Die Mitternachtsprinzessin
über mir. Du weißt es, und ich ebenso.“ Sophia trat zurück und ließ seine von derart edlen Motiven bestimmte Zurückweisung auf sich wirken.
Es war nicht leicht, sie zu akzeptieren.
„Der Standesunterschied zwischen uns hat dich nicht aufgehalten, als du dachtest, ich wäre von niederem Stand, ich wäre dein Dienstmädchen.“ Sie kehrte ihm den Rücken zu.
„Es war ein Fehler. Wir haben uns beide hinreißen lassen.“ Er verstummte, doch schließlich brach er das Schweigen. „Warum hast du das getan? Warum hast du dich mir angeboten? Erzähl mir nicht, dass du viele Männer gefragt hast.“
Sie fuhr herum. „Natürlich nicht!“
Er hob die Hände. „Es war nur eine Frage. Ich weiß, was in diesen dekadenten Palästen vorgeht.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hältst mich also noch immer für ein Flittchen, oder?“
„Sophia ...“
„Ich bin noch Jungfrau, Gabriel.“ Sie sah ihn vielsagend an, und er wandte den Blick ab.
Sophia zog die Brauen hoch. „Hättest du Leon gekannt, so würdest du wissen, wie schwierig es für mich gewesen wäre, jemals vom rechten Pfad abzuweichen, das kann ich dir versichern.“
„Was also war ich dann? Ein Schritt in die Freiheit?“ „Vielleicht, ein bisschen.“ Langsam ging sie zu ihm zurück, die Arme noch immer vor der Brust verschränkt. „Vielleicht hatte ich auch Angst vor den Attentätern, die mich verfolgten, und ich hielt es nicht für gerecht, als Jungfrau zu sterben. Nicht dass du bei diesem Punkt sehr hilfreich warst. “
„Ich sollte heilig gesprochen werden“, murmelte er und lehnte sich an die schwere Ledercouch, die direkt hinter ihm stand.
Direkt vor ihm blieb sie stehen. „Major, das war aber nur ein Teil der Wahrheit. Ich fühlte mich einfach - zu dir hingezogen.“ Sie streckte den Arm aus und strich die Aufschläge seiner Uniformjacke glatt. „Das tue ich noch immer.
„Das ist unmöglich.“
„Küss mich richtig, Gabriel. Bitte. Ich will dich schmecken ..."
„Das darf nicht sein“, stieß er hervor, packte ihr Handgelenk und hielt sie fest, sodass sie ihn nicht länger liebkosen konnte.
Sie senkte den Kopf.
„Sophia, ich bin ein Mann, für den es nur alles oder nichts gibt. Was du mir bietest, ist nur ein Teil dessen, was ich von dir will.“
Wie grausam. Sie verzog das Gesicht und seufzte. Es kränkte sie, zu denken, dass er sich entschieden hatte, sie zurückzu weisen und zu verleugnen, aus welchen Gründen auch immer. Was sie füreinander empfinden mochten, für seinen Entschluss hatte dies keinen Einfluss. Es war nicht gerecht.
„Ist ein bisschen nicht besser als gar nichts?“, fragte sie leise.
Er erschauerte. „Himmel, es ist schwer, dir etwas abzuschlagen.“
Ihr Herz schlug schneller, als sie das Begehren in seinen Augen sah.
Er ließ ihr Handgelenk los und strich über ihren Arm, als wollte er sie gleich wieder an sich ziehen. „Es würde nur noch mehr wehtun, wenn wir uns auf das hier einlassen, weißt du.“
"Das ist mir egal.“ Als sie in Erwartung seines Kusses sich über die Lippen leckte, schloss er die Augen und rang um Selbstbeherrschung.
"Ich habe nach dir gesucht, weißt du. Meine kleine Zigeunerin. Ich wollte dich wiederhaben. Zurück in meine Arme. Zurück in mein Bett.“
”Oh Gabriel!“
Er öffnete die Augen wieder. Sie waren tiefblau, verschleiert vor Verlangen. Er drückte ihren Arm fester. Sie beugte sich zu ihm, wollte ihm zeigen, wie sehr sie ihn vermisst hatte, als ein Klopfen an der Tür sie plötzlich aufschreckte. Sophia wich zurück. Gabriel fuhr hoch und stand kerzengerade da.
„Herein! “, rief sie mit klopfendem Herzen und geröteten Wangen.
Ein Diener öffnete die Tür, und Gabriels Schwager Lord Griffith betrat den Kartenraum.
„Ah! Hier sind Sie. Es tut mir leid, ich wurde aufgehalten. Hoheit. Major.“
Der hochrangige Diplomat machte eine untadelige Verbeugung vor Sophia und lächelte seinen Schwager dann an.
Gabriels Haltung war starr, als er sorgfältig jeden verräterischen Blick zu Sophia vermied. „Ihre Hoheit hat mich über die Situation in Kavros und die Pläne der Regierung in Kenntnis gesetzt.“
„Gut. Kann ich dir noch irgendwelche Fragen beantworten?“
Gabriel räusperte sich. „Wir haben noch nicht besprochen, wer hinter dem Angriff stecken könnte.“
„Ja, das ist die große Frage“, sagte der Marquess finster. „Nicht für mich“, meinte Sophia und nahm auf einem Stuhl Platz.
Gabriel sah sie verwundert an, blickte
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