Die Mitternachtsprinzessin
Zeit. Sie hat mir erzählt, dass sie von dir kommen würde, genau wie du es mir angedroht hast. Ich muss wissen, wo du das Mädchen gefunden hast. Sag mir, wo sie ist! “
Derek sah ihn verständnislos an. „Gabriel, ich fürchte, da stimmt etwas nicht ...“
„Da hast du verdammt recht! Du hast mir nämlich eine verdammte Jungfrau geschickt. Wusstest du das?“
Derek sah ihn aus großen Augen an. „Du verstehst mich nicht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du sprichst!“
„Wie bitte?“
„Ich habe niemals ein Mädchen für dich ausgesucht. Ich weiß, ich wollte dich mit einer solchen Maßnahme in Schrecken versetzen, aber nach deiner Reaktion wagte ich es nicht. Gabriel, ich habe nur einen Scherz gemacht!“ Gabriel starrte nun seinen Bruder irritiert an.
Derek zuckte die Achseln. „Du sagtest mir, du wolltest allein sein, und ich habe das respektiert.“
Gabriel beugte sich vor und senkte die Stimme. Er wollte nicht, dass Lily sie hören konnte. „Du hast also kein Mädchen dafür bezahlt, damit sie zu mir reist, um mich zu verführen?“
„Nein!“
„Bist du ganz sicher?“
„Ich glaube, an so etwas würde ich mich erinnern“, meinte Derek trocken.
Gabriel verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn.
Derek betrachtete ihn, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Was zum Teufel hast du da draußen auf deinem Bauernhof getrieben?“
„Das willst du nicht wissen“, murmelte Gabriel.
„Aber ja doch. Hast du eine Dame kennengelernt?“
„Keine Dame. Nein. Eine kleine Diebin.“ Gabriel war verwirrt. Wenn Derek sie nicht für ihn ausgesucht hatte und nicht wusste, wo sie sich aufhielt - dann war Sophia, wie es schien, tatsächlich aus seinem Leben verschwunden.
Die Enttäuschung darüber raubte ihm beinahe den Atem.
„Was hat sie gestohlen?“, fragte sein Bruder.
Gabriel vermied es, ihn anzusehen. „Nichts von Bedeutung.“ Er dachte an den Morgen, an dem er Sophia schlafend in seiner Scheune entdeckt hatte.
Jetzt erkannte er, dass sie ihn noch mehr zum Narren gehalten hatte, als er schon ahnte. Sie hatte all seine Fragen mit ja beantwortet, hatte ihn einfach seine eigenen Schlüsse ziehen lassen.
Aber warum? Und wer in Gottes Namen war sie?
Hieß sie überhaupt Sophia?
„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte Derek und beobachtete ihn besorgt.
Gabriel sah ihn wachsam an. „Mach dir keine Gedanken“, sagte er und zuckte die Achseln. „Es spielt keine Rolle mehr.“ Er schüttelte den Kopf und versuchte, die kleine Teufelin aus seinen Gedanken zu verbannen. „Welche Nachricht wolltest du mir übermitteln?“
Er spürte die Besorgnis seines Bruders, nahm aber dankbar zur Kenntnis, dass Derek das Thema nicht weiter verengte und ihn auch nicht mit Fragen bedrängte.
Dazu kannte er ihn zu gut.
„Das hier kam heute Morgen für dich an.“ Derek griff in seine Westentasche und zog einen Brief von Lord Griffith heraus. „Unser Schwager Griff wusste nicht, wo er dich finden konnte, daher schickte er das Schreiben zu mir und bat mich, es so schnell wie möglich an dich weiterzuleiten.“
Verblüfft nahm Gabriel den Brief entgegen. „Unsere Schwester Georgie hat meine Adresse auf dem Hof.“
„Wie es scheint, hat er ihn nicht zu Hause verfasst. Sieh dir nur seine Adresse an. Lily sagt, er sei auf einem der Schlösser, die der Krone unterstehen.“
„Hoffentlich hat es nichts mit ihrem Baby zu tun“, murmelte Gabriel. Das erste Kind ihrer Schwester wurde erst in ein paar Monaten erwartet, aber die ganze Familie versuchte, sie zu beschützen.
„Nein, nein“, versicherte Derek. „Georgiana geht es großartig. Ich glaube, Griff schreibt dir in seiner offiziellen Eigenschaft als Diplomat.“
„Ich frage mich, was er will“, überlegte Gabriel laut, während er das wächserne Siegel brach.
„Vermutlich will er dich zu irgendeinem Schreibtischposten im Außenministerium überreden. Er versuchte auch schon, mich dorthin zu holen, und gab erst auf, als ich heiratete. “
„Dahinter steckt zweifellos unsere Schwester.“
Derek nickte. Georgie sah es als ihre Pflicht an, zu verhindern, dass einer ihrer Brüder nach Indien zurückkehrte. Sie war fest entschlossen, die ganze Familie in England zusammenzuhalten, und wenn das bedeutete, ihren Gemahl dazu zu überreden, hervorragende Stellungen für ihre Brüder zu finden.
Gabriel faltete den Brief auseinander und sah, dass drei Dokumentenseiten daran geheftet waren. „Du hattest
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