Faenger des Gluecks
1. K APITEL
»Ein Sportler, großartig.« Brooke nahm einen großen Schluck von ihrem starken schwarzen Kaffee, lehnte sich zurück in den weichen Ledersessel und nickte lächelnd. »Da kommt Freude auf.«
»Kein Grund, sarkastisch zu sein«, erwiderte Claire milde. »Wenn de Marco für die Werbung einen Athleten einsetzen will, was könntest du dagegen einzuwenden haben?« Sie schaute abwesend auf den schweren Goldring an ihrer rechten Hand. »Immerhin bringt dir der Regieauftrag für die Werbespots eine Kleinigkeit ein.«
Mit ihren grauen Augen fixierte Brooke ihre Freundin mit dem für sie typischen bohrenden Blick. Eins von Brookes größten Talenten und eine nützliche Waffe war ihre Fähigkeit, jeden, vom Top-Manager bis zum launischen Schauspieler, niederzustarren. Sie hatte diesen Trick früher als Schutz vor ihrer eigenen Unsicherheit entwickelt und ihn seitdem zu einer Kunst verfeinert. Eine Kunst jedoch, die Claire Thorton nicht beeindrucken konnte. Mit neunundvierzig war sie die Chefin einer Produktionsfirma mit Millionendollarumsatz, die sie mit Köpfchen und Wagemut auf die Beine gestellt hatte. Die Erfahrungen von fast einem Vierteljahrhundert lagen ihren geschäftlichen Entscheidungen zugrunde, und sie beabsichtigte nicht, sich in Zukunft darin beirren zu lassen.
Sie kannte Brooke seit zehn Jahren – seit Brooke sich als Achtzehnjährige mit einem frechen Mundwerk einen Job bei »Thorton Productions« verschafft hatte. Dann hatte Claire Brooke dabei beobachtet, wie sie sich hochgearbeitet hatte – vom Mädchen für alles zur Beleuchterin, von der Chefbeleuchterin zur Assistentin des Kameramanns und schließlich zur Regisseurin. Claire hatte nie den Entschluss bedauert, der sie dazu veranlasst hatte, Brooke ihren ersten Werbefilm von fünfzehn Sekunden zu geben.
Intuition war die Grundlage von Claires Erfolg mit »Thorton Productions«, und intuitiv hatte sie ein ausgeprägtes Talent bei der jungen Frau gespürt. Hinzu kam, dass Claire sie kannte und verstand wie nur wenige. Vielleicht, weil sie beide zwei Eigenschaften gemeinsam hatten – Ehrgeiz und Unabhängigkeit.
Nach einem Moment gab Brooke seufzend nach. »Ein Sportler«, stieß sie erneut aus, wobei sie sich in ihrem Büro umsah. Es war ein kleiner Raum, an dessen hellgrauen Wänden Fotos aus Dutzenden ihrer Werbefilme hingen. Ein zweisitziges Sofa – neu mit dunklem Cord bezogen – war nicht bequem genug, um zu langen Besuchen zu ermuntern. Der Stuhl mit dem gepolsterten Rücken stammte aus einer Haushaltsauflösung, wie auch der Couchtisch, der weiter links an der Wand stand.
Brooke setzte sich hinter ihren alten abgeschlagenen Schreibtisch, dessen eine Schublade sich nicht mehr ganz schließen ließ. Er war beladen mit Papierstößen, einer Architektenlampe und einem Sammelsurium von Einwegkulis und zerbrochenen Bleistiften. Die Stifte befanden sich in einer antiken Vase. Am Fenster dahinter siechte ein Ficus in einem kunstvoll gearbeiteten Tontopf dahin.
»Verdammt, Claire, warum besorgen sie uns nicht einen Schauspieler?« In einer für sie typischen, weit ausholenden Geste riss Brooke die Hände hoch, dann stützte sie ihr Kinn darauf. »Weißt du überhaupt, was es bedeutet, aus Sportlern oder Rockstars einen Satz herauszukitzeln, ohne dass ihnen das Wort im Hals stecken bleibt oder sie miserabel übertreiben?« Mit einem kraftvollen Fluch, der jeden Kommentar überflüssig machte, schob sie die Papiere zu einem kleinen Stapel zusammen. »Ein Anruf bei einem Agenten, und hundert qualifizierte Schauspieler, die ganz heiß auf den Job sind, würden mir die Bude einrennen.«
Geduldig strich sich Claire einen Fussel von ihrem altrosa Leinenkostüm. »Du weißt, wie es den Absatz fördert, wenn ein Produkt mit einem bekannten Namen oder Gesicht angeboten wird.«
»Bekannter Name? Wer hat jemals von Parks Jones gehört? Übrigens ein blöder Name«, murmelte sie.
»Jeder Baseball-Fan im Land.«
Das milde Lächeln verriet Brooke, dass weitere Einwände sinnlos waren. Genau darum reizte es sie, weiterzumachen. »Wir machen Werbung für Mode, nicht für Sportvereine.«
»Acht Pokalauszeichnungen«, fuhr Claire unbeirrt fort. »Er ist in dieser Saison der beste Spieler in der Liga.«
Brooke zog die Brauen zusammen. »Woher willst du das wissen? Du hast dich noch nie für Baseball interessiert.«
»Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Und genau darum bin ich auch eine erfolgreiche Produzentin geworden. Jetzt solltest du besser
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