Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
Vom Netzwerk:
Jede Familie hat einen Boss, der »Repräsentant« genannt wird. Der Boss hat einen Stellvertreter sowie einen oder mehrere Berater (
consiglieri
).
    Mehrere Familien, in der Regel zwei oder drei, bilden einen Bezirk (
mandamento
). Die
capimandamento
(Bezirkschefs) wählen aus ihren Reihen den Chef der Provinzkommission, die das höchste Entscheidungsgremium auf territorialer Ebene darstellt. Wenn eine Familie keinen Boss hat, weil er im Gefängnis sitzt oder ermordet wurde, ernennt die Kommission einen Statthalter (
reggente
), bis ein neuer Boss bestimmt ist. Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts richteten die Bosse auch ein provinzübergreifendes Gremium ein, um die Geschäfte und Interessen der Cosa Nostra in den verschiedenen Territorien der Insel zu regeln.
    Vor dreißig Jahren verfügte die Cosa Nostra auch über eine Regionalkommission mit Giuseppe Calderone an der Spitze, einem Mafioso aus Catania, der aber nur ein Ehrenamt bekleidete. Ein paar Mafiaaussteiger, die als Kronzeugen mit der Justiz zusammenarbeiteten, sprachen darüber hinaus von einer »Weltkommission«, die jedoch in den Augen der Ermittler eher Phantasie als Realität ist.
    10. Ist die Mafia auch heute noch so aufgebaut?
    Diese Struktur hatte Bestand, bis Totò Riina die Organisation immer stärker zentralisierte. Er erweiterte die Bezirke willkürlich und zu seinem eigenen Vorteil und krempelte die geographischen Machtverhältnisse innerhalb der Mafia vollkommen um. Er allein legte die Grenzen eines Bezirks fest und bestimmte,welche Familien darin zusammengefasst wurden. Totò Riina entschied, dass die Cosa Nostra keine Geheimgesellschaft mehr sein sollte, in der es in gewisser Weise sogar »demokratisch« zuging, wie es der Mafioso Leonardo Messina beschrieben hatte: In manchen Familien (etwa des Viertels Santa Maria del Gesù in Palermo) wurde der »Repräsentant« nach einer internen Debatte gewählt. Riina, der Boss von Corleone, setzte dieser Tradition ein Ende, die fast eineinhalb Jahrhunderte lang befolgt worden war. Er bemächtigte sich der Cosa Nostra durch einen Putsch, der ihn zum Diktator machte und es ihm erlaubte, mindestens zwanzig Jahre lang die Spitze der Pyramide zu besetzen. Cosa Nostra (»unsere Sache«) wurde zu Cosa Sua (»seine Sache«).
    11. Welche Regeln haben die Ehrenmänner?
    Die erste Regel ist das Schweigen. Der Ehrenmann darf sich den anderen nicht zu erkennen geben, er darf nicht sagen, dass er zur Mafia gehört. Er weiß jederzeit genau, wie er sich zu verhalten hat. In einer auf dem Geheimnis beruhenden Gesellschaft kommt es einzig und allein darauf an, was man sagt und was man nicht sagt. Was gesagt wird, kann über Leben und Tod entscheiden.
    Der Ehrenmann spricht wenig und hört viel zu. Einem anderen Ehrenmann gegenüber jedoch ist er verpflichtet, stets die Wahrheit zu sagen: Das ist eine weitere Regel der Cosa Nostra, die der internen Kommunikation dient. Die ist ohnehin gering, und gerade deshalb muss gewährleistet sein, dass die innerhalb der Organisation kursierenden Nachrichten stimmen.
    Doch Regeln sind dazu da, dass man sie bricht, auch in Mafiakreisen. Die Ehrenmänner sagen nicht die Wahrheit, wenn sie einander befehden; sie sagen nicht die Wahrheit, wenn sie falsche Spuren legen wollen; sie sagen nicht die Wahrheit, wenn die Bosse ihren Gefolgsleuten gewisse heikle Angelegenheiten vorenthalten wollen.
    Wenn der Ehrenmann etwas tut, was als ein schwerwiegendes Vergehen betrachtet wird, wenn er »krumm« ist,
storto
,wie sie es nennen, muss er sterben. Bei einem geringfügigeren Vergehen wird er entweder ins Aus gestellt (im Mafiajargon
posato
, »weggestellt«) oder »aus der Vertraulichkeit entlassen« (
messo fuori confidenza
). Der Ausgestoßene weiß nicht, warum er plötzlich außerhalb der Familie steht. Wer aus der Vertraulichkeit entlassen wurde, wird von seinem
capodecina
darüber informiert.
    Auch wichtige Mafiabosse wurden kaltgestellt, zum Beispiel Tommaso Buscetta, der später zum Kronzeugen der Justiz wurde. Sein turbulentes Liebesleben mit drei Frauen und mehreren Geliebten war ein Lebensstil, der der Cosa Nostra nicht gefiel. Kaltgestellt wurde sogar Gaetano Badalamenti, der damals an der Spitze der Kommission von Palermo stand. Aber niemand hat je erfahren – und weder Buscetta noch sonst jemand hat es erzählt –, aus welchem Grund die anderen Bosse der Organisation diese Entscheidung trafen.
     
    Die Welt der Cosa Nostra ist voller Gesetze,

Weitere Kostenlose Bücher