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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ihr tun solltet. Ihr müßt doch einen Auftrag gehabt haben.«
    »Verstehen Sie, ich bin auf der untersten Stufe im militärischen System. Wie Sie selbst wissen, arbeiten wir nach der Devise, daß niemand mehr weiß als nötig. Man sagt uns nur, was wir wissen müssen, und weil ich ganz unten in der Rangordnung bin, sagt man mir gar nichts.«
    Das schien ihn an etwas zu erinnern. Ganz oben auf dem Blatt, auf dem die Befehle der Reihe nach aufgelistet sind, steht: Niemand weiß mehr als nötig. Er war bestimmt in einigen Disziplinen von den Briten ausgebildet worden, vielleicht Sandhurst oder die Generalstabsakademie: Die Iraker hatten für den Westen ja etliche Jahre zu den Guten gehört.
    Der Oberst blickte verwirrt und fragte den Major etwas auf arabisch. Der jüngere Offizier gab ihm eine langatmige Erklärung. Ich war zufrieden. Ich hatte ihm tatsächlich eine Antwort gegeben, die sie anscheinend akzeptierten. Vielleicht dachten sie, ich hätte wirklich keinen blassen Schimmer. Vielleicht konnten sie meine Situation mit der ihren vergleichen. Wir waren alle Soldaten. Auch wenn der eine Major und der andere Oberst war, mußten sie trotzdem von Divisionskommandeuren und Generalen Befehle entgegennehmen. Meine vage Hoffnung war, daß sie ein wenig Mitleid mit uns bekommen würden oder zu der Ansicht gelangten, daß sich der Aufwand nicht lohnen würde, Informationen aus uns herauszuholen, da wir nur ein Haufen dummer Soldaten waren, die man erwischt hatte.
    »Na schön, Andy. Wir sehen dich später wieder. Du mußt jetzt gehen.«
    Er klang wie ein Therapeut, der eine Sitzung beschließt.
    »Vielen Dank für das Essen. Ich will Ihnen helfen, wirklich, aber ich weiß einfach nicht, was Sie genau wollen.«
    Sie verbanden mir wieder die Augen und nahmen mir zu meiner Überraschung die Handschellen ab. Ich spürte, wie das Blut wieder in die Hände strömte. Sie zogen mich hoch und führten mich hinaus. Die Kälte schlug mir entgegen. In dem Büro war es so warm gewesen, und ich hatte Tomaten, Brot und Reis zu essen bekommen.
    Ich war heilfroh, daß ich eine weitere große Hürde überwunden hatte und daß ich sie hatte bewegen können, mir etwas zu essen zu geben. Vielleicht hätten sie mir auch von selbst etwas vorgesetzt, aber es war einfach ein besseres Gefühl, daß ich um etwas gebeten und es bekommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich sicher, daß ich mit meiner Geschichte durchkommen würde, auch wenn ich mit der Vorstellung, die ich geliefert hatte, nicht ganz zufrieden war. Aber ob sie sie mir nun abkauften oder nicht, solange sie mich für dumm und unwissend hielten, spielte es eigentlich keine Rolle. Ich hoffte, daß sie mich als absolut unbedeutend einordnen würden und als derart beschränkt, daß ich ihnen keine zuverlässigen Informationen liefern konnte.
    Ich hatte meine Stiefel noch immer nicht wiederbekommen und konnte auf meinen wunden Füßen nicht richtig gehen. Doch ich war psychisch fit, und das allein zählte. Sie können dir jeden Knochen im Leib brechen, doch es liegt an dir, ob sie deinen Willen brechen.
    Ich humpelte einen langen kalten, feuchten, mit Linoleum ausgelegten Korridor entlang, an dessen Ende ich mich auf den Boden setzen mußte. Es war stockfinster; durch meine Augenbinde drang kein Lichtschimmer. Von Zeit zu Zeit konnte ich das Echo von Schritten auf anderen Korridoren hören, die von diesem hier abgingen. Vielleicht war ich in einem Bürogebäude.
    Nach etwa einer Stunde hörte ich erneut Schritte, doch sie waren unregelmäßiger und schlurfender als die anderen. Bald darauf hörte ich schweres Atmen. Ein Wachmann nahm mir die Augenbinde ab, und ich sah ihn weggehen. Der Korridor war knapp zweieinhalb Meter breit und 30 bis 40 Meter lang, die Wände waren gekachelt, und zirka alle vier Meter war eine Tür. Rechts von mir gingen zwei weitere Flure ab. Es war dunkel. Am anderen Ende des Gebäudes, dort, wo der zweite Flur den Gang kreuzte, brannte eine Gaslampe.
    Ich blickte nach links und sah Dinger. Er grinste übers ganze Gesicht.
    »Öfter hier, Alter?« sagte er.
    Der Wachmann kam mit unseren Stiefeln wieder und ging zu seinen Kumpeln, die ein paar Meter entfernt saßen und uns bewachten.
    »Moslem, Christ oder Jude?« sagte einer von ihnen.
    »Christen«, sagte ich. »Engländer. Christen.«
    »Nicht Jude?«
    »Nein, Christen, Christen.«
    »Nicht Tel Aviv?«
    »Nein, nicht Tel Aviv. Engländer. Großbritannien.«
    Er nickte und wandte sich seinen Kumpeln

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