Die Magd von Fairbourne Hall
erfuhr, wie es sich wirklich verhielt.«
Er deutete auf eine Parkbank und sie setzte sich.
Er verschränkte die Arme und blieb stehen. »Was meinen Sie, werden Sie je nach Fairbourne Hall zurückkehren können? Ich könnte mir vorstellen, dass es eine etwas peinliche Situation für Sie ist.«
Zurückkehren? Was meinte er damit? Als Hausmädchen, Freundin, Ehefrau? Sie beschloss, die Wahrheit zu sagen und zu hoffen, dass sie sich damit nicht alle Chancen verdarb. »Ja, es wäre peinlich, das stimmt.«
»Auch, wenn es nur für einen Besuch wäre?«
Ein Besuch … Also wollte er ihr keinen Heiratsantrag machen. Entmutigt murmelte sie: »Vielleicht für einen kurzen Besuch.« Sie hätte Helen gern wiedergesehen.
Auf der Parkbank, inmitten der leuchtenden Spätherbstfarben sitzend, atmete sie tief die prickelnde Novemberluft ein und betete. Sei dankbar , befahl sie sich. Nathaniel ist hier … es besteht noch Hoffnung.
»Ich wäre schon früher gekommen«, sagte er. »Aber ich musste zuerst noch etwas erledigen.«
»Oh. Ich verstehe.« Sie begriff zwar gar nichts, hoffte aber, er würde es erklären.
»Sobald die Angelegenheit geregelt war, bin ich gekommen.« Er setzte sich neben sie auf die Bank. »Und natürlich musste ich Sie sehen, heute, an Ihrem Geburtstag.«
»Sie erinnern sich?«
Er wandte ihr sein ernstes Gesicht zu. »Ich erinnere mich an alles, was mit Ihnen zu tun hat, Miss Macy. An jeden einzelnen Moment zwischen uns … die guten und die schlechten.« Er lachte trocken. »Obwohl ich es vorziehe, an die angenehmeren Momente zu denken.«
Sie legte den Kopf schief und sah ihn an. »Als ich bei Ihnen in Stellung war, meinen Sie?«
Er nickte. »Ich habe festgestellt, dass ich es sehr angenehm fand, mit Ihnen unter dem gleichen Dach zu leben. Sie sehen zu können, Ihre Stimme zu hören, viele Male am Tag. Ich vermisse das.« Er sah ihr in die Augen. »Ich vermisse dich.«
Margarets Herz klopfte heftig. Passiert das wirklich?
Die Andeutung eines Lächelns, zögernd, hoffnungsvoll, kräuselte Margarets Mundwinkel und Nathaniel konnte sich kaum beherrschen, sie hier, vor aller Augen, inmitten des geschäftigen Treibens von Mayfair, zu küssen.
Stattdessen zog er ein Schächtelchen aus der Tasche. »Sie haben etwas in Fairbourne Hall zurückgelassen, das Ihnen gehört.«
»Oh?«
Mein Herz , dachte er, doch er sprach es nicht aus, sondern reichte ihr nur die rechteckige Schachtel.
Sie blickte rasch zu ihm auf, dann wieder hinunter auf die Schachtel. Erwartungsvoll machte sie sie auf.
Und sah die Kameenkette! Er hatte beobachtet, dass das neue Hausmädchen die Kette in einem Laden in Weavering Street verpfändet hatte.
»Sie haben sie mir zurückgekauft«, hauchte sie mit glänzenden Augen. »Sie können sich gar nicht vorstellen, was sie mir bedeutet – sie war ein Geschenk meines Vaters.«
Er nickte. »Da ist noch etwas.«
Sie blickte wieder in die Schachtel. Unter der Kamee lag ein Stück dickes Papier. Sie nahm es heraus und gab ihm die Schachtel zum Halten. Dann drehte sie das Papier um und erkannte das kleine Aquarell von Lime Tree Lodge. Verwirrt runzelte sie die Stirn. »Ich danke Ihnen, aber Sie hätten es ruhig behalten können. Ich hätte nichts dagegengehabt.«
Er hob das Kinn, als sei er gekränkt, und sagte vorwurfsvoll: »Ich habe sehr viel Geld dafür bezahlt.«
»Dafür?« Ungläubig hob sie die hellen Brauen.
»Nicht für das Bild. Für Lime Tree Lodge.«
Sie starrte ihn fassungslos an. »Sie haben doch nicht …«
»Doch.«
»Aber … mein Anwalt hat gesagt, dass ein Geistlicher es unbedingt haben wollte.«
»Ja. Aber ich wollte es noch dringender.«
»Wie haben Sie …. verzeihen Sie, aber ich weiß, dass Sie jeden Shilling für Fairbourne Hall und für die Reparatur Ihres Schiffes brauchen.«
»Das stimmt.«
»Aber wie …?«
»Ich habe mein Schiff verkauft. Der Schaden hat seinen Wert längst nicht so gemindert, wie ich befürchtet hatte; es hat einen guten Preis gebracht. Außerdem brauche ich es nicht mehr.«
»Ich dachte, Sie bräuchten es für den Transport des Zuckerrohrs aus Barbados?«
Er schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat endlich beschlossen, die Plantage zu verkaufen. Zu meiner großen Erleichterung. Wenn alles gut geht, kehrt er nächstes Jahr nach England zurück, zusammen mit seiner neuen Frau.«
Sie schüttelte überrascht den Kopf. »Eine neue Herrin auf Fairbourne Hall? Was wird Helen dann tun?«
»Oh, sie und Hudson haben eigene
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