hinterhältigen Grinsen wies Will in den Wald. Er wusste, dass Jamie ohne ihn die Fahrräder nie und nimmer finden würde. Dann schlug er den Weg ein, der sie zurück in das Gebüsch führen würde, in dem sie vorhin den sterbenden Hirsch gefunden hatten. Jamie folgte ihm mit schleppenden Schritten.

65
    Champlain, Washington D.   C., USA
    In Washington war es mittlerweile fast sieben Uhr früh. Von seinem Garagenfenster aus konnte Shelton Marriner sehen, wie die Sonne aufging, während er die letzten Kanister auf der Ladefläche seines

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