Die Maske des Meisters
ihn schämen.
Er schämte sich für sich selbst.
Vor dem Raum, in dem seine beiden Opfer eingesperrt waren, blieb Noah stehen. Er betrachtete den Schlüssel in seiner Hand. Sein Herz krampfte sich zusammen. Sobald er diese Tür aufschloss, würde Plan B in Kraft treten. Er hatte gehofft, dass es nie so weit kommen würde. Inzwischen wusste er, es war naiv gewesen, so zu denken. Er hatte zwar einen Notfallplan entworfen, war sich jedoch sicher gewesen, ihn nur in Gedanken durchspielen, aber nicht in die Tat umsetzen zu müssen.
Du bist kein Held, dachte er griesgrämig, aber auch kein Krimineller. Was war er dann? Ein Opfer der Gesellschaft? Obwohl er viele solcher Menschen während seiner Zeit als Anwalt kennengelernt hatte und wusste, dass das Leben nicht immer fair war, wollte er sich nicht in dieser Rolle sehen. Er gehörte auf die andere Seite, er verteidigte und half diesen Menschen und war nicht einer von ihnen.
Noah hasste es, ein Opfer zu sein. Diese Hilflosigkeit machte ihn krank! Er wollte nicht wehrlos sein. Viel zu lange hatte er untätig herumgesessen und sich von seiner Verzweiflung und seinen Depressionen niederringen lassen. Keine Minute länger!
Noah steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und öffnete energisch die Tür.
Cynthia und Liberty schauten von ihren Feldbetten auf. An ihren Gesichtern konnte er es ablesen – sie wussten, dass er nicht gekommen war, um ihnen Essen zu bringen.
38. KAPITEL
Claire konnte sich gerade noch herumdrehen und einen Schritt in Richtung der Tür machen, die von der Werkstatt ins Haus führte, als Howard sie auch schon von hinten packte. Der Aufprall des Kolosses war gewaltig. Sie gingen beide zu Boden. Claire fing sich zwar mit den Händen ab, aber ein Schmerz durchzuckte ihre Handgelenke, und sie hoffte inständig, dass sie sich die Gelenke nicht verstaucht hatte.
Howard ließ ihr keine Zeit, lange darüber nachzudenken. In Windeseile kroch er über sie. Er legte den Arm um ihren Hals und spreizte ihre Schenkel. Provozierend rieb er sein Geschlecht an ihrem Hintern.
Angeekelt versuchte sich Claire zu befreien. Sie zerrte an seinem Arm, schlug blind hinter sich und bemühte sich vorwärtszukriechen, doch gegen Howards Kraft war sie machtlos. In ihrer Nähe stand nichts außer einigen Radkappen und aufgestapelten Reifen, keine große Zange, kein Kreuzschlüssel oder irgendetwas Brauchbares. In ihrer Not griff sie eine der Radkappen.
Howards Arm löste sich von ihrem Hals. Seine Hand glitt tiefer.
Für Claire war es unmöglich, großartig Schwung zu holen, um ihm eins überzubraten, doch das war auch gar nicht mehr nötig. Sie hatte die Radkappe gerade erst mit beiden Händen gefasst und sich für den Schlag gewappnet, als Todd sich auf Howie stürzte. Er riss ihn von Claire herunter.
Ein wilder Kampf entbrannte. Die Männer schenkten sich nichts. Es stand viel auf dem Spiel. Sie schleuderten sich gegenseitig gegen die Schränke. Einige Werkzeuge fielen geräuschvoll von den Wandhaken auf den Boden.
Howard schlug Todd brutal ins Gesicht. Dieser fiel auf den Schraubstock in der Ecke, drückte sich jedoch sofort wieder ab und reckte sich, um an einen Seitenschneider zu kommen. Er hatte ihn gerade gepackt, als Howard ihm in die Nieren boxte. Vor Schmerz jaulte Todd auf.
Mit vor Wut verzerrter Miene vergrub Howie die Finger in Todds Haaren und riss ihn zurück. Er drückte ihn mit dem Rücken auf die Werkbank und schlug sein Handgelenk so oft auf die dicke Arbeitsplatte, bis Todd den Seitenschneider fallen ließ.
Howard presste seinen muskulösen Unterarm auf Todds Kehle. Verzweifelt rang Todd nach Atem.
„Sorry, mein kleiner, naiver Analprinz“, sagte Howie grinsend und griff den Klauenhammer, der auf der Fensterbank lag. „War nett mit dir. Du bist so eng wie keine meiner Frauen.“
Todds Gesicht rötete sich vor Wut und weil ihm die Luft ausging.
Claire erschien es, als würde Howie in Zeitlupe die Finger um den Griff des Hammers legen und ihn langsam über seinen Kopf heben. Jeden Moment würde der Hammer auf ihren Bruder niederdonnern. Auf Todd, er war alles an Familie, das sie noch besaß. Sie liebte ihn über alles.
Nun tu etwas, beweg dich endlich, feuerte sie sich an.
Ihren Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, fasste sie die Radkappe so fest sie konnte und hieb sie über Howards Schädel.
Er gab einen unterdrückten Laut von sich, als hätte er sich vor Schreck an seiner eigenen Spucke verschluckt und ihm wäre deshalb der Schrei
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