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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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das Kleid unbefugt aus der Schneiderei genommen hatte, um es für private Zwecke – beispielsweise eine Verabredung mit einem Mann – zu nutzen? Klang das nicht viel wahrscheinlicher als die Wahrheit? Bei der Vorstellung, dass Henrik so etwas über sie denken könnte, wurde ihr beinahe übel. Doch ganz gleich, wie seine Reaktion auch aussehen mochte, ihr blieb kaum eine andere Wahl, als es darauf ankommen zu lassen.
    Nach einem tiefen Atemzug betrat sie das Restaurant.
    Zur selben Zeit stand Henrik am Fenster des Gästezimmers von Kronborg Slott und starrte gedankenverloren hinaus in den Schlossgarten. In seiner Hosentasche steckte die Nachricht, die er heute Morgen kurz nach dem Frühstück von einem Dienstboten erhalten hatte.
    Er konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er die wenigen handgeschriebenen Zeilen seitdem gelesen hatte.
    Der Brief stammte von
ihr
, der schönen Unbekannten – oder der “Frau in Lavendel”, wie sie sich selbst nannte. Wenn er auch noch immer nicht ihren Namen kannte, so wusste er inzwischen doch, dass sie eine gute Freundin der Kronprinzessin war. Ein Rätsel gab ihm hingegen die Tatsache auf, dass sie ihn in der Nachricht bat, sich in einem Restaurant in der Stockholmer Altstadt zu treffen. Bisher war sie ihm gegenüber sehr zurückhaltend, fast scheu gewesen. Woher rührte dieser plötzliche Sinneswandel?
    Wie dem auch sei, er konnte der Einladung unmöglich folgen. Er schaffte es ohnehin kaum, die Fremde aus seinen Gedanken zu verbannen. Dabei war es so wichtig, dass er den Kopf für andere, wichtigere Dinge frei hatte. Sollte er vielleicht doch …
    Als sich eine Hand von hinten auf seine Schulter legte, drehte er sich um. Vor ihm stand Matilda. Ihr langes weißblondes Haar fiel offen über die Schultern, und in ihren hellblauen Augen lag ein geheimnisvolles Glitzern.
    “
Hej”,
sagte sie, schenkte ihm ein verführerisches Lächeln und ergriff seine Hand. “Du hast doch heute Abend noch nichts vor, oder?”
    Henrik hob eine Braue. “Wieso fragst du?”
    “Ich finde, wir sollten uns endlich ein wenig Zeit nehmen, um uns besser kennenzulernen”, antwortete sie mit einem lasziven Augenaufschlag. Sie stand jetzt ganz dicht vor ihm. Der süße Duft ihres Parfums umschwebte sie wie eine Wolke, und sie fing an, spielerisch an den Knöpfen seines Hemds zu nesteln. “Wir könnten etwas essen gehen und es uns anschließend hier gemütlich machen. Was hältst du davon?”
    Mit einem herausfordernden Blick ließ sie ihre Hand unter sein Hemd gleiten.
    Für einen Moment war er versucht, sich auf Matildas Annäherungsversuch einzulassen. Warum auch nicht? Immerhin war sie die Frau, die er zu heiraten gedachte.
    Sie wertete sein Schweigen als Zustimmung. Mit einem Seufzen schlang sie die Arme um seinen Nacken und bedeckte seinen Hals mit Küssen.
    Lass es einfach zu, riet ihm eine innere Stimme, als seine Libido sich regte. Er war schon so lange keiner Frau mehr so nah gekommen und …
    “Nein!” Er umfasste ihre Oberarme und schob Matilda von sich. “Es geht nicht!”, stieß er atemlos hervor. Sein Puls raste noch immer, doch er sah jetzt wieder klar – und wusste, dass er nicht so weitermachen konnte.
    Zumindest nicht jetzt.
    “Was ist denn mit dir?”, fauchte Matilda und blitzte ihn aus schmalen Augen zornig an. “Bin ich dir nicht gut genug, oder wo liegt dein Problem?”
    “Nein, das ist es nicht, ich …”, versuchte er zu erklären.
    “Verschwinde!”, rief sie. “Hau doch ab, wenn du nicht mit mir zusammen sein willst!”
    Beschwichtigend hob er die Hände. “Jetzt hör mich doch erst mal an!” Doch er merkte schnell, dass Matilda genau das nicht wollte. Wenn sie in dieser Stimmung war, konnte man nicht mit ihr reden.
    Also verließ Henrik das Gästezimmer und ging nach unten in den Schlossgarten. Unterwegs fragte er sich nicht zum ersten Mal, ob sein Vorhaben überhaupt Sinn machte. Matilda und er waren einfach zu unterschiedlich. Sie liebte den Jetset und hielt sich am liebsten immer dort auf, wo das pralle Leben tobte. Ganz im Gegensatz zu Henrik, der gesellschaftliche Großereignisse nur dann besuchte, wenn es sich nicht vermeiden ließ, und ansonsten die Ruhe und Abgeschiedenheit von Benningklint Slott bevorzugte.
    War eine Verbindung zwischen zwei so verschiedenen Menschen nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilt?
    Henrik blieb nichts anderes übrig, als es zumindest zu versuchen. Er konnte nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen. Die

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