Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Ordnung.” Matilda Gunvaldsson nickte. “Aber bitte, lassen Sie sich dieses Mal etwas wirklich Außergewöhnliches einfallen. Es geht hier schließlich um die Torte anlässlich meiner Verlobung mit einem echten Grafen. Ein derartiges gesellschaftliches Ereignis verdient einen angemessenen Rahmen. Ich kann nur hoffen, dass Sie die Erwartungen, die ich in Sie setze, erfüllen werden.”
Als Matilda knapp zwei Minuten später das Büro von Fridtjof Lundgren verließ, das dieser für die Besprechung zur Verfügung gestellt hatte, lehnte Noelle sich seufzend zurück. Was für ein Tag!
Zuerst dieser Brief aus Frankreich, mit dem sie ihrem großen Ziel einen Schritt näher gekommen war, und dann das erste Treffen mit der Kundin, für die sie die Verlobungstorte anfertigen sollte.
Sie war so zuversichtlich gewesen, dass ihre Skizzen und Vorschläge auf Gegenliebe stoßen würden – doch weit gefehlt.
Nach zwei Stunden, die sie gemeinsam mit Matilda Gunvaldsson im Büro von Fridtjof Lundgren verbracht hatte, wusste sie, dass es nicht leicht werden würde. Ihre Auftraggeberin war nicht nur ein schrecklicher Snob, sie ließ auch mehr als deutlich durchblicken, dass sie eine Vorzugsbehandlung erwartet hatte.
Trotz ihres Unmuts musste Noelle sich zusammenreißen, schon allein, um Fridtjof Lundgren zu beweisen, dass sie sich so leicht nicht entmutigen ließ. Inzwischen wunderte sie sich nicht mehr darüber, dass ihr Vorgesetzter ausgerechnet ihr diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen hatte. Er wollte sie loswerden, weil er eifersüchtig war, ganz klar! Deshalb hielt er sie nun schon seit ihrem Dienstbeginn bei Hofe mit irgendwelchen läppischen Hilfsarbeiten hin. Er wusste, dass seine altmodischen und biederen Tortenentwürfe nicht mit ihren frischen und jugendlichen mithalten konnten. Zwar hatte er nichts von ihr zu befürchten, schließlich war er ihr Vorgesetzter, doch es gefiel ihm trotzdem nicht, ständig damit konfrontiert zu werden, dass sie besser war als er.
Wahrscheinlich hoffte Lundgren, dass sie sich bei dieser schwierigen Kundin zu einer Dummheit hinreißen ließ. Doch den Gefallen würde sie ihm nicht tun. Sie würde sich von keinem Mann mehr ihre Zukunft verbauen lassen. Den Fehler hatte sie einmal begangen – bei Felix. Das würde ihr kein zweites Mal passieren.
Wie von selbst ballten sich Noelles Hände zu Fäusten, als ihre Gedanken zurück in die Vergangenheit wanderten. Sie hörte Felix’ hämisches Lachen, als er sagte, dass sie es ohnehin niemals schaffen würde, ihren Traum wahrzumachen. Um ihn zu unterstützen und zu entlasten, als es darum ging, seine Karriere voranzutreiben, war sie gut genug für ihn gewesen. Aber danach …
Dies war kaum der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. Jetzt, wo das erste Gespräch mit ihrer Kundin hinter ihr lag, fühlte Noelle sich erschöpft, aber auf eine seltsame Art und Weise auch befriedigt. Sicher, leicht war es nicht gewesen, mit Matilda Gunvaldsson umzugehen. Doch sie hatte es trotzdem geschafft, die Situation zu meistern. Zumindest wusste sie jetzt genau, wie ihre Kundin sich die gewünschte Verlobungstorte vorstellte. Mit diesen zusätzlichen Informationen konnte sie ein neues Konzept ausarbeiten. Was sollte also jetzt noch schiefgehen?
Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie das Büro verließ. Sie war voller Zuversicht und Tatendrang. Keine Sekunde zweifelte sie daran, dass sie die Erwartungen, die ihre Auftraggeberin in sie setzte, erfüllen, ja sogar noch übertreffen würde.
Gerade als sie in den Küchentrakt zurückkehren wollte, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und erblickte Eva, die übers ganze Gesicht strahlte und auf sie zugelaufen kam.
Erstaunt hob Noelle eine Braue. “Müsstest du um die Zeit nicht eigentlich in der Schneiderei sein?”
“Ja, schon, aber ich habe tolle Neuigkeiten, die ich einfach nicht bis zum Dienstschluss für mich behalten kann!”
“Du meine Güte, was ist denn passiert?”
“Der Schal! Er ist wieder aufgetaucht!”
Noelle brauchte einen Moment, um zu erfassen, wovon ihre Freundin sprach, dann riss sie die Augen auf. “Wirklich? Aber wie …?”
“Ein Mann hat ihn in die Schneiderei gebracht.” Eva seufzte schwärmerisch. “Du lieber Himmel, der sah vielleicht gut aus! Groß, dunkelhaarig, mit umwerfenden blauen Augen. Er sagte, sein Name sei …”
“Albrektson”, vollendete Noelle den Satz für ihre Freundin. “Henrik
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