Die Maske des Alien
Institution, ein Überbleibsel aus den alten Zeiten, da die Menschen sich allmählich an die starke UV-Einstrahlung von der alveanischen Sonne anpaßten. In den Anfangstagen war es mitunter erforderlich gewesen, daß die gesamte Bevölkerung einer Stadt sich für eine beträchtliche Zeit in den Untergrund zurückzog, und es war mehr als wahrscheinlich, daß unter den Straßen und Häusern von Kalic ein komplexes System von Höhlen und Tunnels für diesen Zweck lag. Das Communal stammte aus der darauffolgenden Zeit, als die frühen Kolonisten während der Mittagszeit Schulz in einem fensterlosen Raum suchten, der aus Gründen der Zweckmäßigkeit zumeist im Keller gelegen war. Natürlich war es nicht notwendig, alle Fenster zu eliminieren, denn gewöhnliches Glas konnte die ultraviolette Strahlung aufhalten. Aber das Gefühl, völlig drinnen zu sein, versteckt und sicher in einem von Menschen geschaffenen Schlupfloch, schaffte einen wichtigen psychologischen Effekt. Und so wurden die ausgedehnten Mittagspausen, die ungeheuer üppigen Mahlzeiten und die darauf folgenden Nickerchen zu einer alveanischen Sitte, selbst als genetische Adaption die Alveaner längst gegen ihre strahlenspeiende Sonne immun gemacht hatte.
Skallon fand seinen Weg durch Korridore, an die er sich erinnerte. Er drückte eine Tür auf und fand sich in einer Küche. Joanes Profil betrachtete nachdenklich einen Berg von Konfekt. Als er eintrat, wandte sie sich ihm zu.
„Oh, guten Morgen“, sagte sie mit sanfter Stimme.
„Ihr seht sehr hübsch aus, im Sonnenlicht“, sagte Skallon, und er war ein wenig verlegen. Irgendwie sah sie in den Strahlen der Sonne tatsächlich besser aus.
„Oh, vielen Dank. Unser Gespräch gestern abend hat mir gut gefallen.“
„Ach. Ja, mir auch. Ist mein … Partner …?“
„Er frühstückt. Dort.“ Sie deutete auf einen Durchgang. Skallon schaute in den angrenzenden Raum und sah, wie Fain methodisch einen Teller mit grauem Brei auslöffelte. Scorpio lag kauend unter dem Tisch. Es war derselbe Raum, in dem sie auch gestern abend gegessen halten, jetzt allerdings wirkte er ein wenig ordentlicher. Wahrscheinlich war Joane schon früh aufgestanden, um aufzuräumen. Zufrieden nickte Skallon. Es waren gute, zuverlässige Leute.
Fain blickte auf und betrachtete ihn gleichmütig, als dächte er über etwas nach.
„Hol dir etwas zu essen“, sagte Fain.
„Gutes. Essen“, fügte Scorpio hinzu. Skallon fragte sich, ob der Hund versuchte, sich zu unterhalten. War das möglich? Er schien eigentlich nicht intelligent genug dazu. Andererseits war es schwer zu sagen.
Joane reichte ihm einen Teller mit einer schaumigen Masse; Fleischklumpen schwammen in einer bräunlichen Paste, dazwischen befand sich undefinierbares Gemüse. Er setzte sich Fain gegenüber an den Tisch. Nach ein paar Bissen warf Fain seinen Löffel auf den Tisch, daß es nach allen Seiten spritzte. „Genug davon. Diese Brühe esse ich nicht.“
„Etwas anderes gibt es hier nicht.“
„Ich habe Notrationen bei mir. Damit und mit dem Wasser, das sie hier haben – und das im übrigen ebenfalls grauenhaft ist – werde ich schon zurechtkommen.“
„Alveanisches Essen ist eigentlich ziemlich raffiniert. Und ich finde dieses complannet auch nicht so schrecklich.“
„Du wirst krank werden davon.“
„Das bezweifle ich. Wir haben eine interne Bakteriophagen-Behandlung bekommen, bevor wir die Erde verließen. Es gibt eigentlich keinen …“
„Das Fleisch gestern abend hat ganz ordentlich geschmeckt. Aber vor einer Stunde habe ich alles wieder ausgekotzt, unverdaut.“
„Das ist die Metaphasenumstellung. In ein oder zwei Tagen …“
„Du kannst mich! Ich werde mir jetzt einen Proteinmix aufmachen. Wo gibt’s denn hier Wasser?“
Fain schlug mit der Faust auf den Tisch. Als niemand erschien, stampfte er hinaus. Einen Moment später lugte Joane durch die offene Tür und hob fragend eine Augenbraue. Skallon zuckte die Achseln. Er gab die pantomimische Darstellung eines Wutausbruchs, schlug lautlos mit der Faust auf den rohen Holztisch und bleckte die Zähne. Sie kicherte. Er zuckle noch einmal die Schultern und winkte ihr zu verschwinden, denn Fain kam polternd durch eine Seitentür zurück. In der einen Hand hielt er eine Wasserflasche, während er mit dem Daumen der anderen die Verpackung von einem Proteinriegel löste.
Skallon aß schweigend, während Fain krachend seinen Proteinriegel verzehrte. Mit glasklarem Bewußtsein hörte er Joane
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