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Die magische Fessel

Die magische Fessel

Titel: Die magische Fessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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endlich sind wir einmal allein, und du denkst schon wieder, die ganze Welt stecke nur voller Versuchungen für deinen getreuen…«
    »Shaya ist nicht die ganze Welt!« schnitt sie ihm das Wort ab.
    Mythor wurde ernst, richtete sich vom gemeinsamen Lager auf und legte das Gesicht in die Hände. Plötzlich fühlte er sich müde. Solange er ständig gefordert worden war, hatte sich die Erschöpfung der letzten Tage kaum bemerkbar gemacht. Nun mußte er gegen den Drang ankämpfen, sich einfach hinzulegen und zu schlafen.
    »Nein«, sagte er. »Sie ist nicht die ganze Welt. Sie ist überhaupt nicht von dieser Welt. Deshalb ist deine Eifersucht lächerlich. Shaya umgibt eine Barriere der Unnahbarkeit, etwas, das jedes sinnliche Verlangen im Keim erstickt.«
    »Und wenn sie nicht vorhanden wäre, diese Barriere?«
    Wenn sie zusammengebrochen wäre, als er ihr gegenüberstand!
    Er hatte den Gedanken daran bis zu diesem Augenblick verdrängt, und ausgerechnet Fronja mußte ihn nun wieder darauf stoßen.
    »Genügt es dir nicht«, fragte er, ohne Fronja anzusehen, »dich einmal in mir getäuscht zu haben?«
    Sie senkte den Kopf.
    »Vielleicht war ich zu lange in meinen Träumen gefangen«, flüsterte sie. »Vielleicht wirst du es noch eine Weile ertragen müssen, daß ich mich an die wirkliche Welt gewöhne.«
    Er küßte sie. Als sie beieinander lagen und auf Nadomir warteten, verwünschte Mythor den Mandaler, der wieder einmal seinen Mund nicht hatte halten können und womöglich seiner Phantasie freien Lauf ließ, als er Fronja die haarsträubendsten Dinge erzählte.
    Er nahm sich vor, Gerrek bei nächster Gelegenheit einige Worte zu sagen. Noch ahnte er nicht, wie schnell diese Gelegenheit kommen sollte.
    Draußen waren plötzlich Laufschritte zu hören, dann aufgeregte Rufe.
*
    Gerrek stand vor dem zehn Meter dicken Wurzelstock, wo einstmals ein schon mächtiger Baum des Lebens zwischen der Pueblostadt und den Befestigungen von Carlumen seine weit ausladende Krone über die Fliegende Stadt gebreitet hatte, bevor er von den eingedrungenen Dunkelmächten gefällt wurde. Nun wuchs aus dem Rumpf ein kleiner, dreimal mannshoher Trieb, der jedoch verdorrt war.
    Erst dann, so hieß es, wenn dieser Trieb neu erblühte, würden wieder bessere Zeiten für Carlumen und die Lichtwelt anbrechen.
    Daran dachte der Mandaler im Augenblick nicht.
    Er sprach zu dem Sproß, als hätte er einen zweiten Beuteldrachen vor sich, dem er sein Leid klagen konnte.
    »… haben sie jetzt die verrückte Idee, Yhr in einen Knoten zu treiben«, sagte er gerade. »Nadomir, der Zwerg, hat ihnen von diesem Tillornischen Knoten erzählt, natürlich in meiner Abwesenheit. Glaubst du vielleicht, daß einer mich einmal um einen Rat gefragt hätte?
    Als ob ich nur dazu da wäre, Mythor aus dem Gröbsten herauszuhauen! Hier, Gerrek, mach dies, und da, Gerrek, tue das! Ich sage dir, Baum, am Ende verdorre ich genauso wie du. Das waren noch andere Zeiten, als ich mich wenigstens mit Kalisse zanken konnte. Sogar Burra wünschte ich mir zurück. Bei allem Hader achteten sie einen einsamen Beuteldrachen, ich war nicht einfach Luft für sie.« Er seufzte tief. »Ich mochte Kalisse, und weißt du, was? Sie mochte mich auch, auf ihre Weise.«
    Gerrek setzte sich und schüttelte traurig den Kopf. Vor seinem Auge entstand, wie so oft, das Bild mächtiger Drachengötter, die eines Tages erschienen und die Menschen für alles straften, was sie ihm antaten.
    Was dann aber leise neben ihm zischelte, war alles andere, nur kein Drachengott.
    Gerrek sprang auf wie von einem Sandbeißer gezwickt. Keine zwei Schritte vor ihm wand sich der Leib einer Schlange mit acht Köpfen. Er bog sich zusammen. Gerrek erahnte die Absicht des Reptils und brachte sich mit einem Satz hinter den Wurzelstock in Sicherheit. Dort, wo er eben noch gestanden hatte, schossen die acht Köpfe vor und verbissen sich in das Holz.
    Gerrek riß sein Kurzschwert heraus und schrie:
    »Alle Mann hierher! Yhr ist wieder auf Carlumen! «
    Niemand schien ihn zu hören – oder aber, die Krieger ließen sich Zeit, ihm beizustehen. Gerrek bekam Wut. Dann wollte er es ihnen eben allein zeigen! Die Schlange war nicht länger als sieben, acht Fuß. Sie war…
    »Ein Schlangenkind?«
    Der Mandaler hielt die schon zum Ausstoßen bereits feurige Luft an. Langsam, vorsichtig kam er um den Wurzelstock herum. Die acht Köpfe hatten sich so fest darin verbissen, daß sie nicht mehr von selbst freikamen.
    Doch plötzlich

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