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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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starrer Miene. »Ich hab keine Schwestern mehr, die ich verheiraten könnte.«
    In diesem Augenblick führte ein Knecht das Pferd des Königs heran, den kleinen Fuchs, an den er sich schon gewöhnt hatte und den er »Rufus« nannte. Chlodwig saß auf und ritt davon.
    Baddos Antwort hatte er nicht mehr gehört.

Kapitel 5
    Als Chlodwig mit seinem Gefolge nun endlich in den Palast einzog, fand er ihn schon besetzt. Baddo hatte auf der Suche nach Syagrius und Scylla nur verschüchterte, unterwürfige Leute vorgefunden, vorwiegend zurückgelassene Sklaven. Die meisten Räume waren leer und verlassen gewesen.
    Inzwischen aber war Chararich mit seinen Tongerern eingefallen. Hunderte lagerten auf der breiten Freitreppe, die vom Palasthof ins Vestibül und die große Halle führte.
    Auch hier waren schon die meisten betrunken. Wie gewöhnlich hatten sie zuerst nach den Weinvorräten gesucht. Grölend luden sie die Stammesbrüder aus Tournai, die rasch an ihnen vorüber die Treppe hinaufstiegen, zu einem Trunk auf den gemeinsamen Sieg ein. Andere trieben Ochsen, Schafe und Schweine in den Palasthof und bereiteten das große Siegesmahl vor.
    Auch drinnen, in der Halle, auf den Treppen und Gängen wimmelte es von zottelköpfigen Tongerern. In alle Räume drangen sie ein und verwüsteten sie auf der Suche nach Brauchbarem. Aber auch für sie Unbrauchbares – etwa ein Rechenbrett oder eine Wasserorgel – entging nicht ihrer entfesselten Beutegier.
    Ein Diener lag in seinem Blut, er hatte den Schlüssel zu einer Truhe nicht schnell genug finden können. Einen anderen hatten sie, die Arme gebreitet wie bei einem Gekreuzigten, wütend an eine Tür genagelt, die sich nicht öffnen ließ.
    Irgendwo waren sie auf die Ausstattung der Komödiantentruppe des Patricius gestoßen. Mehrere torkelten ausgelassen mit den Masken der Tragöden und Komiker umher. Einer rempelte den ihm entgegeneilenden Chlodwig an. Der verstand keinen Spaß, stieß ihn heftig zurück.
    »Wo finde ich Chararich?«, fragte er scharf. »Wo steckt euer König? Antworte, Kerl!«
    Im selben Augenblick wurde er auf die Schreie aufmerksam, die von irgendwoher ertönten.
    Der Tongerer mit der grellbunten Komikermaske hob den Finger und deutete nach oben – in die Richtung, aus der die schrillen Töne kamen.
    »Er rammelt die Kaiserin!«, sagte er.
    Die anderen Maskierten brachen in wieherndes Gelächter aus.
    Chlodwig eilte, mehrere Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und betrat den Raum, der bis vor wenigen Stunden die kleine Empfangshalle des Patricius war.
    Was für ein Anblick! Um die Polsterbank am Fenster ballte sich ein Knäuel von Tongerern. Ein zweites belagerte den Tisch, an dem der Patricius zu spielen pflegte.
    Über jedes Möbel war eine nackte Frau geworfen, eine ältere über den Tisch, eine jüngere über die Bank, und jeweils einer der fränkischen Hengste war über ihnen. Dahinter standen die Nächsten und öffneten schon ihre Gürtelschnallen. Die Jüngere war es, die sich noch ab und zu aufbäumte und schrie. Die Ältere war nicht mehr bei Bewusstsein. Ihr Kopf mit den grauen Strähnen fiel über die Tischkante herab, ihre mit Schnitten und Schrammen übersäten Glieder gehorchten keinem Willen mehr. Die Tongerer röhrten, johlten, feuerten einander an. Einige hatten den Wandschrank mit den Lärminstrumenten entdeckt und begleiteten das grausige Heldenstück mit Rasseln, Klappern und Trommeln.
    Chlodwig fand seinen Vetter Chararich in dem Haufen, der die Ältere marterte. Er packte ihn mit eisernem Griff und zog ihn hervor.
    »Was treibt ihr hier?«
    »Was wir hier treiben?«, rief der betrunkene König der Tongerer, wobei er sich entrüstet losmachte. »Siehst du das nicht? Hast du keine Augen im Kopf? Wir versetzen dem Römischen Reich den Todesstoß!«
    »Was sind das für Frauen?«
    »Vornehme. Sehr vornehme, Vetter! Die Alte behauptet, sie ist Kaiserin … oder war es. Die Junge ist ihre Tochter. Was sagst du dazu? Tun so, als gebe es noch ein Römisches Reich. Da fand ich, es ist höchste Zeit, dass wir Franken bei ihnen einmarschieren!«
    »Franken? Wohl eher Bestien und Ungeheuer. Wie habt ihr sie zugerichtet!«
    »Ihre eigene Schuld. Das passierte nur, weil sie sich nicht gleich ergaben. Aber du siehst ja, nach kurzer Belagerung machten sie ihre Tore weit auf.«
    »Umbringen werdet ihr sie!«
    »Na, das wollen wir ja. Das ist unsere edle Absicht, Vetter. Wer einer den tödlichen Stoß versetzt, bekommt von mir einen byzantinischen

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