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Die Mars-Chroniken

Die Mars-Chroniken

Titel: Die Mars-Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Bradbury
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leere Flaschen mit und warf sie nacheinander in das tiefblaue Wasser des Kanals. Beim Sinken erzeugten sie leere, hohle, gluckernde Geräusche.
    »Ich taufe dich, ich taufe dich, ich taufe dich…«, sagte Biggs mit schwerer Zunge. »Ich taufe dich Biggs, Biggs, Biggs-Kanal…«
    Ehe sich jemand rühren konnte, war Spender aufgesprungen und hatte sich über das Feuer hinweg auf Biggs gestürzt. Er versetzte Biggs einen Schlag an den Mund und einen zweiten Schlag aufs Ohr. Biggs verlor das Gleichgewicht und fiel in den Kanal. Nach dem Aufklatschen wartete Spender schweigend darauf, bis Biggs wieder an das steinerne Ufer kroch. Als es soweit war, hatten ihn die anderen Männer bereits gepackt.
    »He, was ist denn mit dir los, Spender?« fragten sie.
    Biggs arbeitete sich hoch und stand tropfend vor ihm. Er sah die Männer, die Spender festhielten. »Na dann«, sagte er und setzte sich in Bewegung.
    »Jetzt reicht’s!« fuhr Kapitän Wilder dazwischen. Die Männer ließen Spender los. Biggs blieb stehen und sah den Kapitän prüfend an.
    »Schon gut, Biggs, ziehen Sie sich etwas Trockenes an. Die anderen machen mit der Party weiter. Spender, Sie kommen mit!« sagte er.
    Die Männer stürzten sich wieder in ihre Party. Wilder entfernte sich ein Stück von den anderen und wandte sich an Spender. »Vielleicht erklären Sie mir mal, was da eben los war«, sagte er.
    Spender schaute zum Kanal hinüber. »Ich weiß nicht. Ich schämte mich. Wegen Biggs und dem Krach – eben unseretwegen. Himmel, was für ein Schauspiel!«
    »Es war eine lange Reise. Die Leute müssen sich mal austoben.«
    »Wo ist aber ihr Respekt geblieben, Sir? Wo ihr Sinn für das rechte Maß?«
    »Spender, Sie sind müde und Sie sehen die Dinge sowieso anders. Macht fünfzig Dollar Strafe.«
    »Jawohl, Sir. Mir machte nur der Gedanke zu schaffen, daß die hier sehen, wie närrisch wir uns aufführen.«
    »Die?« fragte Wilder verwundert.
    »Die Marsianer, ob sie nun tot sind oder nicht.«
    »Aber ganz bestimmt sind sie tot«, sagte der Kapitän. »Glauben Sie, daß sie von unserem Besuch wissen?«
    »Weiß das Alte nicht stets, wenn etwas Neues kommt?«
    »Ja, vermutlich. Man könnte aber fast annehmen, Sie glauben an Geister.«
    »Ich glaube an die Dinge, die tatsächlich vollbracht worden sind, und es gibt Beweise für viele vollbrachte Taten auf dem Mars. Es gibt Straßen und Häuser, und ich denke mir, daß es auch Bücher und große Kanäle und Uhren und Gebäude gibt, in denen vielleicht keine Pferde, aber andere Haustiere untergebracht waren – vielleicht mit zwölf Beinen, wer will das wissen? Wohin ich auch schaue, sehe ich Dinge, die in Benutzung gewesen sind. Die jahrhundertelang angefaßt und herumgereicht wurden.
    Ja, wenn Sie mich fragen, ob ich an das Wesen der Dinge glaube, die hier in Gebrauch gewesen sind, werde ich das bejahen. Sie sind hier überall. All die Dinge, die einmal einen Zweck hatten. All die Berge, die Namen hatten. Wir werden nichts in Gebrauch nehmen können, ohne dabei ein ungutes Gefühl zu haben. Und irgendwie werden sich die Namen der Berge niemals richtig anhören; wir geben ihnen zwar neue Namen, doch die alten Bezeichnungen sind noch vorhanden, irgendwo in der Zeit verschüttet, und die Berge wurden unter diesen alten Namen geformt und angeschaut. Die Namen, die wir den Kanälen und Bergen und Städten geben, werden vom Wesen des Mars abgleiten wie Wasser vom Gefieder einer Ente. Wie sehr wir auch den Mars in Besitz nehmen werden, wir werden ihn niemals wirklich berühren. Und dann wird uns der Ärger überkommen, und wissen Sie, was wir dann tun? Wir werden ihn umkrempeln, werden ihm die Haut abziehen und ihn nach unseren Bedürfnissen verändern.«
    »Wir werden den Mars nicht zugrunde richten«, sagte der Kapitän. »Er ist zu groß und zu gut.«
    »Oh, glauben Sie? Wir Menschen haben ein besonderes Talent, große, schöne Dinge zugrunde zu richten. Daß wir nicht mitten im ägyptischen Karnak-Tempel Würstchenbuden errichteten, lag allein daran, daß er zu abgelegen war und keinen wesentlichen kommerziellen Wert hatte. Dabei ist Ägypten nur ein kleiner Teil der Erde. Aber hier ist alles anders, der ganze Planet ist alt und anders, und wir werden uns irgendwo niederlassen und mit der Verpestung beginnen. Wir werden den Kanal Rockefellerkanal und den Berg King-George-Berg und den See den Dupontsee nennen, und es wird Städte geben, die Roosevelt und Lincoln und Coolidge heißen – und das alles wird niemals

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