Die Maya Priesterin
hatte, war die Kajüte normalerweise de m Ab t vorbehalte n . Dennoch bot sie wenig Bequemlichkeit. I n jed e Längswan d wa r ein e Koj e eingelassen , schma l wi e ein Sar g . Welle n s chwappte n gege n da s rund e Fenst e r, dann wieder sa h man , i m Wasse r gespiegelt , Stern e un d de n halbe n Mon d . Sicherlich hatte Fray Cristo erwartet, in der zweiten Koje nächtige n z u dürfe n . Aber Fray Diego mochte den kleinen Mönc h nich t auc h i m Schla f noc h u m sic h habe n . Vo r wilden Tiere n od er blutrünstigen Wilden bot Hernán ohnehi n den bessere n Schut z . Auch wenn, oder gerade weil, in seiner eigenen Seel e noc h einig e Wildhei t weiterlebte . Diego legte sich auf eine Lagerstat t un d verschränkt e di e Händ e hinte r de m Kop f . E r sah ebe n noch , wi e He rná n i n di e zweit e Koj e kroch , dann übermannte ihn der Schla f .
Ih m träumte , e r se i i n di e Serrani á zurückgekehrt , nac h Beja, i n da s winzig e Bergbauerndor f hoc h übe r Marbella , w o e r fünf Jahr e lan g al s Prieste r gewirk t hatte . Wi e a n jede m Sonnta g sang sic h die kleine Gemeinde mit schütteren Stimmen in die Vorsäle der Seligkeit. Wi e jedesma l schwan g e r sic h nac h de r Mess e auf sei n Maultier , da s ih n i n sein e Klaus e zurücktrug , a m End e der Schluch t mehrer e Meile n außerhal b vo n Beja . Kau m jemal s war es geschehe n , da ß ih n dor t ei n Besuche r au s seiner Kontemplatio n aufstörte . An jenem Tag im Januar 1696 A . D . aber , de r i n seine m Trau m wiede r lebendi g wurde , pocht e ein Enge l a n sein e Hüttentü r .
E r hatt e kau m sei n Maultie r versorg t un d di e Tü r hinte r sich geschlosse n , al s e r da s Klopfe n vernah m . E r zo g di e Tü r wieder auf und blinzelte ins Mittagslicht. Noc h eh e sei n Verstand begriffe n hatte , began n sei n Her z schnelle r z u schlage n . Si e war vo n zierliche r Gestalt , großäugi g un d zart . In weitem, weißem Klei d stan d si e v o r ihm , ähnlic h de n Engelhemde n au f alten Gemälde n . Da s Licht , da s si e umgab , schie n vo n ih r selbst auszugehe n . E r ba t si e i n sein e Klause , wortlo s . S o rasch verriegelt e e r di e Tür , al s ließ e ei n Engel , vo n we m auc h immer gesandt, sich hinter Holz und Eisen banne n . Dabei war sie es, dere n Ban n ih n getroffe n hatte . I m Halbdunke l seine r Hütte starrt e e r si e an , verzauber t vo n ihre m Duft , de r schwarze n Glut ihre r Augen , de r Flu t ihre s dunkle n Haars .
Si e heiß e Isabe l de Cazorla, sagte sie. Ihr e Stimm e klan g wie Vogelzwitscher n . Währen d si e sprach , fragt e sic h Fra y Diego, o b si e ei n Mädche n wa r ode r ein e erwachsen e Fra u . Ihr e Gestalt wa r zierlich , jedoc h nich t ohn e Üppigkeit , sowei t e r dies einschätze n konnt e . Natürlich fehlte es ihm an Erfahrung, und da s unförmig e Engelhem d v erfälscht e überdie s ihr e Statu r . Doch gerad e i n ihre r Vieldeutigkeit , Enge l ode r Mensch , Kin d oder Frau, Verheißung oder Versuchung, verkörperte sie alles, was er sic h imme r erträum t hatte . Selbs t ihr e Wort e klange n wi e Echos au s seine n verbo r gensten Träume n .
»Ich bin die Tochter einer ehrbaren Kaufmannsfamilie aus Malaga« , sagt e Isabe l d e Cazorl a . »Dor t ha t mic h di e Hord e des Machuca im letzten Herbst am hellichten Tag auf dem Marktplatz entführ t . Monatelan g habe n si e mic h i n ihrem Räuberlage r gefangengehalten, in einer unwegsamen Schlucht be i Ronda . Vo n meine n Elter n forderte n si e zweitausend Golddublone n fü r mein e Freihei t . Aber wir sind nicht reich, nich t einma l wohlhaben d . All e Versuch e meine s Vaters , diese für uns ungeheure Summe aufzubrin gen , habe n kläglic h versagt . Darau f ha t de r Unhol d Machuc a ihne n ein e letzt e Fris t gesetzt und seine Forderung sogar noch gesteigert: dreitausend Golddublone n bi s kommende n Sonntag , andernfalls...«
Ihr e Stimm e erstar b i n krampfhafte m Schluchze n . Unheilvoll un d erregen d hallte n ihr e Wort e i n Fra y Dieg o nac h . Währen d er noc h darübe r nachsann , san k di e Señorit a vo r ih m au f di e Knie .
»Letzt e Nach t konnt e ic h fliehe n . Bitte, Frater - Ih r müß t mich i n Eure r Eremitag e verbergen ! Versprech t mir , da ß Ih r mic h vor dem Satan Machuca beschützen wollt!«
Erheb t Euch , Señorita , Ih r hab t nicht s z u befürchte n . Die Ki r che gewährt allen Bedürftigen Hilfe und Schutz! So wollte er ih r antworten , d a spürt
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