Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
zu.
    »Mein Freund hier«, sagte er, »ist Christ. Moslems und Christen sind okay im Irak. Wir leben zusammen. Keine
    Juden. Juden sind schlecht. Du bist Jude.«
    »Nein. Ich bin Christ.«
    »Nein, du bist Jude. Tel Aviv. Tel Aviv nicht gut. Wir wollen keine Juden. Wir töten Juden. Warum ihr kommen in unser Land? Wir nicht wollen Krieg. Krieg ist euer Problem.«
    Er unterhielt sich bloß recht nüchtern mit uns und war anscheinend ganz vernünftig. Im Irak leben viele Christen, insbesondere in der Gegend von Basra.
    »Wir sind keine Juden, wir sind Christen«, sagte ich wieder.
    »Flugzeugcrew?«
    »Nicht Flugzeugcrew. Rettungsteam.«
    Wenn er gewollt hätte, daß wir Muslime sind oder Angehörige der Kirche Des Dritten Mondes Rechts, wir waren es gewesen. Ich nickte und stimmte ihm in allem zu, nur nicht darin, daß wir Juden waren. Es war früh am Morgen, und wir konnten förmlich spüren, was die Wachen für eine Haltung hatten. »Wir stecken in der Scheiße, ihr steckt in der Scheiße, wir müssen auf euch aufpassen, also bringen wir es einfach ohne Probleme über die Bühne.«
    Dinger rieb sich die Füße.
    »Darf ich ihm helfen?« sagte ich.
    Sie gaben mir einen Wink mit der Hand, der soviel sagte wie, mach, was du willst.

     
    Dinger und ich beugten uns vor, um seine Füße zu untersuchen.
    »Bob?« flüsterte ich ihm ins Ohr.
    »Weiß nicht.«
    »Legs?«
    »Wahrscheinlich tot. Was ist mit Mark?«
    »Tot. Wann haben sie dich geschnappt?«
    »Morgens. Ich habe gehört, wie sie dich am Nachmittag reingebracht haben.«
    »Bist du okay?« sagte ich. Wie konnte ich bloß so eine dämliche Frage stellen? So ein Schwachsinn.
    Er betrachtete mich mit einem Blick, der sagte: Du Arschloch!
    Die Wachen merkten, daß wir miteinander sprachen, und einer von ihnen kam herüber, um uns zum Schweigen zu bringen. Dinger bat ihn um eine Zigarette. Der Wachmann sprach ziemlich gut Englisch, doch Dinger sagte: »Zi-ga-ret-te?«, als spräche er mit einem Irren, und machte dabei Bewegungen wie beim Rauchen. Es brachte ihm nichts ein.
    Wir wußten beide nun ein kleines bißchen mehr. Ich wußte, daß Legs wahrscheinlich tot war. Ich wußte noch immer nicht, was mit Bob war. Wir saßen etwa eine Stunde da, konnten jedoch nicht mehr miteinander sprechen.
    Mein ganzer Körper tat weh, und ich wurde schläfrig. Wenn du geschlagen wirst, ist der Körper wie überdreht, aber sobald eine Ruhephase eintritt, werden die Schmerzen schlimmer, weil du dich voll darauf konzentrieren kannst. Das Gefühl kannte ich aus meiner Schulzeit. Wenn man sich als Kind prügelt, ist man total aufgedreht und spürt zuerst nicht viel. Erst ein paar Stunden später tut es weh. Meine Lippen bluteten noch immer. Mein Mund war bei den Prügeleien an mehreren Stellen aufgeplatzt, und das Blut konnte nicht gerinnen, weil sich die Wunden bei der geringsten Bewegung wieder öffneten. Der Hintern und das Kreuz waren vom stundenlangen Sitzen auf dem harten Beton wund. Die Verletzungen machten mich noch müder, und ich wollte schlafen. Ich nickte ein, den Kopf schlaff auf der Brust, dann schreckte ich ein oder zwei Minuten später wieder hoch. So ging das etwa eine halbe Stunde. Dann lehnten Dinger und ich uns aneinander und dösten ein.
    Türenschlagen und Stimmengeräusche weckten uns. Das Licht einer Gaslampe tauchte am Ende des Korridors auf und wurde größer und größer. Schließlich war die Lampe erkennbar und dahinter viele Gestalten. Wir wußten, es ging wieder los.
    Man legte uns Handschellen an und verband uns die Augen; nicht aggressiv, eher lässig. Wir standen auf und schlurften zusammen über den Korridor hinaus ins Freie. Ein Transportjeep wartete mit laufendem Motor auf uns.
    Als wir einstiegen, nahm man uns die Augenbinden wieder ab, obwohl ich keine Ahnung hatte, wieso - vielleicht wußte die rechte Hand nicht, was die linke tat. Wir fuhren los, zwei Wachen vorn und eine hinten.
    »Bagdad? Bagdad?« fragte Dinger lieb und nett.
    »Ja, Bagdad«, erwiderte der Fahrer, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt.
    Der Fahrer kannte alle Schleichwege. Zehn Minuten lang fuhren wir durch belebte Seitenstraßen, mit aufgeblendeten Scheinwerfern. Die Wachen schien es nicht zu stören, daß ich angestrengt nach Wegweisern und Straßennamen Ausschau hielt. Ich konnte nichts Geschriebenes entdecken. Es gab keine großen auffälligen Gebäude, an die ich mich später hätte erinnern können. Alle Häuser hatten ein Flachdach. Allem Anschein nach

Weitere Kostenlose Bücher