Die Meute
unternehmen«, sagte Charlie Cornwall etwas nervös.
»Ich auch«, stimmte George Fleming zu.
Thomas Hardman fand offenbar, daß das Gespräch eine unwillkommene Wendung nahm. »Also, was wollt ihr denn gegen eine Rotte von zehn, vielleicht fünfzehn halbverhungerten Hunden tun?«
»Den Hundefänger holen«, schlug Ted Goodall halb scherzhaft vor, während er die zweite Runde einschenkte. »Dafür ist er doch da, oder?«
»Ja, sicher«, antwortete George Fleming lachend. »Der wartet ja nur darauf, im November über den Sund zu kommen und sich durch den ganzen Schnee hier zu wühlen, um ein paar halbwilde Hunde zu fangen.«
Charlie Cornwall hob sein Glas und beobachtete das Funkeln des Kaminfeuers darin. »Die können doch nicht einmal ihre eigenen Straßen sauber halten. Warum sollten sie sich da um ein paar Hunde auf einer fast verlassenen Insel kümmern? Die Hunde sind schon unser eigenes Problem.«
»Erschießen wir sie«, sagte Ned Stewart mit für ihn uncharakteristischer Entschlossenheit.
»Was?« fragte Tom ungläubig.
»Ich sagte, erschießen wir sie, Tom.« Ned sah vom Boden auf und starrte Hardman an. »Wenn die vor deinem Haus säßen, würdest du das doch auch tun. Das waren keine normalen Hunde. Irgendwie waren die seltsam. Die hatten was vor. Wir müssen ...«
Tom setzte sein Glas ab. »Hatten was vor? Aber das sind doch Hunde.«
Stewart starrte ihn unverwandt an. »Wir müssen sie kriegen, bevor sie uns kriegen.«
»Was soll denn das heißen – ,kriegen’? Es geht doch um nichts weiter als um ein paar streunende Hunde. Harmlose kleine Viecher. Die tun doch niemandem etwas. Die fürchten sich doch viel mehr vor uns als wir uns vor ihnen.«
»Die Hunde haben Hunger, Tom«, sagte Ned Stewart ruhig.
»Ich glaube, er hat recht«, stimmte ihm George Fleming zu. »Wir sollten auf Nummer Sicher gehen. Holen wir unsere Gewehre und knallen sie ab.«
Tom betrachtete seine kalt gewordene Pfeife, als er aufstand. »Wenn man euch reden hört«, sagte er, »dann meint man, es wäre der Krieg ausgebrochen. Und das wegen ein paar streunenden Hunden. Eigentlich hätte ich euch für vernünftiger gehalten.« Er machte eine Pause, um dem, was er noch hinzufügen wollte, zusätzlichen Nachdruck zu verleihen. »Solche Hunde haben wir hier schon immer gehabt. Jedes Jahr am Ende der Urlaubssaison werden sie ausgesetzt. Aber deswegen brauchen wir uns doch keine Gedanken zu machen. Das sind Haustiere, keine Wölfe. Und außerdem besorgt die Natur schon das Nötige.«
Thomas Hardman war in Wut geraten. Er liebte die Welt so, wie Gott sie geschaffen hatte. Gottes Geschöpfe tötete er nur, wenn es absolut notwendig war. Vor kurzem hatte er zum erstenmal in seinem Leben eine Falle gestellt, aber nur, weil ihn die stark gestiegenen Lebensmittelpreise dazu zwangen. Nie hatte er wissentlich ein harmloses Tier gequält, und auch jetzt hatte er nicht die Absicht.
»Das ist doch wirklich nur dummes Zeug«, schimpfte er. »Lassen wir doch die Hunde in Ruhe. Im Frühjahr ist nichts mehr von ihnen zu sehen, wie immer. Und niemandem passiert etwas.«
»Vielleicht hat Tom recht«, sagte Fleming, der meist nicht sehr fest auf einer einmal gefaßten Meinung beharrte.
Ted Goodall, der sich für den philosophischen Kopf der Insel hielt, brachte schließlich auch seine Meinung zum Ausdruck. »Wenn wir noch ein wenig warten, kann das nicht schaden«, erklärte er in seinem aristokratischsten Ton. »Wenn sie anfangen, uns Ärger zu machen, können wir sie immer noch erschießen.«
»Ted hat recht«, pflichtete Hardman ihm bei. »Wir müssen in Zukunft nur dafür sorgen, daß die Urlauber keine Hunde mehr aussetzen, wenn sie nach Hause fahren. Wir könnten anordnen, daß die Tiere registriert werden müssen. Das würde sicher schon genügen.«
Charlie Cornwall lachte laut auf. Seine Familie war etwa gleichzeitig mit der Thomas Hardmans auf die Insel gezogen, und Hardman war seitdem sein bester Freund gewesen. Deshalb konnte sich Cornwall erlauben, laut zu sagen, was die anderen nur dachten.
»Tom, ich glaube, du könntest einen Hasen aus seinem Fell schwatzen, wenn du nur wolltest.« Mit dramatischer Geste erhob er sich. Cornwall war fast einsneunzig groß und überragte Hardman um Haupteslänge. Während er sprach, sah er auf Tom hinunter, was fast noch wirkungsvoller war als das, was er sagte. »Wäre wohl nicht so schlimm, wenn ein paar von uns ihr Gewehr nähmen und diese Hunde erschießen würden. Die Insel verliert
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