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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dann in der Nähe von Andover ein Rieseneinbruch stattgefunden haben sollte…»
    «Das wäre eine Erlösung!»
    «Eine Erlösung?» Ich starrte ihn an. Der Ausdruck schien mir reichlich falsch gewählt in diesem Zusammenhang.
    «Ein Einbruch kann unter Umständen sehr aufregend sein, aber als Erlösung habe ich ihn noch nie empfunden!»
    Poirot machte eine abwehrende Handbewegung.
    «Sie haben mich missverstanden, mein Lieber. Ich wollte sagen, dass ein Einbruch die Angst vor etwas anderem von meiner Seele nehmen würde.»
    «Vor was?»
    «Mord», sagte Hercule Poirot kurz.

2
    Nicht von Hauptmann Hastings selbst erzählt
     
    M r. Alexander Bonaparte Cust stand von seinem Stuhl auf und spähte kurzsichtig durch das armselig eingerichtete Zimmer. Sein Rücken schien steif von der verkrampften Haltung, die er eingenommen hatte, und erst als er sich streckte und zu seiner vollen Länge aufrichtete, hätte ein zufälliger Beobachter gemerkt, dass er eigentlich ein groß gewachsener Mann war. Seine gebückte Haltung und sein unsicheres, kurzsichtiges Spähen riefen im ersten Augenblick nämlich den gegenteiligen Eindruck hervor.
    Er ging zu einem sehr abgetragenen Mantel, der an der Tür hing, und nahm ein Päckchen billiger Zigaretten und ein paar Streichhölzer aus der Tasche. Dann zündete er sich eine Zigarette an und trat an den Tisch zurück, an dem er gesessen hatte. Dort schlug er einen Fahrplan auf, studierte ihn eingehend und wandte darauf seine Aufmerksamkeit einer maschinengeschriebenen Liste von Namen zu. Mit einem Stift machte er neben einen der ersten Namen ein Kreuz. Es war Donnerstag, der 20. Juni.

3
     
    I m Moment hatten mich die trüben Vorahnungen Poirots bezüglich des Briefes, den er erhalten hatte, sehr beeindruckt; aber ich muss zugeben, dass ich die Sache vergessen hatte, als der Einundzwanzigste kam, und dass sie mir erst wieder einfiel, als Inspektor Japp von Scotland Yard bei uns erschien. Der Inspektor war ein alter Bekannter, und er begrüßte mich sehr herzlich.
    «Ja, da soll doch…!», rief er aus. «Ist Captain Hastings also aus der Wildnis von Dingsda heimgekehrt! Das ist ja wie in guten alten Tagen – Sie hier zusammen mit Monsieur Poirot! Sie sehen gut aus, Mann! Ganz zuoberst lichtet es sich ein bisschen, wie? Aber das blüht uns allen. Mir geht es genauso!»
    Das gab mir einen leisen Stich. Ich hatte mir eingebildet, dass die Art, wie ich mein Haar sorgfältig über die lichten Stellen meines Kopfes bürstete, die beginnende Glatze vollkommen verberge. Aber Japp war mir gegenüber nie von überwältigendem Takt gewesen, also entschloss ich mich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und zuzugeben, dass wir alle nicht jünger würden.
    «Mit Ausnahme von Monsieur Poirot!», stellte Japp fest. «Er gäbe eine prächtige Reklame für Haartonika ab. Sein Schnurrbart gedeiht prächtiger denn je. Aber schließlich tritt er ja in seinen alten Tagen auch mehr ins Licht der Öffentlichkeit denn je. Ist in alle wichtigen Fälle unserer Tage verwickelt. Verbrechen in Zügen, in Flugzeugen, Morde in der höchsten Gesellschaft – er ist da und dort und überall dabei. War noch nie so gesucht und berühmt wie seit seinem Rücktritt!»
    «Ich habe Hastings bereits gestanden, dass ich wie eine Primadonna immer noch ein letztes Mal erscheine», sagte Poirot lachend.
    «Mich würde es gar nicht wundern, wenn Sie einmal sogar Ihren eigenen Tod kriminalistisch untersuchten», grinste Japp.
    «Sie, das wäre eine Idee! Darüber müsste jemand ein Buch schreiben!»
    Poirot zwinkerte mir zu. «Das könnte Hastings übernehmen.»
    Ich begriff nicht, was daran so amüsant sein sollte, und fand den Spaß überhaupt nicht sonderlich geschmackvoll. Witze über das mögliche Ableben eines Menschen, noch dazu eines Anwesenden, kamen mir ganz und gar nicht lustig vor.
    Vielleicht stand mir dieses Empfinden auf dem Gesicht geschrieben, denn Japp wechselte plötzlich das Thema.
    «Haben Sie schon von Monsieur Poirots anonymem Brief gehört?», fragte er mich.
    «Ja, ich habe ihn Hastings neulich zu lesen gegeben», antwortete Poirot für mich.
    «Ja, richtig!», rief ich aus. «Das hatte ich total vergessen! War da nicht ein bestimmtes Datum genannt…?»
    «Doch, der Einundzwanzigste», sagte Japp. «Das war also gestern, und ich habe noch spät abends mit Andover telefoniert. Das Ganze war also doch ein dummer Scherz. Nichts ist passiert! Kinder haben eine Schaufensterscheibe eingeschlagen, und ein paar

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