Die Mitternachtsprinzessin
sein scharf geschnittenes Profil, und selbst in dem grauen Tageslicht wirkte der Bronzeton seiner Haut lebendig und warm. Er hatte nachtschwarzes Haar, und als er sich zu ihr herumdrehte, sah sie in seine kobaltblauen Augen.
Alexa war betört. Sie schenkte ihm ihr unschuldigstes Lächeln, das ihre Grübchen hervorhub. „Guten Tag, Colonel.“
Er verneigte sich höflich. „Lady Alexa. Wie geht es Ihnen heute?“
„Ehrlich?“ Sie blieb unmittelbar vor ihm stehen und legte die Fingerspitzen auf die Fensterbank. „Ich habe solche Angst“, flüsterte sie.
Er runzelte die Stirn. „Warum? Hat jemand Sie bedroht?“
»Nein, aber Sie haben im Garten diesen schrecklichen Mann gefangen, und ich weiß, er will Sophia wehtun. Sie ist wie eine Schwester für mich.“
»Es ist reizend von Ihnen, sich um Ihre Hoheit zu sorgen, aber das ist nicht nötig. Ich werde mich darum kümmern, dass den Damen nichts geschieht.“
Sie senkte den Blick und wünschte, seine Worte würden Wahrheit entsprechen. „Sie müssen sehr tapfer sein“, meinte sie. Es war immer gut, an die männliche Eitelkeit zu appellieren.
Er lächelte etwas schief.
Sie sah ihn von unten herauf an. „Möchten Sie immer noch meine Eindrücke von der Nacht des Hinterhalts hören?“
"Gern. Haben Sie jetzt Zeit?“
„Ja“, erwiderte sie mit eifrigem Nicken. „Kommen Sie setzen wir uns, dann werde ich Ihnen alles erzählen, an das ich mich erinnern kann.“ Sie deutete auf das Sofa an der gegenüberliegenden Wand.
„Gut.“ Er warf noch einen raschen Blick aus dem Fenster, aber Sophia war nirgends zu erkennen. Vermutlich war sie irgendwo am anderen Ende des Reitparcours und spielte mit ihren Waffen.
Mit wild klopfendem Herzen führte Alexa den Colonel langsam zu dem Sofa, wo sie sich nebeneinander hinsetzten. „Sie sehen aus, als bereitete Ihnen etwas Sorgen“, sagte sie sanft.
„Oh, es ist nichts ...“
„Der Prinz“, meinte sie mit wissendem Lächeln. Er sah sie mit hochgezogenen Brauen an.
„Ich bin nicht blind, Colonel.“ Sie streckte den Arm aus und tätschelte kurz seine Hand. „Irgendwann verliebt sich jeder in Ihre Hoheit. Sie sind nicht der Erste, und Sie werden nicht der Letzte sein.“
Einen Moment lang starrte er sie nur an, dann wandte er sich ab, stützte den Ellenbogen auf die Sofalehne und rieb sich das Kinn. Einen Moment später sah er sie wieder an, diesmal misstrauisch. „Hat sie etwas zu Ihnen gesagt?“
„Zum Beispiel?“, fragte Alexa unschuldig.
„Zum Beispiel, dass sie ihn heiraten wird. Oder warum sie in dieser Stimmung ist.“
Alexa legte den Kopf schief und sah ihn zärtlich an. „Sie wissen, dass ich Sophias Vertrauen nicht missbrauchen darf.“
„Natürlich.“ Er erstarrte, dann senkte er den Blick. „Verzeihen Sie mir. Ich hätte nicht fragen dürfen.“
„Schon gut“, flüsterte sie und wagte es, kurz seinen Arm zu berühren. „Es macht nichts. Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit für mich, Ihnen zu helfen. Ich sehe ungern, wie Sie sich grundlos quälen.“
„Grundlos?“, wiederholte er nachdenklich. Diese verletzliche Seite an ihm rührte sie.
,Gabriel - darf ich Sie so nennen?“, flüsterte Alexa. „Für Sophia stand immer Kavros an erster Stelle.“
Ein Funke der Enttäuschung blitzte in seinen blauen Augen auf, dann wurde seine Miene verschlossen. „Glauben Sie mir, das verstehe ich.“
„Falls es Ihnen ein Trost ist - sie sagte, Ihr Kuss war weitaus angenehmer als der des Prinzen.“
Er fuhr auf. „Sie hat zugelassen, dass er sie küsst?“ Alexa tat sehr erschrocken und hob die Hand an die Lippen. „Ach, das hätte ich nicht sagen sollen!“
„Nein - ich bin froh, dass sie es mir erzählt haben“, erwiderte er und wich zurück. „Das ist eine sehr nützliche Information.“ Dann beugte er sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. Er verschränkte die Finger und blickte auf den Teppich.
„Nun“, fuhr Alexa leise fort. „Ich hörte, der Prinz mache Pläne, Ihre Hoheit zu treffen, wenn wir wieder in Kavros sind.“
Er wandte sich ab. „Tatsächlich.“
„Ich glaube nicht, dass das ein Geheimnis ist, Colonel.“ Alexa legte eine Hand auf seinen Arm und streichelte ihn sanft. „Er ist der Beste, den zu finden sie hoffen kann. Sie dürfen das nicht persönlich nehmen.“
»Natürlich nicht. Warum sollte ich?“, stieß er hervor und mied ihren Blick. Dass sie inzwischen seine Schulter berührte, schien er nicht zu bemerken. „Ich bin nur ihr
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