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Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gossen«, drohte Shenandoah und stellte Saey vor. Sie sprachen miteinander, als wären sie allein im Raum. Die Männer hinter der Barriere bewegten sich unruhig; die Szene hatte etwas Explosives bekommen.
    »Gut. Warten Sie einige Minuten?«
    Shenandoah nickte und schob einen Würfel koffeinhaltigen Kaugummis in den Mund. Saey lehnte ab. Eines Tages, dachte Shenandoah bitter, werde ich euch allen etwas zeigen, das ihr nicht sehen wollt. Ich werde euch zeigen, wie sich eine Rasse von blödsinnigen Maschinen tyrannisieren läßt. Er begann wieder zu grinsen, und sein Gesichtsausdruck erschreckte die Männer, wenn sie Blicke auf ihn warfen.
    Van Gossen gehörte zu einer Schicht innerhalb des rationell abgestuften Gesellschaftsgefüges, die integer war: Historiker bildeten einen unersetzlichen Luxus. Ein Riesenvolk, dessen Historie im Dunkel hinter Gaswolken verschwunden war, brauchte solche Leute. Der Historiker erteilte eine Reihe von Anordnungen und siegelte den schriftlichen Auftrag mit seiner Identifikationsplakette.
    »Wir sind fertig?« fragte er kühl.
    »Selbstverständlich, Historiker van Gossen«, erwiderte der Leiter. »Haben Sie sonst noch Wünsche?«
    »Nein.«
    Shenandoah hob ironisch grüßend die Hand. In der Schleuse klappten sie die Helme nach vorn und gingen schweigend zum Schiff. Crooks fuhr einen zusätzlichen Sessel aus der Wand und startete die Jacht sehr schnell. Er fegte mit eingeschalteten Lichttriebwerken dicht über dem Mond dahin. Ein lautloses Gewitter erhellte kalkigweiß Landegerüste und Startpisten. Dann schoß die Jacht Empuse mitten in das Zentrum der Kugel hinein, die blaugolden vor ihnen schwebte, versehen mit zwei weißen Kalotten und einem surrealen Muster aus Wolkenstrukturen.
    Crooks war ein Hoffnungsloser, der den Schimmer einer neuen Chance sah. Er brach das erstickte Schweigen in der Kabine und sagte hart:
    »Van Gossen – werden Sie erschrecken, wenn ich rückhaltlos offen mit Ihnen rede?«
    Van Gossen hielt den Blick ruhig aus.
    Der Historiker, siebenundfünfzig Jahre nach der Rechnung des sechsten Planeten alt und demnach ein Mann jenseits der besten Jahre, lächelte. Die Würde seines Gelehrtenkopfes löste sich auf. Die Antwort erstaunte sogar Crooks.
    »Ich bin berühmt, alt und unabhängig. Ich bin unersetzlich und, da ich die Geschichte der Sundyborg kenne, kaum mehr zu verblüffen. Wo liegen Ihre Probleme, Shenandoah?«
    »Außer dem, das Sie kennen, gibt es ein neues Problem«, antwortete Shenandoah schroff. »Vielmehr zwei, wenn ich mich auf meine Augen verlassen kann. Sind Sie für oder gegen Menschen wie mich?«
    Van Gossen zeigte seine Zähne. Seine Stimme klang plötzlich sehr hart, als er in kaltem Ton antwortete:
    »Weder – noch!«
    »Wie können wir das verstehen, Historiker?« fragte Saey Bayard und musterte den teuren Raumanzug des Mannes. Die Gelenkkugeln waren vergoldet, und die Schalter bestanden aus fossilem Elfenbein.
    »Ich weiß, daß eine Rebellion nötig ist. Ich weiß ferner, daß Rebellen heute verlieren müssen. Ich kenne nicht nur Ihr Schicksal, Shenandoah, sondern auch das von Cortedanee, Wilkinson, Menadier und Sarrazin. Ich sympathisiere mit Ihnen, aber ich halte die von Ihnen angewendeten Methoden für schwachsinnig, um einen milden Ausdruck zu gebrauchen.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Crooks mit rotem Gesicht, »daß mir gefällt, was Sie sagen.«
    »Wahrheit schmerzt immer«, erwiderte van Gossen. »Widerstand, der sich darin äußert, statt einer Komputerbahn eine lineare zu fliegen – und das siebzehnmal! – ist sinnlos. Man gewinnt nicht durch Gewalt, sondern durch Denken. Sie haben einen Verstand; benützen Sie ihn!«
    »Ich habe ihn benützt!« sagte Shenandoah tonlos.
    »Die Sundyborg stellen die rechnerische Entscheidung über die freie Wahlmöglichkeit. Sie beten die Komputer an. Fünf Revolutionäre können neunzehn Welten nicht binnen einer Generation aufklären, Shenandoah! Was immer Sie in den nächsten Jahren tun, tun Sie es mit eiskalter, kortikal gesteuerter Überlegung. Heißes Blut mag in der Liebe gut sein –« er lächelte Saey an –, »im übrigen ist es eine sinnlose Emotion. Ich werde Ihnen und den anderen Herren, von denen ich annehmen möchte, daß es Ihre Freunde sind, gern helfen. Kommen Sie aber vorher, nicht nachher, wenn es zu spät ist.«
    Crooks senkte den Kopf.
    Er war sechsundzwanzig Jahre nach Escader alt, und er hatte bisher hinter jede seiner Aktionen seine gesamte Kraft gesetzt. Das

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