Die Magd von Fairbourne Hall
Schrecklich enttäuscht. Wütend auf Marcus und auf uns. Aber sie ist jung, sie wird sich davon erholen.«
»Ich war so erleichtert, als ich es gehört habe.«
»Ich auch, zumal sich herausgestellt hat, dass meine Einführung von Miss Jackson in unsere Familie ein kluger Schachzug war.«
» Deine Einführung?«
Mrs Macy-Benton seufzte. »Ja. Ich habe sie Marcus vorgestellt. Mr Jackson war ein alter Bekannter deines Vaters. Es tat mir fast ein bisschen leid, aber ich hielt Marcusʼ Heirat doch für das kleinere von zwei Übeln. Und wenn mich nicht alles täuscht, wird Miss Jackson ihn an ziemlich kurzer Leine halten.«
Margaret starrte sie nur an. Sie war beeindruckt.
Ihre Mutter nahm etwas aus ihrem Pompadour. »Das ist die Karte des Anwalts, der Tante Josephines Anwesen verwaltet. Es wird Zeit, dass du jemandem außerhalb unserer Familie deine Wünsche kundtust. Du bist jetzt eine erwachsene Frau, Margaret, du brauchst weder mich noch Sterling mehr.«
Sie drehte die Karte in den Händen. »Ich habe Mr Ford heute Nachmittag aufgesucht und ihm gesagt, dass, egal, was mein Mann ihm gesagt hat, Sterling Benton kein unvoreingenommener Berater ist, der dein Wohl im Auge hat. Mr Ford und sein Partner sind erfreut, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.«
Wie bedachtsam sie sprach, wie schüchtern sie sie ansah! Margaret schlug das Gewissen.
Sie nahm die Karte und berührte dabei sanft die ausgestreckte Hand. Ihre Mutter blickte überrascht auf.
»Danke, Mama.«
Ihrer Mutter traten die Tränen in die Augen und Margaret fing ebenfalls an zu weinen.
»Ich vergebe dir«, flüsterte Margaret. »Und ich hoffe, du vergibst mir ebenfalls, weil ich dir nicht früher geschrieben und dir solche Sorgen gemacht habe.«
»Oh Margaret.« Ihre Mutter streckte die Arme aus und Margaret schmiegte sich in die lang vermisste Umarmung.
Am nächsten Tag suchte Margaret ihren Anwalt auf.
Der grauhaarige, bebrillte Mann stand auf, als sie eintrat. »Ah, Miss Macy. Sehr erfreut, Sie zu sehen! Sie haben uns allen große Sorgen gemacht, als Sie einfach so verschwunden sind.«
»Ich bin am Leben und wohlauf, wie Sie sehen.«
Er betrachtete sie mit kleinen, freundlichen Augen. »Ich habe Sie seit der Verlesung des Letzten Willens Ihrer Großtante nicht mehr gesehen. Sie haben sich verändert, meine Liebe, wenn ich das sagen darf. Sie sehen wirklich gut aus.«
»Danke, Mr Ford.«
Sie sprachen eine halbe Stunde über das Erbe, Investitionsmöglichkeiten und die Schritte, die nötig waren, um ein Treuhandvermögen für Gilbert einzurichten und eine Mitgift für Caroline auszusetzen.
»Wenn Sie so gut wären, an Ihrem Geburtstag wiederzukommen und die Papiere zu unterzeichnen«, sagte er. »Dann kann ich für Sie ein Konto bei der Bank Ihrer Wahl einrichten und das Vermögen darauf einzahlen lassen.«
»Danke. Ich komme also am Neunundzwanzigsten. Passt es Ihnen um zwei Uhr?«
»Ausgezeichnet.«
Sie stand auf und streifte ihre Handschuhe über.
Er erhob sich ebenfalls. »Kann ich bis dahin noch etwas für Sie tun?«
Sie sah ihn an, biss sich auf die Lippen und überlegte. »Etwas wäre da noch …«
Als sie zum Berkeley Square zurückkehrte, fragte Margaret Murdoch, ob Post für sie gekommen sei.
»Ja, Miss. Drei Briefe.«
Sie sah sie rasch durch und ihre Hoffnung sank. Nichts aus Maidstone.
Murdoch räusperte sich. »Und mehrere Gentlemen haben für Sie vorgesprochen. Ich sagte ihnen, dass Sie ausgegangen seien, doch einer bestand darauf zu warten. Ich habe ihn ins Morgenzimmer geführt.«
Margarets Herz machte einen Satz. »Wer ist es?«
Er reichte ihr mehrere Karten auf einem Silbertablett. Sie blätterte sie durch und ihr Hochgefühl erlosch. Diese Männer interessierten sie nicht. Keiner von ihnen war Nathaniel Upchurch.
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34
Durch die Liebe diene einer dem andern.
Galater 5,13
Margaret und ihre Mutter planten einen schlichten Abendempfang für Margarets bevorstehenden Geburtstag. Sie wollte nichts Großartiges und auch nicht viele Gäste einladen. Nur ihre Familie und Emily Lathrop. Gilbert würde bis Weihnachten im Internat bleiben, aber Caroline kam endgültig nach Hause. Sie hatte ihre Ausbildung abgeschlossen und anscheinend alles gelernt, was Miss Hightower ihr beibringen konnte.
Margaret war froh, sie wieder bei sich zu haben.
Am Nachmittag ihres Geburtstags suchte Margaret dann Mr Fords Büro auf. Sie war erleichtert, dass das Warten ein Ende hatte, doch sie freute sich längst
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