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Die Maya-Midgard-Mission

Die Maya-Midgard-Mission

Titel: Die Maya-Midgard-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Sieberichs
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Schwertgriff ve rschwieg Daria noch. Sie wollte Tony nicht wieder gegen sich aufbringen. Sie war dem Geheimnis der Kreiselwellen und der Lebensenergie dicht auf der Spur, soviel stand fest. Auch das Einschussloch im Arm des Wikingers verschwieg sie wohlweislich.
    Tony Larkins kapitulierte im Kampf gegen die Tücke des Objekts und hievte seine Körpermassen stöhnend hoch. "Daria-Schätzchen, bitte tu mir den einen Gefallen, und erzähl den Kollegen nichts von deinem Rutentick. Und erst recht nichts von Reich, nichts von Akkumulatoren und nichts von Orgon. Oder von deinem Riecher. Es reicht völlig, wenn du dir dein hübsches Näschen puderst, musst ja nicht auch noch damit angeben, oder? Mein Gott, du weißt doch wie hysterisch die Orthodoxen auf diesen mystischen, esoterischen, spirituellen oder wie auch immer gearteten Schnickschnack reagieren. Gottverdammt! Wenn das rauskommt, dann wirst du unabhängig von der Ernsthaftigkeit deines Anliegens und dem Ergebnis unserer Forschung allein deshalb der Feld-, Wald- und Wiesen-Fraktion einer dilettantischen Laienspielschar zugeordnet werden, weil du die heiligen konservativen Pfade wissenschaftlicher Methodik verlassen hast. Scheiße, ähm, was ich sagen will, wenn das rauskommt, sind wir erledigt! Ich will nicht wieder mit dem Dschingis-Khan-Scheiß anfangen... Aber nach der Sache mit der Kaukasier-Mafia haben wir keinen Kredit mehr. Vergiss das nicht! Bloß nicht. Was wir brauchen, sind die Bücher und Kautskys gute Laune in Form von grünen Scheinen. Wünschelruten, Orgone und Ahnungen, dazu Wikinger auf Yukatan, oh mein Gott, bitte..." Tony stöhnte laut und bedeckte in gespielter Verzweiflung den Mund mit seiner Linken.
    Innerlich musste Daria Delfonte lachen, aber äußerlich gab sie sich einen strengen Ton. "Nun halt mir keine Vorträge, Tony. Ich glaube, dass meine Resultate bisher noch immer meine Methoden gerechtfertigt haben. Außerdem ist diese Energie kein Schnickschnack. Du kannst sie sehen und fühlen." Sie erhob die Hand und erstickte so den Protest ihres Partners im Keim. "Ja ja, schon gut, ich werde schweigen wie dieses Grab hier, in Ordnung?"
    Tony kannte Daria. Er kannte ihre Bri llanz, ihren Dickkopf, und er verstand ihre Hintersinnigkeiten. 'Schweigen wie dieses Grab.' Jaja! Dieses Grab würde einer Handvoll Wissenschaftler Stoff für nicht endende Dispute, für dicke Dissertationen, für dauerhafte Diskussionen und vielleicht für eine geänderte Geschichtsschreibung für die kommenden Generationen liefern. 'Schweigen wie dieses Grab.' Ihm blieb nichts übrig, als resigniert mit den Schultern zu zucken – und zu schweigen. Er beobachtete seine Partnerin, sah, wie sie sich mit diesem speziellen, skalpellschnittigen Laserblick aus ihren mondgroßen Smaragdaugen tief über die Grube bückte, bemerkte ihre vor Aufregung geröteten Wangen, die wildwuchernde, kupferblonde Lockenmähne, spürte den Energiefluss, der kraftvoll durch diese gutgebaute Person floss und erschauerte vor innerem Entzücken. Gott, wie er sie liebte, diese wundervolle Frau. Er liebte ihre Hingabe, ihren ungestümen Forscherdrang, ihre jugendliche Begeisterung, ihre Spürnase, ihre kluge, analytische Denkweise; er liebte ihr aufbrausendes Temperament, ihre besonnene Kameradschaft und die prächtigen Rundungen ihres Knackpopos. Sie war in jeder Hinsicht ungewöhnlich, liebte das Ungewöhnliche, ja, zog es magnetisch an. Er seufzte erneut und hasste sich für seine Gewöhnlichkeit.
    Daria Delfonte genoss die Stille und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder ins offene Grab. Ein fast vollständig mumifizierter Wikinger stand bis zu den Schultern fre igelegt vor ihnen in der Erde Yukatans. Tausende Meilen entfernt und durch einen Ozean getrennt von der Heimat war dieser Mensch gestorben. Und seit über tausend Jahren wartete er auf seine Entdecker, um seine Geschichte zu erzählen. Oder auch nicht. Verschmutzte und verblichene Haarsträhnen bedeckten den Schädel. Eine erhabene Stirn und wulstige, mit buschigen, weiß-gelben Brauen bedeckte Jochbögen erweckten den Eindruck einer Wildheit, die den Menschen aus Fleisch und Blut einst beseelt haben mochte. Die Augenlider des Wikingers waren halb geschlossen, als hätte der Tote sich bis zuletzt gewehrt, offenen Auges ins blicklose Ohneende zu starren. Der Mann musste von ehrfurchtgebietender Statur gewesen sein. Selbst die Jahrhunderte hatten seinen mächtigen Körper kaum ausgezehrt. Wie musste der Sterbende sich gefühlt haben? Hatte er

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