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DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums

Titel: DIE MEROWINGER: Letzte Säule des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Chlodwig zog den Kopf ein, zwängte sich und danach sein Pferd durch die Pforte und war im nächsten Augenblick unter den Bäumen verschwunden.

Kapitel 2
    Als Lanthild den Riegel vorschob, rumpelte der Wagen des Bischofs bereits in den Hof des königlichen Palastes. Dieser ähnelte allerdings mehr einem heruntergekommenen Gutshof, was er im Grunde auch war, handelte es sich doch um ein ehemaliges Römergut, eine villa rustica . Nur das zweigeschossige Herrenhaus war in achtbarem Zustand, und es gab auch noch gut erhaltene Reste eines Säulengangs. Alles andere – die Wirtschaftsgebäude und die Wohnungen der Hofleute und Bediensteten – war arg vernachlässigt. Mauerwerk bröckelte, Balken waren verkohlt, Türen hingen in den Angeln.
    Der Bischof kletterte von seinem Wagen herab, sah sich um, wiegte den Kahlkopf hin und her und murmelte seufzend: »Diese Barbaren! So hausen sie nun. Wie der Kuckuck im fremden Nest!«
    Remigius war ein kleiner, quirliger Herr um die fünfzig, der niemals zu ruhen und zu rasten schien. Er war schon als Heiliger auf die Welt gekommen, und darin sah er eine Verpflichtung, der er sich keinen Augenblick seines Lebens entziehen durfte.
    Ein blinder Eremit, dem zuvor ein Engel erschienen war, hatte seiner betagten Mutter verkündet, sie würde den Retter Galliens gebären, den Erneuerer der Kirche, den Erlöser vom heidnischen und arianischen Teufelsspuk.
    Remigius wurde verheißungsgemäß geboren und tat unverzüglich sein erstes Wunder: Mit ein paar Tropfen Muttermilch, die er ihm auf die Augen strich, gab er dem Eremiten zum Dank für die Prophezeiung das Augenlicht wieder.
    Weitere Wunder folgten im reiferen Alter: Ein Mädchen, das von Dämonen umgebracht wurde, machte er wieder lebendig und exorzierte sie anschließend erfolgreich.
    Als man ihn einmal wegen Erbschleicherei verklagte, erweckte er rasch den Erblasser vom Tode, damit er dem Grabe entsteigen und vor Gericht die Unschuld des Remigius bezeugen konnte.
    Sogar mit dem Gottessohn nahm er es auf. Ähnlich wie jener bei der Hochzeit zu Kanaa verhalf er einer durstigen Gesellschaft zu Wein, indem er über ein leeres Fass das Kreuz schlug.
    Und nur durch sein inbrünstiges Gebet besiegte er in seiner Stadt Reims ein verheerendes Feuer.
    All dies und die Gnadengabe, die Nachricht von solchen Mirakeln glaubhaft unter die Leute zu bringen, hatten ihm einen glänzenden Ruf verschafft.
    Und so galt er auch bei den heidnischen Franken als Wundermann. Gewöhnlich empfingen sie ihn ohne Feindseligkeit und behandelten ihn achtungsvoll. Sie zum Bekenntnis des wahren Glaubens zu bringen, war ihm allerdings bisher nicht gelungen.
    Doch er gab nicht auf und versuchte es immer wieder, hartnäckig und ideenreich. Drei- oder viermal im Jahr bereiste er ihre Gebiete im nordöstlichen Gallien. Diese gehörten zwar längst nicht mehr zum Imperium, und der römische Glaube war nicht mehr Staatsreligion, doch Remigius tat weiter so, als sei das alles noch wie zur Kaiserzeit seine Kirchenprovinz, für die er als Metropolit verantwortlich war.
    Deshalb trug er auch diesmal wie stets zum Zeichen seiner Würde und Amtsgewalt die mit Perlen besetzte Mütze und die Seidenstola über dem Priestergewand. Und in der Hand hielt er den Hirtenstab, den er jetzt schüttelte, wobei er sich umsah und rief: »Warum empfängt uns denn hier niemand? Will uns keiner willkommen heißen? Heda, aufgemerkt, es sind Gäste da!«
    Aus Scheunen und Ställen lugten neugierig ein paar strohköpfige Knechte. Hunde kläfften, Schweine trollten vorüber. Der vornehme Reiter, den man zuvor schon vom Turm aus bemerkt hatte, ein mondgesichtiger Jüngling, dessen gelockten Schopf ein breiter, silberner Stirnreif zierte, sagte mäklig: »Bist du sicher, Ehrwürdiger, dass wir hier auf einer Königsburg sind? Mir scheint, das ist nur ein gewöhnlicher Bauernhof.«
    »Oder eine gewöhnliche Räuberhöhle«, bemerkte ein dünner Mann mit Hakennase und spitzem Kinn, der hinter dem Bischof vom Wagen gestiegen war. »Das ist die Hybris dieser Barbaren. Ein kleiner Häuptling – und nennt sich König!«
    Hinter dem Dünnen sprang noch ein sehr junger Mensch vom Wagen, den eine tonsura Petri als Mönch auswies.
    »Da soll man doch die Geduld verlieren!«, zürnte der Bischof und stieß den Stab heftig auf den Boden. »Wo ist der Hausherr? Kommt denn niemand?«
    Endlich erschien unter den Säulen vor dem Herrenhaus ein schnurrbärtiger, behäbiger, dicker Franke. Es war Bobolen, der Vater

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