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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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wie eine scharfe Sense. Nie im Leben war ihr so kalt gewesen. Als sie aus dem Prancing Pig getürmt war, hatte sie keine Zeit gehabt, Mantel, Handschuhe oder Hut mitzunehmen.
    Wenn sie jetzt nicht bald ein warmes Plätzchen fand, würde sie sterben. Erfrieren.
    Konzentrier dich.
    Das war kein Computerspiel. Jedenfalls nicht mehr. Und sie keine simple Spielerin. Nicht mehr. Inzwischen war sie eine von vielen Gefangenen. Eine Bewohnerin der Demi-Monde.
    Verdammt nochmal, Norma, konzentrier dich. Wenn du in der Demi-Monde abkratzt, dann stirbst du auch in der Realen Welt.
    Wieder vernahm sie das traurige Heulen eines Jagdhunds. Sie kamen näher.
    Norma schleppte sich vorwärts. Dann glitt sie erneut auf den vereisten Pflastersteinen aus, prallte mit voller Wucht gegen eine Mauer, zerriss sich das Hemd an der Schulter und schürfte sich die Haut am Arm auf.
    Ignorier es einfach .
    Doch das klappte nicht mehr. Der Schmerz, die Kälte und die Erschöpfung wurden allmählich stärker als der Mut ihrer Verzweiflung. Mit allerletzter Kraft zwang sie sich aufzustehen, doch sie konnte nicht weiterlaufen, sie hatte sich völlig verausgabt.
    Ihre Energie reichte gerade noch aus, um sich humpelnd in den französischen Sektor zu retten und dort nach einem Versteck zu suchen. Sie musste die Pons Fabricius erreichen … sobald sie die Themse überquert hätte, wäre sie in Paris, und dann würden sie nur noch wenige Minuten vom Portal trennen.
    Bitte, Gott …
    Sie konnte den Fluss riechen, diese süße, widerliche Mischung von Schiffen, Sklaven und brackigem Wasser. So nah. Nun schneite es noch dichter. Vielleicht würde der wunderbare, herrliche Schnee ihre Spuren doch verwischen.
    Trotzdem ließ der Gedanke sie nicht los, dass das Ganze Wahnsinn war. All das konnte – durfte – nicht wahr sein. Sie konnte es nicht fassen, dass sie in eine derart entsetzliche Unwirklichkeit geraten war. Oder eine dermaßen grausame Wirklichkeit. O ja, die Demi-Monde war real. Viel zu real, verdammt. Der Schmerz, den sie spürte, war echt. Die Kälte war echt. Die Angst war echt.
    Während sie sich vorwärtsschleppte, warf sie einen Blick über die Schulter auf die dunklen, von Schnee bedeckten Straßen der Rookeries. Sie konnte ihre Verfolger nicht mehr hören. War es ihr am Ende doch gelungen, sie abzuschütteln? Hatten sie ihre Hetzjagd aufgegeben? Mit ihren jungen kräftigen Beinen nicht Schritt halten können?
    Schön wär’s.
    Diese Kerle gaben niemals auf. Keiner von ihnen wollte zurückkehren und Crowley eröffnen müssen, dass sie versagt hatten. Sogar Clement fürchtete sich vor Crowley. Nein, sie würden nicht aufgeben, sondern sie wie ein Rudel tollwütiger Hunde jagen. Zudem war ihr klar, dass sie nicht mehr lange durchhalten könnte. Sie war erledigt, und die Kälte gab ihr den Rest. Sie hatte verloren. Wo sollte sie sich verstecken?
    Norma blieb stehen, blickte sich um und entdeckte etwa zehn Schritte entfernt den Eingang zu einer schmalen Gasse, in der es keinerlei Straßenbeleuchtung gab. Die Dunkelheit darin war so vollkommen, dass niemand, nicht einmal Clement sie dort entdecken würde. Und vielleicht würde er ihr auch gar nicht folgen wollen . Kein Mensch wusste, was in der Finsternis der Demi-Monde auf einen lauerte, welche schrecklichen Ungeheuer aus dem sumpfigen Hub auftauchen mochten.
    Super .
    Norma hinkte unter Schmerzen auf die verlockende Dunkelheit zu und verschwand in der stinkenden, finsteren Gasse. Sie schleppte sich an den schiefen Mauern der Wohnhäuser entlang, die sie immer enger einschlossen, und versuchte, nicht an die unaussprechlichen Dinge zu denken, die sich womöglich hinter den Schatten verbargen. Schließlich fand sie einen dunklen Hauseingang, der ihr einigermaßen sicher erschien.
    In seinem Schutz blieb sie einen Augenblick vornübergebeugt stehen, die Hände auf den Knien, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Neue Energie in ihren kalten, schmerzenden Körper zu pumpen, das heftige Keuchen zu unterdrücken, ruhig zu sein, mucksmäuschenstill.
    Bitte, lass nicht zu, dass sie mich hören .
    Norma schüttelte den Kopf, um ihre Verwirrung zu vertreiben. All das stimmte nicht … alles, was sie fühlte … alles, was sie durchmachte … es war einfach nicht richtig. Immer wieder sagte sie sich, dass sie ein achtzehnjähriges Mädchen war und all das hier nichts weiter als eine Computersimulation. Achtzehnjährige Mädchen wurden in Phantasiewelten weder verletzt noch fühlten sie Schmerzen oder

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