Die Mönche vom Sirius
Positionsanzeige.
Das erste, was Leslie wunderte, war die Tatsache, dass die PLUTO offenbar keinerlei Anstalten machte, die Umlaufbahn um die Schwarzsandwelt zu verlassen.
Das zweite waren die Staubwolken, die von der Oberfläche des Planeten aufgestiegen waren. Sie bewegten sich jetzt weiter ins All.
Eine nach der anderen verschwand plötzlich und tauchte dicht vor den ersten Kridan-Schiffen wieder auf. Das geschah eine so winzige Zeitspanne später, dass die Instrumente der STERNENFAUST nicht in der Lage waren, diesen Zeitraum zu messen.
»Quantenteleportation in Nullzeit!«, stellte Bruder Patrick fast ergriffen fest. Er trat an die Konsole des Ersten Offiziers. Ohne diesen etwa um Erlaubnis zu fragen, tanzten seine Finger über die Sensorpunkte des Touchscreens. Soldo nahm das wortlos zur Kenntnis, denn auch er war von dem, was sich da draußen tat, wie elektrisiert.
»Sie greifen an!«, stellte Leslie fest. »Mit diesen Staubwolken greift die Entität die Kridan an!« Fassungslos schüttelte Leslie den Kopf.
In Kürze waren mehrere der Kridan-Schiffe komplett manövrierunfähig. Sie trudelten durch das All. Der Nano-Staub drang mühelos durch die Außenpanzerungen der Kridan-Schiffe.
Was dann geschah, darüber ließ sich von der STERNENFAUST aus nur spekulieren. Die Triebwerke wurden ganz sicher in Mitleidenschaft gezogen. Und dasselbe galt für die Steuer- und Waffensysteme.
Ein hektischer Funkverkehr wurde registriert. Panik schien sich unter den Kridan breit zu machen, die für diese Angriffe von sich selbst organisierender, scheinbar toter Materie keinerlei Erklärung hatten.
Leslie wandte sich an Bruder Patrick.
»Die Verschmelzung mit Ihren christophorischen Mitbrüdern scheint die Entität nicht daran zu hindern, in aller Grausamkeit Krieg zu führen«, sagte er.
Bruder Patrick blickte auf.
»Die Entität ist nicht grausam«, meinte er dann.
Leslie hob die Augenbrauen.
»Nicht grausam?«, echote er etwas erstaunt.
»Sie ist kalt«, korrigierte Bruder Patrick. »Kalt wie früher die Eiswüsten der Antarktis oder der Mars-Pole. Aber das hat mit Grausamkeit nichts zu tun. Es ist so, wie man uns in der alten Christophorer-Station sagte: Die Entität ist reine Information. Ein Sinnbild für maschinenhafte Kälte und Klarheit. Aber schon deswegen glaube ich, dass sich Bruder Bartholomäus im Irrtum befand, als er darin die Wahre Gestalt Gottes zu erblicken glaubte.«
»Ihre Mitbrüder haben einen hohen Preis dafür bezahlt«, fand Commander Leslie.
»Das können wir nicht beurteilen«, erwiderte Bruder Patrick fast tonlos. »Denn obgleich wir der Illusion erliegen mögen, Bruder Marius, Bruder Bartholomäus und die anderen gerade erst getroffen zu haben, so existieren sie doch schon seit Jahren nicht mehr.«
Epilog
Aus dem persönlichen Logbuch
von Commander Richard J. Leslie,
Captain des Leichten Kreuzers STERNENFAUST
Der Kridan-Plan, einen Brückenkopf im Braden-System zu errichten, war vollkommen gescheitert. Die Kridan-Schiffe wurden von den Staubwolken restlos transformiert. Es blieb nicht eine einzige Einheit übrig, die nicht von Nano-Staub zunächst durchdrungen worden und dann selbst in winzige Staubpartikel zerfallen wäre.
Zwischenzeitlich gelang es uns, Kontakt zu van Deyk zu bekommen, dem geraten worden war, den Orbit von Schwarzsandwelt mit seiner PLUTO nicht zu verlassen.
Ein guter Rat, denn die Staubwolken machten ganze Regionen des Braden-Systems über fast drei Tage völlig unpassierbar.
Wir erkannten die Entwicklung rechtzeitig – oder vielmehr muss ich mich hier bei meinem Waffen- und Taktikoffizier Lieutenant Chip Barus bedanken – und blieben daher an unserer Position im Orbit von Meerwelt.
Innerhalb von 24 Stunden sammelten sich die Staubwolken, zu denen die Flotte der Kridan geworden war und teleportierten in mehreren Etappen zur Schwarzsandwelt.
Wir verließen das System mit durchaus gemischten Gefühlen.
Bruder Patrick gab seinen Oberen im Orden der Christophorer einen ausführlichen Bericht über die Vorkommnisse und ich vermute, dass auch innerhalb dieser so hermetisch nach außen abgeschlossenen Gemeinschaft genialer Wissenschaftler darüber noch lebhafte Diskussionen geführt werden.
Wer mich besser kennt, weiß, dass ich gerne selbst dem Orden angehört hätte und es nur schwer verwinden konnte, dass mein Bruder Dan dafür ausgewählt wurde, während ich diese Hürde nicht schaffte – aus welchen mir bis heute unbekannten Gründen
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