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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie.
    Clarke brachte ihr eine Tasse Kaffee, aber sie lehnte es ab, mit uns zu frühstücken.
    «Haben Sie sich mit Sir Carmichaels Korrespondenz befasst?», fragte Crome.
    «Ja.»
    «Hat er jemals einen Brief bekommen – oder Briefe – die mit ABC unterschrieben waren?»
    «ABC?» Sie schüttelte den Kopf. «Nein, bestimmt nicht.»
    «Er hat auch nichts davon gesagt, dass ihm jemand aufgefallen wäre, der abends um das Haus herumschlich?»
    «Nein.»
    «Und Sie selber haben auch keinen Unbekannten hier herumlungern sehen?»
    «Herumlungern… nein. Selbstverständlich lungern um diese Jahreszeit viele Fremde in dieser Gegend herum, wenn man es so ausdrücken will. Man begegnet oft Menschen, die zweck- und ziellos über den Golfplatz und zum Strand hinunterschlendern, und natürlich ist sozusagen jeder dieser Badegäste ein Fremder für einen.»
    Poirot nickte nachdenklich.
    Inspektor Crome bat, den Weg sehen zu dürfen, den Sir Carmichael auf seinen nächtlichen Spaziergängen einzuschlagen pflegte. Franklin Clarke führte uns durch die Fenstertür, und Miss Grey begleitete uns ebenfalls.
    Sie und ich gingen hinter den anderen.
    «All das muss ein entsetzlicher Schlag für die Bewohner von Combside gewesen sein», begann ich ein Gespräch.
    «Mir kommt es einfach unglaublich vor. Ich war gestern bereits zu Bett gegangen, als die Polizei anrief. Das Stimmengewirr von unten kam mir sonderbar vor, so dass ich aufstand und fragte, was eigentlich geschehen sei. Deveril und Mr. Clarke waren eben im Begriff, sich mit Laternen auf die Suche zu machen.»
    «Um wie viel Uhr kam Sir Carmichael für gewöhnlich von seinem Spaziergang zurück?»
    «Ungefähr um Viertel vor zehn. Meistens trat er durch die Seitentür ein. Manchmal ging er gleich zu Bett, manchmal saß er noch eine Weile in der Galerie, wo seine Sammlungen sind. Wenn also die Polizei nicht angerufen hätte, wäre sein Ausbleiben vermutlich nicht vor heute früh entdeckt worden.»
    «Für seine Frau muss der Schock unerträglich gewesen sein.»
    «Lady Clarke steht fast ständig unter Morphium. Ich glaube nicht, dass sie fähig ist, klar aufzunehmen, was um sie herum vorgeht.»
    Wir waren inzwischen durch eine Gartentür auf den Golfplatz hinausgetreten. Nachdem wir schräg über die Anlage gegangen waren, passierten wir einen Zaun und gelangten auf einen steilen Feldweg.
    «Da hinunter geht es nach Elbury Cove», erklärte uns Franklin Clarke. «Aber vor zwei Jahren baute man eine neue Straße, die von der Überlandstraße direkt nach Broadsands und Elbury führt, so dass dieser Weg jetzt praktisch nicht mehr benützt wird.»
    Wir stiegen auf dem schmalen Pfad bergab. Unten geriet man in dichtes Gebüsch und Farnkraut, ehe man den Strand erreichte; doch dann trat man plötzlich auf einen grasbedeckten Dünenkamm, von dem aus man das Meer und den weißschimmernden Strand überblickte. Ringsum standen dunkelgrüne Bäume – ein herrliches Fleckchen Erde: weiß, grün und saphirblau.
    «Wie schön!», rief ich überwältigt aus.
    Franklin Clarke wandte sich nach mir um.
    «Nicht wahr?», sagte er eifrig. «Warum zieht es die Menschen eigentlich an die Riviera, wenn sie das da im eigenen Lande haben? Ich bin ziemlich weit herumgekommen in der Welt, und ich habe bei Gott nichts gesehen, was schöner wäre.»
    Als schämte er sich seines Begeisterungsausbruchs, fuhr er in sachlichem Ton fort: «Das also war der Abendspaziergang meines Bruders. Bis hierher ist er immer gegangen. Dann stieg er wieder den Weg hinauf, hielt sich oben links statt rechts, ging am Bauernhaus vorbei und kam von hinten wieder auf das Haus zu.» Wir gingen weiter bis zu der Hecke, die über das Feld lief, wo man den Leichnam gefunden hatte.
    «Einfach», sagte Crome. «Der Mann stand hier im Schatten. Ihr Bruder kann nichts bemerkt haben, bis der Schlag geführt wurde.»
    Das Mädchen an meiner Seite zuckte zusammen.
    «Ruhig, ruhig, Thora», redete Franklin Clarke ihr begütigend zu. «Es ist scheußlich, ich weiß, aber es hat ja keinen Sinn, die Tatsachen verschleiern zu wollen.»
    Thora Grey! – Der Name passte wundervoll zu ihr.
    Wir gingen ins Haus zurück, wohin man den Leichnam gebracht hatte, nachdem die polizeilichen Aufnahmen gemacht worden waren.
    Als wir die breite Treppe hinaufstiegen, trat eben der Arzt aus einem Zimmer.
    «Nun, Doktor? Irgendwelche neuen Anhaltspunkte?», fragte Clarke.
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    «Ganz klarer Fall. Ich spare mir die Fachausdrücke für

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