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Die Maske

Die Maske

Titel: Die Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Freie quellen. Auf den Wangen, an der Stirn, am Kinn, nur die Lippen hatte er verschont beim Aufschneiden seines Gesicht.
    Es war der fast letzte Schritt gewesen, bis zu seiner Verwandlung. Wenn er das Fell behandelte und daran dachte, daß es mit seinem Blut getränkt war, gab es so gut wie keine Distanz mehr, um das zu werden, was er immer sein wollte.
    Die MASKE!
    ***
    Gibt es Engel? Oder anders gefragt: Engel — gibt es die tatsächlich?
    Natürlich gab es eine Definition des Begriffs, denn er stammte aus dem Griechischen von angelos — Bote. Im christlichen Glauben sind die Engel Mittlerwesen zwischen Gott und Mensch. Als Boten Gottes werden sie zu den Menschen geschickt, um entweder etwas anzukündigen oder sie zu warnen.
    Es gibt unter den Engeln regelrechte Hierarchien, und die Frage, die ich mir stellte, war für mich relativ leicht zu beantworten, denn ich wußte, daß es Engel gab.
    Schließlich waren an den Rändern meines Kreuzes die Anfangsbuchstaben der vier Erzengel eingraviert, und diese Wesen waren auch mir schon mehr als einmal zu Hilfe gekommen. Ich bin nicht der einzige, der sich die anfangs erwähnte Frage gestellt hat. Ein jeder von Ihnen wird sich mit diesem Problem schon einmal beschäftigt haben, und ein jeder mag wohl seine eigene Definition für den Begriff Engel gefunden haben.
    Feinstofflich, nicht körperlich, wundersame und wunderbare Wesen, Mittler zwischen Himmel und Erde.
    So ähnlich sah ich es auch, nur mußte ich mich jetzt selbst korrigieren, denn ich hatte einen nicht feinstofflichen Engel gefunden. Es war kein typischer ›Hollywood-Engel‹, er war auch nicht langbeinig, blond, schwarz-oder rothaarig, nein, dieser Engel, von dem ich sprach, der lebte auf dieser Welt, und zwar an einem ganz bestimmten Ort. In einem Kloster!
    Dieser Engel war eine Nonne, die auf den Namen Innocencia hörte und die aus dem Halbdämmer des langen Ganges außerhalb der Mauern erschien wie ein Geist.
    Ich stand da, ohne mich zu rühren. Aus dem Klostergarten wehte mir der Geruch von Kräutern und Blumen entgegen. Irgendwo plätscherte das Wasser eines kleinen Brunnens. Andere Nonnen durchschritten den Garten über schmale Wege, ohne daß ich etwas davon mitbekam, denn sie gingen lautlos.
    Wie die Nonne, die mich herbestellt und um ein Gespräch gebeten hatte. Die weiße Haube und die etwas dunklere Kleidung ließ sie sehr streng erscheinen, was sich allerdings nicht auf das Gesicht übertrug, das mir so engelhaft rein erschien. So fein geschnitten, beinahe schon fragil aussehend, bei einem Mann Beschützerinstinkte weckend, wobei ich keine Ausnahme machte und sie am liebsten umarmt hätte, um die Widrigkeiten dieser Welt von ihr fernzuhalten.
    Wie kleine, klare Seen lagen die Augen in ihrem Gesicht. Darüber besaßen die Brauen einen schon fast kühnen Schwung. Sie waren nicht durch irgendwelche Stifte nachgezeichnet worden, ebensowenig wie die Lippen mit ihrem natürlichen Rot.
    Diese junge Nonne strahlte eine derartige Ruhe und innere Heiterkeit aus, daß ich sie nur bewundern konnte. Die nahm das Leben bestimmt nicht so schwer wie ich, und ich vergaß auch alle Geschichten von erdrückenden Klostermauern, unter denen die Nonnen, hauptsächlich die jüngeren, zu leiden hatten. Ich brauchte diese junge Frau nur anzusehen, um alles andere Lügen zu strafen.
    Innocencia blieb vor mir stehen und lächelte. Vielleicht auch spöttisch, wer konnte das sagen? Möglicherweise hatte sie mein zu langes Starren bemerkt, das ich schon als ungehörig einstufen konnte, aber ich hatte halt nicht anders gekonnt.
    »Mr. Sinclair?«
    Ich räusperte mich, schluckte, nickte und brachte endlich ein »Ja, das bin ich« hervor.
    »Ich freue mich.«
    Sie streckte mir ihre Hand entgegen. Sehr feingliedrig. Ich kam ihr mit meiner entgegen und umfaßte sie vorsichtig. Im nächsten Augenblick wunderte ich mich über den festen Druck dieser Hand, die einen derartigen Eindruck nicht auf mich gemacht hatte. Ich gab den Druck leichter zurück, zuckte mit den Mundwinkeln und mußte noch immer dämlich aus der Wäsche geschaut haben, denn Innocencia schüttelte den Kopf. »Was haben Sie denn, Mr. Sinclair?«
    »Das ist schwer zu sagen.«
    Sie löste ihre Hand aus der meinen. »Ich glaube, daß es an mir liegt, nicht wahr?«
    Es war leicht, mich in diesem Moment zu durchschauen. Ich versuchte auch keine Lüge und nickte. »Ja, es liegt an Ihnen. Es ist tatsächlich so gewesen.«
    Die Nonne schüttelte leicht den Kopf. »Aber

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