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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Koppel, kletterte wieder über den Zaun, sprang in den Schnee und sank bis zu den Knien ein. Dann kämpfte er sich bis zu der Stelle vor, wo der Mann mit der Lanze lag.
    Mit seinem zweiten Gegner hatte Wos kein so leichtes Spiel. Der Mann wirbelte geschickt mit dem Schwert durch die Luft, um das Pony auf Abstand zu halten. Wenigstens war er so eine Weile beschäftigt, dachte Bowbaq. Mittlerweile war auch der dritte Mann zu sehen, der gerade seine Armbrust nachlud.
    Die Leiche des Mannes mit der Lanze war kein schöner Anblick. Wos’ Hufe hatten ihn mehrmals im Gesicht und am Hals getroffen, und der Kopf war beinahe vom Rumpf getrennt. Bowbaq keuchte auf und unterdrückte die aufsteigende Übelkeit. Als er die Lanze des Toten aufhob, hörte er ein vertrautes Brüllen.
    Mir war da. Der Löwe thronte am Waldrand vor den verschneiten Bäumen, etwa hundert Schritte entfernt, als säße er für einen Bildhauer Modell.
    Sein Brüllen ging in ein tiefes, anhaltendes Knurren über, das trotz der Entfernung deutlich zu hören war. Die Mähne umgab den Kopf wie ein Feuerkranz, und das Fell war entlang der Wirbelsäule bis zum Schwanz steil aufgerichtet. Seine gelben Flecken waren zu dieser Jahreszeit kaum zu erkennen: Der Körper des Raubtiers schimmerte wie Alabaster, und nur die flammenden Augen und das blutrote, elfenbeinweiße Maul hoben sich vom Fell ab.
    Geschmeidig trat der Schneelöwe zwei Schritte vor. Sein Knurren verstummte, und nach einem kurzen Moment der Reglosigkeit stürzte er sich mit ein paar schnellen Sprüngen in den Kampf.
    Beim Anblick des Löwen waren alle erstarrt, doch jetzt setzten sie sich wieder in Bewegung. Wos brachte sich vor Mir in Sicherheit, der nun direkt auf den Mann mit dem Schwert zustürmte. Das Raubtier warf ihn zu Boden, und Bowbaq erkannte an den gellenden Schreien des Mannes, dass er einen Gegner weniger hatte.
    Er selbst lief mit großen Schritten auf den dritten Mann zu, der nicht von seinem Vorhaben ablassen wollte, obwohl sich seine Lage verschlechtert hatte. Bowbaq hatte noch nie eine Armbrust geladen. Er wusste nicht, ob er seinen Feind erreichen könnte, bevor dieser ihm einen Bolzen zwischen die Augen schoss.
    Wenn er jetzt stehen blieb und die Lanze warf …
    Nein!
    Aber er würde mit Sicherheit treffen. Aus dieser Entfernung würde er kein Ziel verfehlen.
    Nein! Er würde nicht töten!
    Andererseits … Er würde sein eigenes Leben retten, Ispen wiedersehen, die Kinder, seine Freunde.
    Nein! Niemals würde Bowbaq vorsätzlich einen Menschen töten. Das hatte er sich geschworen!
    Das kurze Gedankenspiel hatte sein Schicksal ohnehin besiegelt. Mit einem Freudenschrei schob der Mann den kurzen Pfeil in die Rinne und hob die Waffe. Sein Opfer war nur noch wenige Schritte von ihm entfernt und rannte direkt auf ihn zu.
    Bowbaq schloss die Augen, drückte sich mit aller Kraft vom Boden ab und warf sich nach vorn. Er hörte das tödliche Klacken der Armbrust und spürte im selben Moment, wie seine Lanze hart gegen einen Körper stieß.
    Im Schnee liegend wartete er auf den Schmerz, denn der Bolzen musste ihn unweigerlich getroffen haben, doch er spürte nur die brennende Wunde an seiner linken Schulter.
    Er hob den Kopf - gerade noch rechtzeitig: Sein Feind war drauf und dran, ihm die nun unbrauchbare Armbrust über den Schädel zu ziehen. Bowbaq rollte zur Seite, stieß einen Schmerzensschrei aus, als seine Schulter den Boden berührte, kam auf die Knie und ließ die Lanze durch die Luft sausen. Der hölzerne Schaft traf einen Kopf, und der Fremde ging ebenfalls zu Boden.
    Wutschnaubend rappelte sich Bowbaq hoch und drückte dem Angreifer die Spitze seiner Lanze an die Brust. Der Mann, der jetzt im Schnee saß, streifte seine Kapuze zurück, zog sich eine Haube mit Augenschlitzen vom Kopf und entblößte einen kahl geschorenen Schädel. Er war noch recht jung, in seinem dreißigsten Jahr vielleicht, jedenfalls jünger als Bowbaq. Er war kein Arkarier und schien überhaupt nicht aus den Oberen Königreichen zu stammen.
    Der Mann rieb sich die schmerzende Schläfe und entdeckte Blut an seinen Fingern. Er warf Bowbaq einen finsteren Blick zu. Dieser zuckte zusammen, weil er dem anderen eine klaffende Wunde zugefügt hatte. Wäre sein Schlag auch nur etwas fester gewesen, hätte er womöglich seinen Schwur gebrochen.
    Mir kam an seine Seite, und Bowbaq strich ihm über die Flanke. Der Fremde stand auf, und obwohl er keine schnellen Bewegungen machte, knurrte der Löwe bedrohlich. Mit

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