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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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sie ab.
    Wie ihre Mutter liebte sie das Rauschen der Bäume im Wind, den Gesang der Vögel am Abend und einen vom Tau noch feuchten Garten am Morgen. Das Leben in der Stadt raubte ihr den Schlaf und schickte ihr schlimme Träume.
    Normalerweise begleitete Konstanze ihre Mutter nicht nach Foggia, aber dieses Mal hatten ihre Eltern darauf bestanden. Sie seufzte und begann ein Bild zu malen. Sie dachte kurz an die Vorhaltungen, die die Nonne ihr machen würde, wenn sie das kostbare Papier für Kindereien verschwendete, entschied sich dann aber erst recht für den Entwurf einer phantasievollen Blumenwiese auf demselben Blatt, das ihr Bruder mit lateinischen Lettern beschrieben hatte.
    Konstanze war ein ruhiges Kind, das sich Stunden mit sich selbst beschäftigen konnte, doch allmählich wurde sogar ihr langweilig. Sie hörte ihren Bruder im Nebenzimmer und wollte ihn rufen, hatte aber dann doch keine Lust. Wenn doch nur ihre Mutter käme. Sie hatte ihr versprochen, ihr vor dem Schlafengehen eine Geschichte von einem berühmten Prinzen zu erzählen, der viele Gefahren für seine Prinzessin bestanden hatte. Konstanze wusste nicht, wie spät es inzwischen war, aber da die Löwen gefüttert wurden, musste es bereits Abend sein.
    Ihre Mutter hatte ihr berichtet, dass es ein großes Fest geben werde. Vier Tage lang sollte gefeiert werden, und Konstanze würde an der Seite ihrer Eltern sitzen, den Spielleuten zuhören und so viele Trauben und Datteln essen dürfen, wie sie wollte.
    Sie warf den Federkiel beiseite und begann ihre Haare, die wie zarte Goldfäden über ihren Rücken fielen, zu Zöpfen zu flechten. Warum kam ihre Mutter nicht? Warum sah überhaupt niemand nach ihr?
    Sie steckte einen ihrer Zöpfe in den Mund und kaute gedankenverloren auf den Haarspitzen. Sie war es nicht gewöhnt, allein gelassen zu werden. Immer hielten sich Dienerinnen, die Kinderfrau oder der Erzieher ihres Bruders in ihrer Nähe auf. Sie wurde gewaschen, zu Bett gebracht, angezogen. Die Diener kämmten ihr die Haare und bereiteten ihr das Essen.
    Ihr Vater war der mächtigste Mann der Welt. Und der klügste, fand Konstanze. Sie bewunderte ihn – aber sie fürchtete ihn auch. Ihr Vater hatte kein Verständnis für Schwächen und schon gar nicht für Ungehorsam. Sie hatte ihn liebevoll, aber auch zornig und streng erlebt, großzügig, aber auch herrschsüchtig und kalt.
    Ihre Mutter dagegen war voller Liebe, empfindsam und verständnisvoll den Kindern gegenüber. Konstanze wusste, dass ihr nichts Böses geschehen konnte, solange ihre Mutter bei ihr war.
    Sie überlegte, ob sie es wagen konnte, nach der Nonne zu suchen. Eine leise Angst, dass man sie vergessen haben könnte und nicht wieder holen würde, stieg in ihr hoch. Aber dann sagte sie sich, dass ihre Mutter es niemals zulassen würde, dass sie allein bliebe, und fasste neue Zuversicht. Ganz sicher würde gleich die Nonne zurückkommen.
    Ein Geräusch ließ sie herumfahren, doch in der Tür stand nicht die Frau, die das Mädchen erwartet hatte. Ein fremder Mann trat ins Zimmer. Konstanze rührte sich nicht und starrte ihn an. Sie hatte ihn noch nie gesehen und fragte sich, ob er zum Hofstaat ihres Vaters gehörte.
    Der Mann lächelte auf seltsame Art und sagte leise: »Konstanze, du bist ja ganz allein. Komm, wir suchen deine Mutter.«
    Er streckte die Hand aus, aber Konstanze versteckte ihren Arm hinter dem Rücken. Der Mann war ihr unheimlich, und mit dem sicheren Instinkt eines Kindes wich sie ein paar Schritte zurück.
    Doch ohne zu zögern, kam er auf sie zu, nahm sie auf den Arm und verließ mit ihr das Zimmer.
    Konstanze blickte in seine Augen und erschrak. Sie waren gefühllos wie die eines Falken. Das Mädchen schluckte und fragte: »Hat Euch mein Vater geschickt?«
    Der Mann stieß ein kurzes, höhnisches Lachen aus. »Nein, meine Kleine, das hat er nicht«, flüsterte er Konstanze ins Ohr und trug sie mit schnellen Schritten über den breiten Gang. »Und um dir die Wahrheit zu sagen, mein Täubchen, er weiß nicht einmal, dass ich da bin.«

[home]
    TEIL I
    Auf der Flucht

A ls die ersten Vögel den neuen Tag ankündigten, erwachte Bianca, blinzelte gegen die letzten Reste der Müdigkeit, schlug die Leinendecke mit den kunstvollen Stickereien zurück und schwang energisch die Füße aus dem Bett. Sie ging zu einem Holztischchen, das exakt nach ihren Wünschen und Vorstellungen angefertigt worden war, nahm den Tonbecher, den ihre ehemalige Amme Giovanna erst vor kurzem frisch

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