Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
war nicht mehr zu übertreffen.
    »Erledigt hat dich die siebzehnte Wiederholung dieses Verstoßes!« warf Saey ruhig ein.
    Shenandoah schien sie nicht gehört zu haben.
    »Ein All ohne Sterne!« sagte er tonlos. »Ein Volk ohne Geschichte! Und ausgerechnet ich muß es mir leisten, eigene Gedanken zu diesen Themen zu entwickeln.«
    In der Routine langer Jahre glitt sein Blick über Uhren und Zifferblätter; das Steuerpult war aus einzelnen Bausteinen zusammengesetzt und wie ein halbierter Kreisring geformt.
    Die Jacht, etwas langsamer als die Geschwindigkeit des Lichts, schnitt jetzt die Kreisbahn des mondlosen Rysvaerd, des achten Planeten. Der Mann in dem hochlehnigen schwarzen Kontursessel war gesellschaftlich bereits gestorben und unbeweint verbrannt worden. Was hier neben dem braunhaarigen Mädchen saß, war nicht mehr als Asche. Die Jacht war eine vollrobotische Urne, ausgestattet mit einem Netz von Komputern, kleinen summenden und tickenden Rechenmaschinen.
    Komputer ...!
    »Sie sind überall!« flüsterte Shenandoah gehetzt, »sie greifen ununterbrochen in die Lebensäußerungen der Sundyborg ein. Sie bestimmen das Leben der ganzen Rasse. Sie sind die verfluchten Hausgötter der neunzehn Welten!«
    »Alles ist verworren«, sagte Saey leise, »du hast versucht, Klarheit in ein starres System zu bringen. Du und vier andere Männer – es ist mißlungen. Vielleicht tröstet dich der Gedanke, daß ihr weit besser als jeder Komputer seid?«
    Müde drehte Shenandoah den Kopf und sah sie aus geröteten Augen an.
    Saey Bayard wirkte wie das Endprodukt einer langen Zuchtreihe, deren Ziel körperliche Schönheit war. Braunes Haar und grüne Augen; Crooks wußte, daß illegale Kosmetika und handgearbeitete Kleidung, abweichend von den uniformen Komputerschnitten, wesentliche Bestandteile dieses Eindrucks waren. Er war ein Rebell, der hoffnungslos gescheitert war – Saey rebellierte, ohne sich vom Diktat der Rechenmaschinen zu lösen.
    »Vielleicht tröstet mich der Gedanke«, erwiderte Crooks kalt, »aber er kann nichts ändern.«
    Links vom Schiff hing wie ein ausgerichteter Scheinwerfer die Sonne.
    »Was wirst du in den nächsten einunddreißig Tagen anfangen?« fragte Saey und tippte mit dem Fingernagel auf den viereckigen Schirm des Ortungsgerätes. Weit vor ihnen, rechts von der Geraden ihrer Flugbahn, erschien ein zitterndes Echo auf dem schwarzen Glas.
    »Ich muß versuchen, eine neue Aufgabe zu finden.«
    »Ein neuer Beruf?«
    »Ein Versuch, von einer anderen Position aus zu rebellieren. Und mit anderen Mitteln. Ich kann den Maschinen nicht glauben, ich greife das DOGMA an, und ich kann nur noch gewinnen.«
    Ihr Lachen klang aufmunternd und um eine Spur zu laut.
    »Da du alles verloren hast. Außer mir, Crooks!«
    Sein schmales Gesicht wirkte unproportioniert gegenüber dem muskulösen Hals und dem wirren Haarschopf. Crooks blickte in ihre grünen Augen und sagte heiser:
    »Ich weiß, Saey. Wir werden behutsam vorgehen müssen.«
    Der winzige Punkt auf dem Schirm begann rhythmisch aufzuleuchten. Gleichzeitig empfingen die Detektoren Funkimpulse; die Lautsprecher erwachten zu heulendem, knisterndem Leben.
    »Sind wir nicht schon immer vorsichtig vorgegangen?« fragte sich Crooks.
    Das Mädchen richtete sich in dem wuchtigen Sessel auf und blinzelte ihn an. Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen.
    »Nein!« sagte Saey laut. »Keiner von euch Narren war je vorsichtig. Ihr habt ein bestehendes, unbewegliches System herausgefordert und euch nicht überlegt, daß jede Revolution an der Trägheit der Massen scheitern muß. Fünf Mann gegen achtundzwanzig Milliarden und eine Phalanx von Rechenmaschinen!«
    Shenandoah knurrte wie ein gereiztes Tier.
    »Der Weg ins Licht, wie wir ihn verstehen, geht nur über diese Revolution, Saey!«
    Das Pulsieren des Lichtpunktes, der größer geworden war, verstärkte sich, je mehr sich die Jacht näherte. Shenandoah tippte die Daten einer Kursänderung von zwei Grad auf der Beta-Achse in die Steuerung und schaltete die Triebwerke aus. Der stählerne Tropfen raste im freien Fall auf die Position des Echos zu. Noch immer kreischten und wimmerten die Lautsprecher. Der fremde Schiffspilot sendete eine Störfrequenz, die auf sämtlichen Bändern gehört wurde.
    »Du kannst keine Revolution führen, wenn man dich verurteilt, auf einem Planeten zu bleiben«, fuhr Saey auf. »Dein Medium ist der Raum, und ohne ihn bist du hilflos.«
    Er nickte.
    »Du hast recht«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher