Die Mitternachtsprinzessin
er versuchte, in die Kutsche zu gelangen. Die Wunde hatte lange geblutet.
Jetzt war Ibrahims Arm verbunden, aber sein Stolz war weiterhin verletzt. „Wann?“, fragte er mit finsterer Miene.
Kemal lächelte über den Eifer seiner Männer, die wieder zuschlagen wollten. Er wandte sich ihnen zu und richtete seine Worte an alle: „Habt Geduld“, befahl er. „Ruht euch gut aus. Sie ist verschwunden. Wir müssen abwarten, bis sie wieder auftaucht.“
„Woher sollen wir wissen, wann das sein wird?“, drängte Ibrahim.
„Keine Sorge“, versicherte ihm Kemal mit kühlem Lächeln. „Unser Freund im inneren Kreis wird uns benachrichtigen.“
7. Kapitel
Sophia erwachte kurz vor Tagesanbruch, erfüllt von einem herrlichen Gefühl des Friedens. Sie hatte sich die ganze Nacht über nicht bewegt und lag noch immer auf der Seite, den Kopf auf Gabriels Kissen.
Als sie langsam die Augen öffnete, sah sie als Erstes das Fenster, das sich gegenüber dem Bett befand. Die Welt hinter der Scheibe war noch grau, doch der morgendliche Gesang der Vögel drang in ihr Bewusstsein.
Das musste das Geräusch gewesen sein, das sie geweckt hatte. Sie warf einen Blick über die Schulter auf Gabriel, der hinter ihr auf dem Rücken lag und noch schlief. Eine ganze Weile schaute sie ihn nur an, hingerissen von seiner stolzen, männlichen Schönheit.
Der ruhende Krieger - im Moment völlig wehrlos.
Ein seltsamer Wunsch, ihn zu beschützen, erfüllte sie. Wie merkwürdig. Selbst im Schlaf besaß Gabriel Knight die Macht, in ihr die sonderbarsten Gefühle zu wecken.
Sie ließ den Blick über sein scharfes Profil gleiten, das im Schlaf weicher wirkte, betrachtete seinen Hals, seine muskulöse Brust, die sich in tiefen, gleichmäßigen Atemzügen hob und senkte.
Seine sonnengebräunte Haut verlockte sie, ihn zu berühren, aber sie wollte ihn nicht aufwecken. Sie betrachtete seine kräftigen Arme, die sie die halbe Nacht umfangen gehalten und ihr ein Gefühl von Sicherheit gegeben hatten - ein nie zuvor gekanntes Gefühl.
Auf einmal erwachte ihr Verlangen neu. Sie biss sich auf die Lippen und errötete bei dem Gedanken an die skandalösen Dinge, die sie in der vergangenen Nacht miteinander getan hatten, hier in seinem Bett und in dem anderen Zimmer.
Vermutlich sollte sie sich schämen, aber sie konnte nicht behaupten, dass sie es bedauerte. Aus irgendeinem Grund hatte sich alles zwischen ihnen so natürlich und richtig angefühlt. Bei der Erinnerung daran musste sie lächeln. Aber dann hörte sie plötzlich wieder ein Geräusch, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
Außer dem morgendlichen Vogelgezwitscher vernahm sie den Ruf eines Käuzchens - das Zeichen ihrer Männer!
Sie blickte wieder zum Fenster und kniff die Augen zusammen. In diesem Moment bemerkte sie eine Bewegung.
Sie holte tief Luft und stützte sich auf die Ellenbogen.
Ihre Männer waren angekommen.
All ihre Muskeln spannten sich an, und ihr Herz schlug wie rasend, als sie zwei, nein, drei schwarz gekleidete Leibwächter um Gabriels Haus herumschleichen sah. Sie suchten nach ihr. Endlich hatte der treue Timo ihre Spur zu den Koordinaten Rot/Sieben aufnehmen können. Sie erkannte, dass er den kühnen Markos bei sich hatte und den gutmütigen Yannis. Sie hatten ihr Pferd draußen auf der Wiese gesehen und vermutlich daraus gefolgert, dass sie in der Nähe sein musste.
Obwohl sie froh war, die treuen Freunde zu sehen, bedeutete es, dass es für sie Zeit war, Gabriel zu verlassen.
Schmerzerfüllt sah sie ihn noch einmal an. Sie musste gehen. Jetzt gleich.
Die ländliche Idylle war vorbei. Es war notwendig, zu den Pflichten zurückzukehren.
Die Vorstellung, ihn nie mehr zu sehen, versetzte ihr einen Stich. Sie hatte nicht erwartet, dass es so wehtun würde. Sie hatte schon so viele Menschen verloren, dass es ihr auf einmal entsetzlich unfair erschien, von ihm getrennt zu werden. Von diesem unglaublichen Freund, den sie gefunden hatte.
Doch sie wusste, gerade weil ihr etwas an ihm lag, weil er so freundlich zu ihr gewesen war, musste sie ihn beschützen.
Ihre Sorgen waren ihr Problem, nicht seines.
Einen Moment lang kniff sie die Augen zu. Sie bemühte sich, ihre übliche Entschlossenheit an den Tag zu legen, den Kloß in ihrem Hals zu ignorieren. Sie zwang sich dazu, sich aufzusetzen, und schließlich verließ sie lautlos sein Bett.
Auf Zehenspitzen schlich sie in das Ankleidezimmer, nahm ihr graues Bauernkleid und zog es eilig an.
Mit ihrem Haar konnte sie sich jetzt
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