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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Sie kennen die Tragödie, die sich gestern ereignete. Ich bin sicher, Sie möchten alle behilflich sein, den Urheber dieses abscheulichen Verbrechens der Gerechtigkeit zu überführen.« Er machte eine Pause und räusperte sich. »Wir haben an Bord bei uns Monsieur Hercule Poirot, der Ihnen wohl allen bekannt ist als ein Mann, der große Erfahrung in – eh – solchen Angelegenheiten besitzt. Ich hoffe, Sie achten genau auf das, was er Ihnen zu sagen hat.«
    In diesem Augenblick trat Oberst Clapperton ein, der nicht zum Essen erschienen war, und setzte sich neben General Forbes. Er wirkte wie ein Mann, der von Trauer gezeichnet war, und nicht wie einer, der sich erleichtert fühlte. Entweder war er ein sehr guter Schauspieler oder er hatte seine unangenehme Frau tatsächlich geliebt.
    »Monsieur Hercule Poirot!«, rief der Kapitän und trat vom Podium. Poirot nahm seinen Platz ein. Er sah etwas komisch und pathetisch aus, als er jetzt seiner Zuhörerschaft strahlend zulächelte.
    »Messieurs, Mesdames, es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie so geduldig sein wollen, mir zuzuhören. Der Kapitän hat Ihnen gesagt, dass ich eine gewisse Erfahrung in diesen Dingen habe. Es stimmt, ich habe genaue Vorstellungen, wie wir diesen besonderen Fall lösen können.«
    Auf ein Zeichen erschien ein Steward mit einem riesigen, formlosen Gegenstand, der in ein Tuch gehüllt war, und reichte ihn Poirot hinauf.
    »Was ich jetzt tun werde, wird Sie vielleicht ein wenig erstaunen«, warnte Poirot. »Vielleicht bin ich exzentrisch oder gar verrückt. Trotzdem versichere ich Ihnen, dass dieser Unsinn Methode hat.«
    Sein Blick streifte kurz Miss Henderson. Dann begann er den umfangreichen Gegenstand zu enthüllen.
    »Ich habe hier, Messieurs, Mesdames, einen wichtigen Zeugen für den Mord an Mrs Clapperton.« Mit kräftiger Hand zog er das letzte Tuch weg und enthüllte eine beinahe lebensgroße Holzpuppe, die mit Samtanzug und Spitzenkragen bekleidet war.
    »Nun, Arthur«, sagte Poirot mit veränderter Stimme. Hier sprach nicht mehr ein Ausländer, sondern jemand in vertrautem Englisch mit leichtem Cockney-Einschlag. »Kannst du mir etwas sagen – ich wiederhole – kannst du mir etwas erzählen über Mrs Clappertons Tod?«
    Der Nacken der Puppe vibrierte etwas, ihr hölzerner Unterkiefer fiel herunter und zitterte, und eine schrille hohe Frauenstimme sagte: »Was ist los, John? Die Tür ist verschlossen. Ich will von den Stewards nicht gestört werden…«
    Da ertönte ein Schrei, ein Stuhl fiel um, ein Mann stand schwankend da, die Hand am Hals, und versuchte zu sprechen… Dann fiel die Gestalt plötzlich in sich zusammen und kippte vornüber.
    Es war Oberst Clapperton.
     
    Poirot und der Schiffsarzt richteten sich neben der ausgestreckten Gestalt auf.
    »Es ist wohl vorbei mit ihm. Das Herz«, sagte der Arzt kurz.
    Poirot nickte. »Ein Schock, weil er seinen Trick durchschaut sah.«
    Er wandte sich General Forbes zu. »General, Sie haben mir mit Ihrer Bemerkung über das Varieté einen wichtigen Hinweis gegeben. Ich habe lange daran herumgerätselt, bis ich darauf kam: angenommen, dass Clapperton früher Bauchredner gewesen war. Dann wäre es sehr gut möglich gewesen, dass drei Leute Mrs Clapperton in der Kabine sprechen hörten, obwohl sie bereits tot war…«
    Miss Henderson stand neben ihm. Ihre Augen waren düster und voll Schmerz. »Wussten Sie, dass er ein schwaches Herz hatte?«, fragte sie.
    »Ich nahm es an. Mrs Clapperton sprach von ihrem eigenen angegriffenen Herzen, aber sie kam mir eher vor wie jemand, der gern als krank gilt. Dann fand ich den Teil eines Rezepts für eine sehr starke Dosis Digitalin. Digitalin ist ein Herzmittel, aber es konnte nicht für Mrs Clapperton bestimmt gewesen sein, weil Digitalin die Pupillen erweitert. Ich hatte dieses Phänomen an ihr nicht beobachtet. Als ich jedoch dem Oberst in die Augen sah, entdeckte ich dieses Symptom sofort.«
    »Also dachten Sie – dass es so enden könnte?«, fragte Miss Henderson leise.
    »Es ist am besten so, glauben Sie nicht auch, Mademoiselle?«, fragte er ruhig.
    Er sah Tränen in ihren Augen. »Sie wussten es!«, sagte sie. »Sie wussten die ganze Zeit, dass ich ihn mochte… und er mich nicht… Es waren jene Mädchen – die Jugend –, die ihn seine Versklavung fühlen ließen. Er wollte frei sein, bevor es zu spät war… Ja, ich bin sicher, dass es sich so abgespielt hat. Wann wussten Sie, dass er der Täter war?«
    »Seine Beherrschung war zu

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