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Die Makler-Mafia

Die Makler-Mafia

Titel: Die Makler-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gestalt zu erkennen. Sie erschauderte innerlich.
Wegen des Regens war die Sicht schlecht und auch ihre Augen waren nicht mehr
die besten. Sie wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, kramte ihre Brille
hervor und setzte sie auf. Die Sicht wurde scharf. Gebannt schaute sie in die
Richtung. Ihre Pupillen weiteten sich. Vor Schreck! Sie sah etwas, das ihr das
Blut in den Adern gefrieren ließ. Dann wurde ihr schwindelig. Sie sackte in
sich zusammen und fiel zu Boden. Wie durch eine Wand aus Watte konnte sie noch
besorgte Stimmen hören. Verschwommen sah sie, wie sich eine dunkle Masse an
Menschen über sie beugte. Dann fiel sie in ein dunkles Loch.

2.
Unerwartete Nachrichten
     
    Die kreischenden Gitarren- und Schlagzeugsounds
der »Shadows« wummerten aus den Lautsprecherboxen. Gabys Hund Oskar hatte sich
unter der Bettdecke verkrochen und schaute sie gequält an, während sie auf
ihrem Bett lag und die Textzeilen des Songs »Under my skin« studierte. Sie
klappte das CD-Booklet zu und betrachtete gedankenverloren das Cover, auf dem
die Band abgebildet war. Gaby schwärmte schon seit Längerem für Jason, den
Sänger der Indie-Rockband. Sie konnte sich gut mit den gefühlvollen und
melancholischen Texten identifizieren, bei denen es meistens um Freundschaft,
Verliebtsein, Verlassenwerden und Alleinsein ging. Natürlich war Tim ihr
Favorit. Und niemand konnte ihn ersetzen, auch nicht der coole, langhaarige
Jason, der das absolute Gegenteil vom Häuptling war. Er war extrem dünn,
großgewachsen und steckte immer in engen schwarzen Klamotten. Sein Gesicht war
bleich geschminkt. Auf dem rechten Unterarm hatte er als verschnörkeltes Tattoo
den Namen der Band.
    Plötzlich öffnete sich die Tür
und Gabys Mutter betrat den Raum. Margot Glockner schaute etwas genervt: »Gaby,
könntest du bitte die Musik etwas leiser machen? Die Kundschaft unten im Laden
hat schon erstaunt gefragt, ob hier Musiker eingezogen sind.«
    Oskar winselte zustimmend.
    Gaby verdrehte die Augen und
pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Wenn’s sein muss.« Sie erhob sich
vom Bett und drehte die Anlage leiser.
    »Besorg dir doch Kopfhörer!«,
meinte ihre Mutter und lächelte sanft.
    »Das ist nicht dasselbe«,
entgegnete Gaby energisch.
    »Übrigens habe ich gerade in
der Zeitung gelesen, dass diese...« Frau Glockner legte ihre Stirn nachdenklich
in Falten. »...wie heißen die noch mal?«
    Gaby schaute sie auffordernd
an. »Wer?«
    »Ja, diese Band.«
    »Die ›Shadows‹?«, fragte Gaby
aufgeregt.
    »Ja, die. Die geben dieses Jahr
ein Konzert in Deutschland.«
    »Und wo? Hier in der Stadt?«,
überschlug sich Gabys Stimme.
    Oskar machte einen lauten
Beller, der in der Hundesprache nur »Oh Schreck« bedeuten konnte. Frau Glockner
zuckte mit den Schultern.
    Gaby stürmte an ihrer Mutter
vorbei nach unten in den Laden. Von der Zeitungsauslage schnappte sie sich das
Lokalblatt und blättert aufgeregt bis zum Kulturteil. »Oh, nein!« Enttäuscht
ließ sie das Blatt sinken. Die »Shadows« gaben ihr einziges Konzert im Norden
Deutschlands!
     
    Darüber wäre Tim sicherlich
nicht traurig gewesen, der zur selben Zeit eine zweite Joggingrunde durch den
Wald machte. Er war schon über 40 Minuten unterwegs und ein kalter Wind blies
ihm um die Nase. Heute waren die Temperaturen noch einmal gesunken — auf
bitterkalt. Und das, obwohl erst seit knapp zwei Wochen offiziell Herbst war.
In der Schule ging es heute ganz schön stressig zu. Besonders im
Matheunterricht hatten die Köpfe geraucht. Der Satz des Pythagoras hatte so
manchem Kopfzerbrechen bereitet. Für Karl war das natürlich überhaupt kein
Problem gewesen, für Tim eigentlich auch nicht. Nach dem Unterricht stellte
Karl dann noch den Bezug zum Alltag her und erklärte, dass der Satz auch heute
noch wichtig sei: zum genauen Vermessen von Gelände. Und dass sich schon die
ägyptischen Baumeister bei der Konstruktion der Pyramiden des präzisen rechten
Winkels bedienten, weil allein geringste Abweichungen die Bauwerke zum Einsturz
gebracht hätten. Tim verließ den herbstlich bunten Wald und rannte nun über
Felder und Wiesen zurück zum Internat.
    Im Adlernest stand Klößchen in
einen dunklen Wollpulli eingepackt am Fenster und schaute hinaus. Einzelne
Blätter fielen von den Bäumen und der Wind ließ sie über den Hof tanzen. Als
Tim durchgeschwitzt das Zimmer betrat, drehte Klößchen sich zu ihm um. »Ich
versteh nicht, wie du bei jedem Wind und Wetter laufen gehen kannst! Da

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