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Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort

Titel: Die Merle-Trilogie 03 - Das Gläserne Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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erzeugte einen scharfen Knall, als er seine Schwingen auseinander riss und versuchte, den Absturz der Barke umzulenken. Aber das Gefährt war zu schwer, als dass er allein es hätte auffangen können. Es behielt seinen steilen Kurs in die Tiefe bei, geradewegs auf die Flanke der Stufenpyramide zu.
    Vermithrax brüllte Merles Namen, aber sie nahm sich nicht die Zeit aufzusehen. Rückwärts zerrte sie Junipa die steinerne Stufe entlang. Bei jedem Schritt musste sie ihre Füße mühsam aus dem Tiefschnee ziehen, und ständig drohte sie zu stolpern. Ihr war klar, dass sie nicht mehr aufstehen würde, wenn sie einmal gestürzt war. Ihre Kraftreserven waren so gut wie aufgebraucht.
    Ein schrilles Heulen drang an Merles Ohren, als die Sonnenbarke näher kam: Eine Pfeilspitze, mit der das Schicksal auf sie zielte; es gab kaum noch Zweifel, dass sie ins Schwarze treffen würde.
    „Junipa", brachte sie keuchend hervor, „du musst mir helfen ..."
    Aber Junipa bewegte sich nicht. Nur hinter ihren geschlossenen Lidern zuckte und rumorte es. Wäre dieses Lebenszeichen nicht gewesen, Merle hätte ebenso gut eine Tote durch den Schnee ziehen können: Junipas Brust hob und senkte sich nicht, denn da war kein Herz mehr, das schlug. Nur Stein.
    „Merle!", brüllte Vermithrax erneut. „Bleib stehen!"
    Sie hörte ihn, reagierte aber nicht, machte zwei weitere Schritte, ehe die Worte zu ihr durchdrangen.
    Stehen bleiben? Was, zum Teufel -
    Sie blickte zurück, sah die Barke - so nah! -, sah auf dem Rumpf Vermithrax mit ausgebreiteten Schwingen, die im Gegenwind nach hinten umzuschlagen drohten, und erkannte, was der Löwe bereits einen Augenblick vor ihr bemerkt hatte.
    Die Sonnenbarke trudelte stärker, wich von ihrer ursprünglichen Sturzbahn ab und raste jetzt auf die gegenüberliegende Kante der Pyramidenflanke zu, dorthin, wo Merle sich und Junipa hatte in Sicherheit bringen wollen.
    Es war zwecklos umzudrehen. Stattdessen ließ Merle Junipa los, warf sich über sie und barg ihr Gesicht unter ihren Armen. So erwartete sie den Aufprall.
    Er ließ auf sich warten - zwei Sekunden, drei Sekunden -, doch als er kam, war es, als hätte man einen mächtigen Gong gleich neben Merles Ohren geschlagen. Der Boden vibrierte mit solcher Heftigkeit, dass sie sicher war, die Pyramide würde einstürzen.
    Das Gestein wurde ein zweites Mal erschüttert, als Vermithrax neben ihnen aufkam, mehr Sturz als Landung, beide Mädchen mit seinen Pranken vom Boden riss und in die Luft hob. Trotz der Glut, in der er erstrahlte, war sein Körper kühl.
    Seine Vorsichtsmaßnahme erwies sich als unnötig. Die Pyramide hielt stand. Lediglich Schneeschollen brachen von den Kanten und schlitterten ein, zwei Stufen tiefer, zerstäubten zu blitzenden Kristallwolken und hüllten die Schräge für einen Moment in einen Nebel aus Eis. Erst nachdem sich die Schneelawinen gesetzt hatten, konnte Merle erkennen, was aus der Barke geworden war.
    Die Goldsichel lag auf einer der oberen Stufen, nur ein Stück über der Stelle, an der noch vor Sekunden Merle und Junipa gekauert hatten. Das Gefährt war seitlich aufgekommen, eng an der Wand der nächsthöheren Stufe. Aus der Luft konnte Merle nur einen geringen Schaden erkennen, ein Loch an der Oberseite, das Vermithrax in den Rumpf gerissen hatte.
    „Setz uns wieder ab, bitte", sagte Merle zu dem Löwen, atemlos zwar, aber zugleich so erleichtert, dass sie spürte, wie neue Kraft sie durchströmte.
    „Zu gefährlich." Der Raubtieratem des Löwen bildete in der eiskalten Luft weiße Dunstwolken.
    „Komm schon. Wil st du nicht wissen, was in der Barke ist?"
    „Ganz bestimmt nicht!"
    „Mumienkrieger", meldete sich die Fließende Königin in Merles Kopf zu Wort, unhörbar für die beiden anderen. „Ein ganzer Trupp davon. Und ein Priester, der die Barke mit seiner Magie in der Luft gehalten hat."
    Merle warf einen Blick zu Junipa hinüber, die an Vermithrax' zweiter Vorderpranke baumelte. Ihre Lippen bewegten sich.
    „Junipa?"
    „Was ist?", fragte Vermithrax.
    „Ich glaube, sie wacht auf."
    „Mal wieder genau zum richtigen Zeitpunkt", meckerte die Königin. „Warum passieren diese Dinge eigentlich immer gerade dann, wenn man sie nicht gebrauchen kann?"
    Merle ignorierte die Stimme in ihrem Inneren. Ganz gleich, was das für sie alle bedeuten mochte oder ob sie dadurch eine Sorge mehr haben würden, sie war froh, dass Junipa wieder zu sich kam.
    Schließlich war sie selbst es gewesen, die Junipa bewusstlos geschlagen

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