Die Magier von Tarronn (2) (German Edition)
daran gearbeitet haben.“ Imset nickte ihr anerkennend zu.
„Was? Du bist die geniale Meisterin, die unsere Ritualgewänder herstellt?“ Mehrere Atlan stellten die gleiche Frage. Luna nickte.
„Aber warum haben wir das nie erfahren?“, wunderte sich Talos.
„Ich habe in der nördlichen Randsiedlung, fast auf der anderen Seite der Insel gelebt“, erzählte Luna. „Wir sind nur ein- oder zweimal im Jahr zu euch gekommen, wenn die großen Versammlungen und Feste waren. Ich habe dann immer mit Freude gesehen, wie stolz alle diese Gewänder getragen haben. Mutter webte die Stoffe, ich habe geschneidert und gestickt.
Das Garn stammt sogar noch von den Vorfahren auf dem Planeten Atla. Nun, wo fast keines mehr übrig war, wollte ich wenigstens Imset noch irgendwie danken, dass er unserem Volk immer Mut gemacht und es vor dem sicheren Untergang bewahrt hat. Ich hatte weder ihn noch einen Drakon je aus der Nähe gesehen.
Nur einmal, gleich nach dem Abflug von der Erde, konnte ich einen kurzen Blick auf Merit-Amuns Armreif erhaschen und hörte die ganze Geschichte von Neri und Imset. Das hat mich alles so beeindruckt – ich musste einfach die Entwürfe auf den Stoff zeichnen und mit dem Sticken beginnen.
Gestern Nacht durfte ich Drakos besuchen. Er hat mein Anliegen ohne Worte verstanden. Er gab mir die Möglichkeit alle Details genau zu betrachten. Kebechsenef hatte anschließend Dienst auf der Brücke, so konnte ich ohne Unterbrechung meine Arbeit beenden. Und, wie es aussieht, gefällt es euch sogar.“
„Es ist einfach wundervoll.“ Horus strich mit den Fingerkuppen über die einzelnen Drachenschuppen, die in Gold und Silber glänzten.
Duamutef schien zu überlegen. „Ich habe noch irgendwo solch wunderbares Garn gesehen…ah, ich weiß es wieder! Ich muss in ein paar Monaten auf die Erde, vielleicht kann ich dir neues Garn von da mitbringen.“ Zu Horus gewandt erklärte er: „Aker hat seine Apisstiere ja noch nicht bekommen.“
Imset fasste nach Duamutefs Handgelenk, während Neri, Merit-Amun und Safi aufgesprungen waren und entsetzt den Horussohn anstarrten.
„Was ist? Habe ich etwas Falsches gesagt?“, erschrocken schaute er um sich.
„Du willst tatsächlich Apisstiere holen? Hast du jemals mit ihnen zu tun gehabt? Weißt du, auf was du dich da einlässt?“ Imset war blass geworden.
„Äh – nein. Ich denke, das sind Rinder, wie alle anderen auch, nur dass sie ungewöhnlich aussehen, das muss ich schon zugeben.“ Duamutef war sichtlich nervös geworden. Wenn Imset, der Drakonat, derart reagierte, dann musste doch etwas Besonderes an Akers Wunsch sein.
Neri hatte Imsets Arm berührt. „Er läuft in sein Verderben. Das kann er nicht allein schaffen. Geh mit, auch wenn ich lange auf dich warten muss.“
„Ich komme auch mit“, erklärte Safi, nachdem ihm Merit-Amun aufmunternd zugenickt hatte.
„Gut, dann sind wir wenigstens drei Männer, die durchaus mit den Bestien fertig werden können“, stellte Imset erfreut fest.
„Fünf“, verbesserte Kebechsenef. „Hapi und ich werden euch nicht im Stich lassen. Wir haben Jahrtausende nach dir gesucht – aber nicht, damit du dich für uns gleich wieder in Gefahr begibst.“ Er drückte fest Imsets Hand.
Horus atmete hörbar auf. „Ich habe die Geschichten immer für Übertreibungen der Menschen gehalten. Aber ihr“, er schaute die ehemaligen Ägypter an, „habt diese Tiere ja wirklich gesehen und direkt mit ihnen zu tun gehabt. Ich bin dankbar, dass ihr alle gemeinsam geht. Ich möchte nicht noch einmal um einen verlorenen Sohn trauern.
Und ihr Frauen braucht euch keine Sorgen zu machen – wenn alles klappt, sind die Männer nach zwei bis drei Wochen wieder zu Hause. Wir hatten nur keinen schnelleren Transporter für die Evakuierung so vieler Personen zur Verfügung. Außerdem ist eure Reise nach Tarronn erst einmal wichtiger als Akers Stiere.“
Plötzlich näherten sich tapsende Schritte aus der Schlafnische. Sara war aufgewacht. Sie lief mit ausgestreckten Armen auf Imset zu. Er hob sie hoch, setzte sie auf seine Knie.
„Drakos ist lieb“, rief die Kleine unter dem Gelächter von Atlan und Tarronn und streichelte den gestickten Drachen auf Imsets Brust.
„Möchtest du zu Drakos gehen?“, fragte er.
„Ja. Sobek will auch zu Drakos gehen“, erklärte Sara. Sie nickte heftig mit dem Kopf. Als hätte er es gehört, kam Sobek angekrabbelt.
„Er hat für sein Alter erstaunliche Fähigkeiten“, stellte Horus fest. „Ich
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