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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Lücke, sodass man nicht mehr sehen konnte, wo er gewesen war.
    ›Ich muss fort. Du hast das Kommando, Azazel. Lass sie weiter exerzieren. Sie sind noch lange nicht perfekt genug.‹
    ›Wird gemacht.‹
    Azazel nahm Luzifers Platz ein und sah zu der Engelschar auf, während Luzifer und ich geradewegs zur Stadt hinunterflogen.
    ›Er ist mein Stellvertreter‹, erklärte Luzifer. ›Sehr intelligent. Engagiert. Azazel würde einem überallhin folgen.‹
    ›Wofür trainierst du sie?‹
    ›Krieg.‹
    ›Gegen wen?‹
    ›Wie meinst du das?‹
    ›Gegen wen sollt ihr kämpfen? Wen sonst gibt es denn überhaupt?‹
    Er sah mich an, seine Augen waren klar und ehrlich. ›Ich weiß es nicht. Doch Er hat uns Seine Armee Genannt. Also werden wir perfekt. Für Ihn. Der Name ist unfehlbar, gerecht und allwissend, Raguel. Es kann nicht anders sein, ganz gleich was …‹ Er unterbrach sich und wandte den Blick ab.
    ›Was wolltest du sagen?‹
    ›Es ist ohne Belang.‹
    ›Ah.‹
    Wir sprachen nicht mehr, bis wir zu Zephkiels Zelle kamen.«
    Ich sah auf die Uhr. Es war beinah drei Uhr. Eine kühle Brise hatte sich erhoben und blies durch die nächtliche Straße in L.A. Ich fröstelte. Das entging dem Mann nicht und er unterbrach seine Geschichte. »Alles In Ordnung?«, fragte er.
    »Mir geht’s bestens. Bitte fahren Sie fort. Die Geschichte ist faszinierend.«
    Er nickte.
    »Sie erwarteten uns in Zephkiels Zelle. Phanuel, Saraquael und Zephkiel. Zephkiel saß in seinem Sessel. Luzifer stellte sich nahe ans Fenster.
    Ich trat in die Raummitte und begann:
    ›Ich danke euch allen, dass ihr hergekommen seid. Ihr wisst, wer ich bin, was mein Zweck ist. Ich bin die Rache des Namens, der Arm des Herrn. Ich bin Raguel.
    Der Engel Carasel ist tot. Mir kam es zu herauszufinden, warum er starb und wer ihn getötet hat. Das habe ich getan. Nun denn. Der Engel Carasel war Gestalter in der Halle des Seins. Er war sehr gut oder das hat man mir zumindest gesagt …
    Luzifer. Sage mir, was du getan hast, ehe du auf Phanuel und den Leichnam trafst.‹
    ›Ich bin gewandelt, wie du bereits weißt.‹
    ›Wo bist du gewandelt?‹
    ›Ich wüsste nicht, was dich das kümmern sollte.‹
    › Sag es mir. ‹
    Er schwieg. Er war größer als jeder andere von uns. Groß und stolz. ›Meinetwegen. Ich bin in der Finsternis gewandelt. Ich wandele schon seit längerem in der Finsternis. Es hilft mir, die Stadt klarer zu sehen, wenn ich mich außerhalb befinde. Ich sehe, wie schön sie ist. Wie perfekt. Es gibt nichts Bezaubernderes als unser Heim. Nichts Vollständigeres. Keinen anderen Ort, wo irgendwer weilen wollte.‹
    ›Und was tust du in der Finsternis, Luzifer?‹
    Er sah mich unverwandt an. ›Ich wandele. Und … es gibt Stimmen in der Finsternis. Ich lausche den Stimmen. Sie machen mir Versprechungen, stellen mir Fragen, sie flüstern und betteln. Und ich ignoriere sie. Ich stähle mich und blicke auf die Stadt. Es ist die einzige Möglichkeit, die ich habe, um mich zu prüfen, mich irgendwie auf die Probe zu stellen. Ich bin der Befehlshaber der Heerscharen. Ich bin der Erste unter den Engeln und ich muss mich beweisen.‹
    Ich nickte. ›Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?‹
    Er senkte den Blick. ›Weil ich der einzige Engel bin, der in der Finsternis wandelt. Weil ich nicht will, dass andere sich in die Finsternis begeben. Ich bin stark genug, die Stimmen herauszufordern, mich selbst zu prüfen. Andere sind weniger stark. Andere könnten straucheln. Oder auch fallen.‹
    ›Ich danke dir, Luzifer. Das wäre alles im Moment.‹ Ich wandte mich an den nächsten Engel. ›Phanuel. Wie lange schon hast du Carasels Arbeit als die deine ausgegeben?‹
    Sein Mund öffnete sich, aber kein Laut kam heraus.
    › Ich höre. ‹
    ›Ich … ich würde mich niemals mit fremden Federn schmücken.‹
    ›Aber hast du nicht die Liebe als dein Werk ausgegeben?‹
    Er blinzelte. ›Ja. Das stimmt.‹
    ›Würdest du uns freundlicherweise erklären, worum es sich bei der Liebe handelt?‹, bat ich.
    Er sah sich unbehaglich um. ›Es ist ein Gefühl tiefer Zuneigung und Anziehung für ein anderes Wesen, oft gepaart mit Leidenschaft und Sehnen – dem Bedürfnis, beisammen zu sein.‹ Er sprach emotionslos, schulmeisterlich, als zitiere er eine mathematische Formel. ›Das Gefühl, welches wir für den Namen empfinden, unseren Schöpfer. Das ist Liebe . Eine ihrer Erscheinungsformen. Die Liebe wird ein Impuls sein, der im gleichen Maß

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