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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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inspiriert wie zerstört. Wir sind …‹ Er brach ab, sprach dann weiter: ›Wir sind sehr stolz darauf.‹
    Es war ein tonloses Wispern. Er schien keine Hoffnung mehr zu hegen, dass wir ihm glauben würden.
    ›Wer hat den Großteil der Arbeit für das Projekt Liebe geleistet? Nein, sag nichts. Lass mich zuerst die anderen befragen. Zephkiel? Als Phanuel dir die Detailpläne für die Liebe zur Genehmigung vorgelegt hat, wen hat er als Hauptverantwortlichen genannt?‹
    Der flügellose Engel lächelte milde. ›Er sagte mir, es sei sein Projekt.‹
    ›Vielen Dank. Und was sagst du, Saraquael? Wer hat die Liebe gemacht?‹
    ›Ich. Ich und Carasel. Vielleicht er in höherem Maß als ich, aber wir haben es zusammen erarbeitet.‹
    ›Wusstet ihr, dass Phanuel es als sein Werk ausgab?‹
    ›… Ja.‹
    ›Und das habt ihr zugelassen?‹
    ›Er … er versprach, dass er uns als Nächstes ein gutes eigenes Projekt übertragen würde. Er versprach, wenn wir nichts verrieten, würden wir in Zukunft mehr große Projekte bekommen. Und er hat Wort gehalten. Wir haben Tod bekommen.‹
    Ich wandte mich wieder an Phanuel. ›Also?‹
    ›Es ist wahr, dass ich behauptet habe, die Liebe sei mein Werk.‹
    ›Doch sie war Carasels. Und Saraquaels.‹
    ›Ja.‹
    ›Ihr letztes Projekt vor Tod ?‹
    ›Ja.‹
    ›Das ist alles.‹
    Ich trat ans Fenster, sah auf die silbernen Türme und die Finsternis hinaus. Dann begann ich zu sprechen.
    ›Carasel war ein bemerkenswerter Gestalter. Wenn er einen Fehler hatte, dann war es der, dass er gar zu sehr in seiner Arbeit aufging.‹ Ich wandte mich ihnen wieder zu. Der Engel Saraquael zitterte und Lichter flackerten unter seiner Haut. ›Saraquael? Wen hat Carasel geliebt? Wer war sein Geliebter?‹
    Er starrte zu Boden. Dann sah er auf, stolz und trotzig. Und er lächelte.
    ›Ich.‹
    ›Willst du mir davon erzählen?‹
    ›Nein.‹ Ein Achselzucken. ›Aber ich schätze, das muss ich wohl. Also schön.
    Wir haben zusammen gearbeitet. Und als wir mit der Arbeit an der Liebe begannen, wurden wir Liebende. Es war seine Idee. Wir sind zu seiner Zelle gegangen, wann immer wir die Zeit finden konnten. Dort berührten wir einander, hielten uns, flüsterten uns Liebkosungen zu und Schwüre ewiger Treue. Sein Wohlergehen wurde mir wichtiger als meines. Ich existierte nur für ihn. Wenn ich allein war, murmelte ich seinen Namen vor mich hin und dachte an nichts als nur an ihn. Wenn ich mit ihm zusammen war …‹ Er schwieg einen Moment und sah zu Boden. ›Dann war alles andere gleichgültig.‹
    Ich trat zu Saraquael, hob mit einer Hand sein Kinn und starrte in die grauen Augen. ›Warum hast du ihn dann getötet?‹
    ›Weil er mich nicht mehr lieben wollte. Als wir mit der Arbeit für Tod begannen, da … verlor er das Interesse. Er gehörte mir nicht mehr. Er gehörte dem Tod . Und wenn ich ihn nicht mehr haben konnte, dann war er seinem neuen Liebsten von Herzen gegönnt. Ich konnte seine Gegenwart nicht mehr ertragen. Ich konnte es nicht aushalten, in seiner Nähe zu sein und zu wissen, dass er nichts für mich empfand. Das war es, was am meisten wehgetan hat. Ich dachte … ich hoffte … wenn er fort wäre, könnte ich meine Gefühle wieder beherrschen. Und der Schmerz würde aufhören.
    Also habe ich ihn getötet. Ich habe ihn erstochen und dann aus unserem Fenster in der Halle des Seins geworfen. Aber der Schmerz hat nicht aufgehört.‹ Es war fast ein Aufschrei.
    Saraquael hob die Hand und befreite sein Kinn aus meinem Griff. ›Und jetzt?‹
    Ich fühlte, wie meine wahre Erscheinung über mich kam, spürte, wie mein Zweck von mir Besitz ergriff. Ich war kein Individuum mehr. Ich war die Rache des Herrn.
    Ich trat näher an Saraquael heran und umarmte ihn. Dann presste ich meine Lippen auf seine und zwang meine Zunge in seinen Mund. Wir küssten uns. Er schloss die Augen.
    Ich spürte etwas in mir aufwallen, ein Brennen, ein Leuchten. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Luzifer und Phanuel die Gesichter von meinem Licht abwandten. Ich spürte Zephkiels unverwandten Blick. Und mein Licht strahlte heller und heller, bis es hervorbrach. Aus den Augen, der Brust, den Fingern und den Lippen: ein weißes, alles versengendes Feuer.
    Die weißen Flammen verzehrten Saraquael langsam und er klammerte sich an mich, während er brannte.
    Kurz darauf war nichts von ihm übrig. Überhaupt nichts.
    Ich spürte, wie die Flamme mich verließ. Ich wurde wieder ich selbst.
    Phanuel schluchzte.

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