Die Maya Priesterin
Fürs t diese r Wel t . E r hatt e tie f i n Gedanke n gesprochen , fast tonlos . Aber das bestürzte Gesicht des Taufpriesters verriet, daß Cristóba l seh r woh l verstande n hatte .
Für einen Moment herrschte Schweige n .
»Di e Verschwörung , vo n de r d u sprachst« , sagt e de r Pater dann , »erklär t vielleich t di e blutige n Spuren , au f di e wi r hier gestoße n sind . Abe r ic h erkenn e de n Zusammenhan g nicht: Inwiefer n hinder n dies e Vorgäng e Ab t Pedro , sei n Kloste r zu verlassen?«
»Davo n wei ß ic h nichts .« D e r klein e Mönc h sprac h flüstern d .
»Daz u kan n ic h nicht s sage n ...«
Fra y Dieg o beugt e sic h hina b un d lauschte . Abe r da s dünne Rinnsa l de r Red e wa r scho n wiede r versiegt . Er blickte in die Augen des jungen Mönches, die noch immer von Tränen verschleier t ware n . Au f einma l fiele n ih m di e Tote n wiede r ein . E r sa h übe r de n Hof , w o si e aufgereih t lage n . Seltsam , immer noc h zeigte n di e Geie r kei n Interess e a n de n Leichname n . Und übe r de m Dutzen d tote r Pferd e i n de n Ställe n hatt e nich t einmal ein e Flieg e gesurrt . Un h eimlich , dacht e de r Pate r . Zu den Tötungsrite n mußt e irgendei n Kunstgrif f gehören , der aasfressend e Tier e vo r de n kalte n Körper n zurückschrecke n ließ . Eben wollte er den Mund öffnen, um Fray Cristo zu befragen, da sprach der kleine Mönch weiter:
»Letzt e Wo ch e tra f ein e hoh e Gesandtschaf t i m Kloste r ei n. Au s de m Vatikan , wi e ma n hör t . Agente n de s Heilige n Vaters . Beauftragt , di e Verschwörun g z u enthaupte n ... vielleicht . Aber da s is t Politik . Davo n versteh e ic h wirklic h nicht s . Nu r da ß der ehrwürdig e Abt ... a lso, wie Don Pedro sagte... Unte r diesen Umstände n se i e s besser , Frater , wen n Ihr ...«
Mi t ängstliche r Mien e sa h de r Taufprieste r z u Fra y Dieg o auf . E r bracht e kei n Wor t meh r herau s . Aber der Pater las in seinen Augen , wa s Cristóba l di e Kehl e verschnürte . Ab t Pedro befürchtete offenbar, daß sein alter Freund Diego weiteres Ungemac h heraufbeschwöre n würde , wen n e r i m Kloste r mit de n vatikanische n Agente n zusammenträfe . Ein e verständliche Sorge, dachte der Pate r . Unweigerlic h würd e au f Pedros Ansehe n ei n Sch a tte n fallen , wen n e r sic h vo r de n Gesandte n als Vertraute r eine s verbannte n Priester s z u erkenne n gab . Also hatt e de r Ab t beschlossen , ih n au f direkte m We g zur Missionsstation bringen zu lasse n . Dre i Tagesmärsch e tie f im Dschunge l - »eine r de r harscheste n Außenposte n der Christenheit« , wi e Pedr o i n seine m letzte n Brie f gescherz t hatte . Un d s o wei t vo n alle r Zivilisatio n entfernt , da ß kei n römischer Gesandter sich dorthin verirren würd e .
»Ic h wil l nich t weite r i n dic h dringen , Cristóbal«, sagt e e r .
»Do n Pedr o ha t siche r sein e Gründe , di e e r mi r be i Gelegenheit darlege n wird . « E r nickt e de m junge n Mönc h z u un d wandte sic h ab . Sein e Gedanke n ware n be i de m Tötungsritual , i n dem Grausamkeit und Kunstfertigkeit rätselhaft zusamme n flos se n .
5
Halsbrecherisch holper t e ihre Kutsche über den Fahrweg, der Sa n Benit o mi t de m Ri o Hond o verban d . Fün f Stunden landeinwärt s bi s zu r Uferlände , dan n di e ganz e Nach t stromab im klösterlichen Kajütboo t . S o jedenfall s Fra y Cristóbal , der nebe n de m Pate r i n de r Kutschkabin e saß . Vo r den Fenstern zoge n di e grüne n Wänd e de s Dschungel s vorbe i . Wuchernd, undurchdringlich , wohi n Fra y Dieg o seine n Blic k auch schweife n ließ . Ei n Wese n un d Wimmeln , fieberbun t und sinnlo s - Satanswelt , dacht e er . Daran glaubte er wirklic h . Vielleicht war es d e r einzig e Glaube , de r ih m gebliebe n war . Da ß dies e Wel t de s Teufel s war .
Vor n au f de m Kutschboc k hockte n de r untersetzt e Indi o und ei n zweite r Maya , vo n hagere r Gestalt . Jorg e und Miguel, wie Fray Cristo die beiden vorgestellt hatte, seit Jahren in Dienst e n de s Klosters , al s Rudere r un d Lastenträger , Kutsche r un d Jäger gleichermaßen bewähr t .
Jäger . Da s gefie l de m Pate r ga r nicht . Gege n frisches Wildbret , vo n Jorg e ode r Migue l erlegt , wa r siche r nichts einzuwende n . Abe r vorhi n hatt e Jorge s Spee r nich t au f H i rsch oder Hase, sondern auf seine Brust gezielt. Er wischte sich den Schwei ß au s de m Nacke n un d war f Fra y
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