Die Maschen des Schicksals (German Edition)
verurteilt waren.
„Du meinst also, ein Kurs im Sockenstricken würde unsere Kunden interessieren?“ Ich konnte nicht anders, als noch mal nachzufragen. Meine Güte, bei Margaret war heute irgendetwas absolut nicht in Ordnung.
Ich persönlich fand aus anderen Gründen den größten Spaß am Sockenstricken. Das Beste war zunächst einmal die Tatsache, dass ein Paar Socken ein kleines Projekt ist. Wenn ich eine Decke oder einen Shetlandpullover fertiggestellt hatte, wollte ich normalerweise etwas produzieren, das schnell ging. Nachdem ich endlose Stunden gestrickt hatte, fand ich es sehr befriedigend zu sehen, wie eine Socke binnen Kurzem Form annahm. Socken beanspruchten weder einen großen Einsatz an Zeit noch an Wolle und waren wunderbare Geschenke. Ja, Socken waren ganz eindeutig mein neues Kursprojekt. Da Dienstag erfahrungsgemäß am wenigsten los war im Laden, schien es mir am besten, den Unterricht an diesem Tag anzubieten.
Margaret nickte. „Du hast recht. Ein Kurs im Sockenstricken würde sicher Anklang finden“, murmelte sie.
Ich starrte meine Schwester an und glaubte für einen Moment, ein paar Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen. Nun betrachtete ich sie eingehender. Wie ich vorher bemerkte, weint sie sehr selten. „Geht es dir wirklich gut?“, erkundigte ich mich vorsichtshalber leise. Ich wollte sie nicht bedrängen, aber irgendetwas schien mit ihr nicht zu stimmen. Sie sollte wissen, dass ich mir Sorgen um sie machte.
„Frag doch nicht ständig“, fuhr sie mich an.
Ich seufzte erleichtert. Die alte Margaret war wieder da.
„Könntest du ein Schild fürs Schaufenster machen?“, bat ich sie. Künstlerisch war sie erheblich talentierter als ich. Normalerweise verließ ich mich auf ihr Können, wenn es um Ankündigungen und die Fensterdekoration ging.
Wieder zuckte sie ziemlich gelangweilt die Schultern. „Bis zum Mittag habe ich eins fertig.“
„Wunderbar.“ Ich ging zur Eingangstür, schloss sie auf und drehte das Schild auf „Geöffnet“. Whiskers blickte von seinem Stammplatz im Schaufenster auf, wo er sich in der Morgensonne aalte. Auf der Fensterbank vor dem Laden blühten rote Geranien. Die Erde wirkte ausgetrocknet, deshalb nahm ich die Gießkanne und ging damit raus. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich etwas Braunes – ein Lieferwagen bog um die Ecke. Ein vertrautes Glücksgefühl überkam mich. Brad.
Tatsächlich manövrierte er den Wagen auf den Parkplatz vor Fanny’s Floral, das Geschäft neben meinem. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sprang er heraus.
„Ein schöner Tag heute“, sagte er und grinste noch breiter. Dieser Mann lächelte aus vollem Herzen, mit ganzer Seele, und er hat die ausdrucksvollsten blauen Augen, die ich jemals gesehen habe. Für mich sind sie wie ein Leuchtfeuer. Ich könnte schwören, dass ich diese Augen meilenweit sehen kann, so strahlend blau sind sie. „Hast du eine neue Lieferung für mich?“, wollte ich wissen.
„Ich bin die einzige Lieferung, die ich heute für dich habe. Und ich könnte ein paar Minuten erübrigen, wenn es Kaffee gibt.“
„Gibt es.“ Das gehörte zu unserem Ritual. Brad kam zweimal in der Woche im Laden vorbei, mit oder ohne Woll-Kartons – wenn er es schaffte, auch öfter. Er blieb nie besonders lange. Meist füllte er nur seine Thermoskanne mit Kaffee, nutzte die Gelegenheit, mir einen Kuss zu geben, und setzte so schnell wie möglich seine Runde fort. Wie immer folgte ich ihm also heute in den hinteren Raum und tat überrascht, als er mich umarmte. Ich liebe es, von ihm geküsst zu werden. Diesmal begann er damit, meine Stirn zu liebkosen, um dann mein Gesicht mit unzähligen Küssen zu bedecken, bis er meinen Mund erreichte. Seine Lippen auf meinen zu spüren, löste bei mir sofort ein Kribbeln im ganzen Körper aus. Er hat eine ganz besondere Wirkung auf mich – und das weiß er auch.
Brad hielt mich gerade lange genug fest, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Dann ließ er mich los und griff nach der Kaffeekanne. Mit gerunzelter Stirn drehte er sich zu mir um.
„Gibt es Probleme zwischen Margaret und Matt?“, wollte er wissen.
Ich wollte ihm gerade versichern, dass alles in Ordnung sei. Doch bevor ich einen Ton sagen konnte, hielt ich inne. Plötzlich wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte. „Warum fragst du?“
„Wegen deiner Schwester“, flüsterte er. „Sie ist in letzter Zeit so komisch. Hast du das nicht auch schon bemerkt?“
Ich nickte. „Irgendetwas
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