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Die Meisterdiebin

Die Meisterdiebin

Titel: Die Meisterdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ein Streich war?“
    Seufzend griff er in seine Jacke. Sofort zuckte sie zurück und wirbelte herum. „Nein, warten Sie!“ hielt er sie zurück. „Es ist keine Waffe, nur ein Beutel.“ Er öffnete den Beutel. Sie beobachtete ihn, misstrauisch und bereit zur Flucht. „Es ist kindisch, ich weiß … Aber lustig.“ Der Inhalt quoll heraus, und die Frau erschrak hörbar. „Sehen Sie? Keine Waffe.“ Er hielt es ihr hin. „Eine aufblasbare Puppe. Wenn man sie aufpustet, wird daraus eine nackte Frau.“
    Sie beugte sich vor. „Anatomisch korrekt?“ fragte sie neugierig.
    „Ich bin nicht sicher. Ich meine …“ Er sah sie an und musste plötzlich an ihre Anatomie denken. Er räusperte sich. „Ich habe es nicht nachgeprüft.“
    Sie musterte ihn mitfühlend.
    „Aber es beweist, dass ich nur einen Streich spielen wollte“, fügte er hinzu, während er sich bemühte, die schlaffe Puppe in den Beutel zurückzustopfen.
    „Es beweist nur, dass Sie schlau genug waren, sich eine harmlose Erklärung zurechtzulegen. Für den Fall, dass man Sie schnappt. Was bei Ihnen durchaus wahrscheinlich war.“
    „Und welche Erklärung hätten Sie gehabt? Falls Sie erwischt worden wären?“ fragte er.
    „Ich hatte gar nicht vor, mich erwischen zu lassen“, erwiderte sie und setzte sich in Bewegung. „Alles lief sehr gut. Bis Sie aufgetaucht sind.“
    „Was lief gut? Der Einbruch?“
    „Ich bin keine Diebin.“
    Er folgte ihr durch das hohe Gras. „Und warum sind Sie in das Haus eingedrungen?“
    „Um etwas zu beweisen.“
    „Was?“
    „Dass es geht. Ich habe Mr. Delancey gerade bewiesen, dass er eine Alarmanlage braucht. Und meine Firma wird sie einbauen.“
    „Sie arbeiten für eine Sicherheitsfirma?“ Er lachte. „Welche?“
    „Warum fragen Sie?“
    „Mein zukünftiger Schwager arbeitet in der Branche. Vielleicht kennt er Ihre Firma.“
    Sie lächelte zurück. Ihre Lippen waren verführerisch, ihre Zähne strahlend weiß im Mondschein. „Ich arbeite für Nimrod Associates. “ Dann ging sie weiter.
    „Warten Sie, Miss …“
    Sie winkte ihm zu, drehte sich jedoch nicht um.
    „Ich habe Ihren Namen nicht verstanden!“ rief er.
    „Und ich Ihren nicht“, antwortete sie über die Schulter. „Belassen wir es dabei.
    “Ihr blondes Haar schimmerte in der Dunkelheit. Und dann war sie fort. Plötzlich kam ihm die Nacht kälter und schwärzer vor. Nur sein Verlangen erinnerte noch an sie.
    Ich hätte sie nicht gehen lassen sollen, dachte er. Ich weiß, dass sie eine Diebin ist. Aber was hätte er tun können? Sie zur Polizei schleifen? Und erklären, dass er sie in Guy Delanceys Schlafzimmer erwischt hatte, wo keiner von ihnen etwas verloren hatte?
    Müde schüttelte Jordan den Kopf und machte sich auf den weiten Weg zu seinem Auto. Er musste nach Chetwynd zurück. Es wurde immer später, und bestimmt würde man ihn bald auf der Party vermissen.
    Wenigstens hatte er seinen Auftrag erfüllt und Veronicas Briefe gestohlen. Er würde sie ihr geben und den gebührenden Dank entgegennehmen. Schließlich hatte er ihre Ehe gerettet, und das würde er ihr sagen.
    Und danach würde er ihr den Hals umdrehen.

2. KAPITEL
    I n Chetwynd war die Party noch in vollem Gang. Durch die offenen Fenster des Ballsaals drangen Lachen, Streichermusik und das Klingen von Champagnergläsern nach draußen. Jordan stand in der Einfahrt und überlegte, wie er unauffällig hineingelangen konnte. Über die Hintertreppe? Nein. Dann würde er durch die Küche gehen müssen, und das würde beim Personal Verdacht erregen. Über das Spalier an der Mauer und durch Onkel Hughs Schlafzimmer? Ganz sicher nicht. Für heute hatte er genug von Kletterpflanzen. Er würde einfach den Vordereingang nehmen und hoffen, dass die Gäste zu viel getrunken hatten, um sich über seinen zerzausten Zustand zu wundern.
    Er rückte die Fliege zurecht, wischte das Laub vom Jackett und betrat das Haus.
    Zu seiner Erleichterung war niemand in der Eingangshalle. Auf Zehenspitzen schlich er an der Tür zum Ballsaal vorbei und die Treppe hinauf. Er war schon fast oben, als unter ihm eine Stimme er tönte.
    „Jordie, wo um alles in der Welt hast du gesteckt?“
    Jordan unterdrückte ein Stöhnen und drehte sich zu seiner Schwester Beryl um, die am Fuß der Treppe stand. Ihr Gesicht war gerötet und schöner denn je. Mit ihrer eleganten Frisur und in dem schulterfreien grünen Kleid sah sie hinreißend aus. Sie war verliebt, und es tat ihr gut. Seit sie sich vor einem Monat mit

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