Die Männer von Bravo Two Zero
kleinen Anhöhe, die uns den Blick versperrte. Als wir über der Kuppe auftauchten, sahen wir an die 20 Leute um einen Viehwagen
gruppiert, der mitten auf der Straße stand. Sie nahmen uns erst wahr, als wir fast bei ihnen waren.
Dann wurden die Leute verrückt, rannten schreiend in alle Richtungen und zerrten die Kinder fort. Sechs Burschen in leichter Montur wollten gerade in den
Wagen steigen. Wir erwischten sie, wie sie sich gerade mit ihren Masken vor der Menge in Positur stellten und die Gewehre und die geballten Fäuste in die Luft
streckten. Später fanden wir heraus, daß sie aus dem Süden kamen; ihr Plan war gewesen, an unserer
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Patrouille vorbeizufahren und eine Granate
hineinzuwerfen.
Als ich meine Warnung schrie, verschwanden zwei
über der Ladeklappe. Vier standen noch auf der Straße.
Ein Junge hinten auf dem Lastwagen zielte auf uns. Ich traf ihn mit meinem ersten Schuß. Die anderen
erwiderten unser Feuer, und daraus wurde ein schwerer Zwischenfall. Einer bekam sieben Schüsse ab und saß von da an im Rollstuhl.
Ich war wieder Held des Tages, und das nicht nur bei der britischen Armee. Ein Ladenbesitzer hatte bei dem Schußwechsel ein paar durch sein Schaufenster
abbekommen, und die Windschutzscheibe seines Autos war zertrümmert worden. Als ich etwa einen Monat
später auf Streife bei ihm vorbeifuhr, stand er hinter seiner neuen Kasse in einem renovierten Laden; vor der Tür parkte ein glänzendes neues Auto. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
Als wir im Sommer 1979 wieder nach Tidworth
zurückkehrten, war ich völlig armeeverrückt. Man hätte mich wohl nicht mal mit einer Brechstange da wieder wegbekommen. Im September nahm ich an einem
Unteroffizierskurs teil. Ich bestand mit sehr gut und wurde noch am selben Abend zum Unteroffizier
befördert. Damit war ich der jüngste Infanterist mit diesem Dienstgrad in der ganzen Armee, mit gerade 19.
1980 folgte ein Nahkampfkurs für Truppführer. Den
bestand ich mit Auszeichnung, aber mein Preis war eine Fahrkarte zurück nach Tidworth.
Dieses Garnisonsstädtchen in Wiltshire war und ist ein 26
deprimierender Ort. Dort waren acht Infanteriebataillone, ein Panzerregiment und ein Aufklärungstrupp stationiert, es gab drei Kneipen, eine Fischbraterei und einen
Waschsalon. Kein Wunder, daß es meiner jungen Frau auf die Nerven ging. Auch für die Soldaten war es das Letzte. Wir waren nichts weiter als bessere
Schlagbaumbediener. Eines Sonntags wurde ich sogar herausgerufen, um bei der Schneehuhnjagd des
Kommandierenden die Treiber, ebenfalls Soldaten, zu unterstützen. Belohnung dafür sollten zwei Dosen Bier sein – und da fragten sie sich, warum sie einen so hohen Durchlauf an Kameraden erlebten. Im September hatte meine Frau die Nase voll. Sie stellte mir ein Ultimatum: Entweder es ginge zurück nach London, oder sie ließe sich scheiden. Ich blieb, sie ging.
Ende 1980 wurde ich auf weitere zwei Jahre als
Ausbildungsoffizier beim Rifle Depot stationiert. Da ging’s mir wirklich mal gut. Ich machte den Unterricht für die Rekruten gern, auch wenn es bei vielen erst mal um die Anfangsgründe in Hygiene und im Gebrauch der Zahnbürste ging. Etwa um diese Zeit hörte ich auch zum ersten Mal die Geschichten über die SAS.
Dann lernte ich Debbie kennen, eine Ehemalige der
RAF, und wir heirateten im August 1982. Ich heiratete sie, weil wir wieder zum Bataillon zurückversetzt
wurden, das nun in Paderborn stationiert war, und wir wollten nicht getrennt werden. Meine schlimmsten
Befürchtungen hinsichtlich des Lebens in Deutschland wurden bestätigt. Es war wie in Tidworth, nur ohne die Fischbraterei. Wir brachten mehr Zeit damit zu, die 27
Fahrzeuge zu polieren, als sie zu fahren, und die Männer arbeiteten sich für nichts und wieder nichts die Finger wund. Wir nahmen an riesigen Übungen teil, bei denen keiner wirklich wußte, um was es ging. Aber nach einer Weile war es auch allen egal.
Ich war gekränkt, daß man die Green Jackets nicht auf die Falklands geschickt hatte. Doch jedesmal, wenn es Action gab, schien die SAS im Spiel zu sein. So etwas wollte ich auch. Was hatte es sonst für einen Sinn, bei der Infanterie zu sein? Hereford [Standort der SAS] war offensichtlich auch ein netter Ort, weil es keine Kaserne gab. Damals fühlte man sich immer wie ein Bürger
zweiter Klasse, wenn man in den typischen
Kasernenstädten lebte, denn als einfacher Soldat konnte man nicht einmal einen Fernsehapparat kaufen oder
mieten,
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