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Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen

Titel: Die magische Laterne des Herrn Zinkeisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Seidel
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Backe und beobachtete ihn freundlich unter einem Schleier von Nachdenklichkeit. Dann zupfte sie an sich und prüfte den Hochglanz ihrer Fingernägel.
    »Sie brauchen durchaus nicht glauben, mein werter Herr,« sprach sie auf das Tischtuch hin, »daß Sie mir mein Getränk zahlen müssen. Ich hab' das Gottlob nicht nötig. – Das sind unsere Geschäftsspesen.«
    »Aber –«, fiel ihr Perlafinger ins Wort, »es wird mir ein Vergnügen sein . . .« Wiederum war er verwirrt.
    »So? Wirklich? Dann ist es was anders«, kam die Antwort wie ein Pistolenschuß. – – Langsamer: »Eigentlich setz' ich mich ja net zu einem jeden ; aber Sie haben gar so ein zutrauliches G'schau . . .«
    Diese Antwort war nicht geeignet, seine Verwirrung zu lindern. Er äußerte mühsam: »Ihr Vertrauen, meine Dame, ehrt mich ungemein.«
    »Oh! Man kümmert sich um die Gäste«, fuhr sie heiter fort. »In unserem Lokal hat sich noch keiner beklagt. – – Sagen S' einmal . . . – und sie bettete das Kinn auf den ausgestreckten Zeigefinger, an dem ein Türkis saß so groß wie ein junges Osterei – »Sie ham so was Beruhigendes, Herr – Hofrat . . . das ist doch der Titel? . . . so was lieb Unzeitgemäßes, so was Anheimelndes . . . Man möcht' schier meinen, man sitzt der guten alten Zeit Aug' in Aug' gegenüber . . . Wie ausgerechnet Sie hier hereinschnein, ist mir ein Rätsel. Es schmeichelt mir! Denn Sie sind doch wegen mir gekommen? Ich hab's zwar nicht b'sonders mit der Selbsteinschätzung . . . . obwohl (und sie lächelte verschleiert) ich mir noch jung vorkomm' . . .«
    Hier meldete sich der Kavalier in Perlafinger.
    »Zufälligerweis' hatte ich von einer gewissen Josephine Baker gehört . . . aber Gnädigste dürfen überzeugt sein, daß eine Attraktion wie Gnädigste vollständig genügen würde, mich herzulocken . . .«
    »Da haben Sie ja eine Ausrede, Herr Hofrat. Glatt geht mir das hinunter. Vor der Baker müßt' ich allerdings die Waffen strecken. Wie man eine neunzehnjährige Heuschrecken ist, und außerdem den alten Herren so lieb an der Platt'n krabbelt, hat man natürlich einen Mordsvorsprung . . .«
    »Ich kann mir denken,« sagte hier Perlafinger angeregt und vergnügt, »daß es so sehr lang unmöglich her sein kann, daß Sie selbst in jeder Beziehung das Ebenbild waren von der ›Peperl‹ . . .«
    »Wie bitte? «
    Perlafinger, im Verfolg seines Komplimentes, tat ein erschütterndes Übriges. »No, no,« fuhr er mit erhöhter Stimme fort, »wollen S' mich denn net versteh'n? Ich mein', so elastisch wenn man daherkommt, wie Sie, und eine so schöne weiße Haut wenn man besitzt, dann müßt' man doch noch jetzt eine gefährliche Rivalin sein für dieses Fräulein Baker?«
    Die Dame machte einen Mund wie ein Karpfen. – »Was??« schnappte sie endlich, mit zischendem Unterton.
    »Nu so . . .« – und Herr Perlafinger, stets noch im Schwung seiner Galanterie, modellierte mit den Fingern – »ich bin doch nicht blind  . . . So eine blendend weiße Haut wie die Ihrige ist doch jeder Konkurrenz gewachsen . . .«
    Die Dame raffte sich zusammen und beugte sich böse vor. »Jetzt sag' ich Ihnen was,« sprach sie scharf und sehr pointiert, »ich muß mir solche geschmacklosen Scherze aber sehr verbitten, mein Herr. Alles was recht ist, Scherz ist Scherz. Aber ich hab' auch meinen privaten Anstand, merken S' Ihnen das. Ich wer' mich in dem Lokal, wo ich Empfangsdame bin, von einem alten Hanswursten nicht beleidigen lass'n . . .«
    Herr Perlafinger bekam ganz runde Augen. Etwas stimmte hier nicht, das merkte er endlich. »Beleidigen?« stammelte er . . . Doch seine Augen wurden noch runder und sein Kinn fiel herab. Er spähte über die Schulter der Dame; er saß wie erstarrt. Ein leiser Tusch des Orchesters geschah. Der Direktor sprach soeben mit wohllautender Stimme:
    ». . . Und mache ich die Herrschaften nunmehr aufmerksam auf das unvergeßliche Auftreten der weltberühmten Diva Miß Josephine Baker!«
    . . . als auch schon folgendes geschah: Ein Geschöpf tauchte hinter dem Orchester auf und stellte sich nach bemerkenswert biegsamen, wiegenden Schritten, die ihrem Gang etwas von der Grazie einer Katze gaben, mitten in den Saal. – Und in gewürgten Lauten löste sich aus Herrn Perlafinger, allen vernehmbar, heiser vor fassungslosem Erstaunen, die klassische Bemerkung:
    »Heiliger Herrgott . . . Gibt's denn das auch?! . . . Die is ja schwarz!!! «
     
    Der ganze Saal,

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