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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Und wir kriegen nur diese eine Chance, weißt du. Es wird nur dieses eine Universum geben – wir können nicht immer von neuem anfangen, bis es wirklich gut wird. Ich wünschte nur, ich könnte begreifen, warum Ihm all das so wichtig ist …‹
    ›Weißt du, wo Zephkiels Zelle ist?‹, fragte ich ihn.
    ›Ja. Ich meine, ich war noch nie dort, aber ich weiß, wo sie liegt.‹
    ›Gut. Begib dich dorthin. Er erwartet dich. Ich werde dir später dorthin folgen.‹
    Er schüttelte den Kopf. ›Ich muss mich um meine Arbeit kümmern. Ich kann nicht einfach …‹
    Ich spürte, wie mein Zweck über mich kam. Ich sah auf ihn hinab und sagte: ›Du wirst dorthin gehen. Jetzt gleich.‹
    Er sagte nichts. Er wich vor mir zurück bis zum Fenster, wandte sich um, schlug mit den Flügeln und ich war allein.
    Ich ging zur Mitte der offenen Halle und ließ mich fallen, trudelte abwärts durch das Modell des Universums. Es funkelte um mich herum, unbekannte Farben und Formen rauschten vorbei, bedeutungslos.
    Als ich mich der Erde näherte, schlug ich mit den Flügeln, verlangsamte meinen Sturzflug und landete sacht auf dem Silberboden. Phanuel stand zwischen zwei Engeln, die gleichzeitig seine Aufmerksamkeit beanspruchten.
    ›Mir ist egal, wie ansprechend es deinem ästhetischen Empfinden erscheint‹, erklärte er gerade einem der beiden. ›Wir können sie nicht ins Zentrum verlegen. Die Hintergrundstrahlung würde verhindern, dass mögliche Lebensformen auch nur eine Chance bekämen. Und außerdem ist es zu instabil.‹
    Er wandte sich an den anderen. »Also, lass mal sehen. Hmm. Das wäre dann Grün , ja? Es ist nicht genau das, was ich mir vorgestellt hatte, aber … Hm. Lass es mir erst einmal hier. Ich komme drauf zurück.‹ Er nahm dem Engel ein Blatt Papier aus der Hand und faltete es entschlossen.
    Dann drehte er sich zu mir um. ›Ja?‹ Es klang brüsk; er wollte mich loswerden.
    ›Ich muss mit dir reden.‹
    ›Wie? Na schön, aber mach’s kurz. Ich bin sehr beschäftigt. Wenn es um Carasels Tod geht – ich habe dir alles gesagt, was ich weiß.‹
    ›Es geht in der Tat um Carasels Tod. Aber ich werde nicht jetzt mit dir reden. Und nicht hier. Begib dich zu Zephkiels Zelle. Er erwartet dich. Ich komme auch hin.‹
    Er schien etwas sagen zu wollen, nickte aber nur und ging zur Tür.
    Ich wollte mich ebenfalls abwenden, als mir ein Gedanke kam. Ich hielt den Engel zurück, der das Grün gemacht hatte. ›Verrat mir etwas.‹
    ›Wenn ich kann, sicher.‹
    ›Dieses Ding.‹ Ich wies auf das Universum. ›Wozu soll es gut sein?‹
    ›Gut sein? Nun ja, es ist das Universum.‹
    ›Ich weiß, wie es heißt. Aber welchem Zweck soll es dienen?‹
    Er runzelte die Stirn. ›Es ist Teil des Plans. Der Name wünscht es. Er verlangt dieses und jenes in diesen Dimensionen und mit jenen Eigenarten und Zutaten. Unsere Aufgabe ist es, es nach Seinen Wünschen zu schaffen. Ich bin sicher, Er weiß, wozu, aber mich hat Er es nicht wissen lassen.‹ Ein leiser Vorwurf lag in seinem Tonfall.
    Ich nickte und verließ die Halle.
    Hoch über der Stadt flog eine Phalanx von Engeln in exakter Formation. Ein jeder hielt ein Flammenschwert, das einen blendenden Schweif aus Helligkeit hinter sich herzog. Absolut synchron bewegten sie sich durch den lachsfarbenen Himmel. Sie waren wunderschön. Es war … Sie haben doch bestimmt schon mal an einem Sommerabend einen Vogelschwarm beobachtet? Sie ziehen ihre Kreise und Bahnen, bilden Formationen und lösen sie wieder auf und gerade, wenn Sie meinen, Sie haben das System durchschaut, stellen Sie fest, dass Sie sich geirrt haben, dass Sie es nie begreifen werden. Das war so ähnlich, nur noch viel besser.
    Über mir spannte sich der Himmel. Unter mir lag die leuchtende Stadt. Meine Heimat. Und außerhalb der Stadt, die Finsternis.
    Luzifer schwebte ein Stück unterhalb der Heerscharen und beobachtete ihre Manöver.
    ›Luzifer?‹
    ›Ja, Raguel? Hast du den Übeltäter gefunden?‹
    ›Ich denke schon. Würdest du mich zu Zephkiels Zelle begleiten? Einige andere erwarten uns schon dort und ich werde alles erklären.‹
    Er zögerte. Dann: ›Gewiss.‹
    Er hob sein perfektes Gesicht zu den Engeln, die gerade eine Kreisformation am Himmel bildeten. Ein jeder bewegte sich im perfekten Gleichklang zum Nächsten durch die Luft, ohne dass sie sich je berührten. ›Azazel!‹
    Ein Engel scherte aus dem Kreis aus und die anderen stellten sich beinah unmerklich darauf ein und schlossen die

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